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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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erzeugen, dass man wirklich persönlich mit einem anderen Menschen spricht. Wenn du einfach nur ein entspanntes Rentnerdasein führen willst: Omphalos hat Sim-Designer vom Feinsten unter Vertrag. Overdrive-Künste, LitPhantasien.«
    Von dem, was ich gelesen und Orianna mir auf der Tuamotu geschildert hatte, wusste ich, dass die meisten Bewohnerinnen und Bewohner von Omphalos ihre Zeit in langfristigem Wärmeschlaf verbrachten, während ihre Körper in medizinischem Nano schwammen. Praktisch gesehen, waren sie keine Eloi – sie konnten nicht herumspazieren und einem jungen Erdenbürger seinen Platz und seine Beschäftigung streitig machen –, aber man wusste noch nicht, wie lange ihr Leben aus zweiter Hand andauern konnte. Omphalos war ein Refugium der sehr Reichen und sehr Mächtigen, die sich nicht auf den Gürtel oder auf den Mars abschieben lassen, aber trotzdem länger leben wollten. Die medizinische Behandlung, die sie sauberhielt, reinigte, trainierte, kräftigte, Körper und Seele gesund und fit hielt (eine medizinische Behandlung, bei der kein Ende abzusehen war), war nur aufgrund einer Gesetzeslücke erlaubt. Der Omphalos und die zweiundvierzig ähnlichen Anlagen in aller Welt waren bei den ›Normalbürgern‹ nicht beliebt. Aber die Bewohner waren mit den Regierungen der Erde dermaßen verfilzt, dass man ihnen nicht beikommen konnte.
    »Was spricht dagegen, dass du hierher kommst? Der Wächter hat’s als Himmel auf Erden bezeichnet.«
    Orianna war mir vorausgeeilt. Sie zog die Schultern hoch. »Mir wird ganz anders dabei«, sagte sie und holte einen Fahrstuhl, der sofort hielt.
    Der Fahrstuhl blieb stehen. Orianna nahm mich bei der Hand und führte mich durch einen Gang, der zu einem Hotel voller Plüsch und Plunder hätte gehören können, frühes zwanzigstes Jahrhundert. Auf hölzernen Tischen standen Cloisonné-Vasen. Wir gingen über einen nicht-synthetischen Teppich, wahrscheinlich bestand er aus echter Wolle. Der Teppich war tiefgrün und hatte weiße Blumenmuster.
    Orianna fand die gesuchte Tür und klopfte leise an. Die Tür ging auf. Wir betraten ein kleines weißes Zimmer mit drei Empire-Stühlen und einem Tisch. Im Zimmer duftete es nach Rosen. Die Wand vor den Stühlen wurde hell und zeigte ein hochaufgelöstes virtuelles Bild. Es wirkte so, als ob wir durch Glas auf eine dahinterliegende Szenerie blickten. Eine schwarzhaarige, auf strenge Weise schöne Frau am Ende ihrer mittleren Jahre saß auf einem weißen gusseisernen Stuhl inmitten eines herrlichen Gartens. Bäume gaben ihr Schatten. Mehrere Reihen von Büschen, die liebliche rote, blaue und gelbe Rosen trugen, standen in Reih und Glied und führten perspektivisch zu einem prächtigen viktorianischen Gewächshaus. Am Horizont ballten sich dicke Wolken. Es sah nach einem heißen, schwülen Tag aus, an dem es ein Gewitter geben würde.
    »Hallo, Miss Muir«, grüßte Orianna. Die Frau kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte das Gesicht nicht richtig unterbringen.
    »Hallo, Ori! Wie nett, Besuch zu bekommen.« Sie lächelte strahlend.
    »Miss Muir, dies ist meine Freundin Casseia Majumdar vom Mars.«
    »Erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte die Frau.
    »Weißt du, wer Miss Muir ist, Casseia?«
    »Nein, leider nicht.«
    Orianna schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander. »Ohne Erweiterungen hast du immer das Nachsehen. Dies ist die Präsidentin Danielle Muir.«
    Den Namen kannte ich.
    »Präsidentin der Vereinigten Staaten?«, fragte ich. Mein Gesicht verriet, wie beeindruckt ich war.
    »Das ist schon vierzig Jahre her«, sagte Miss Muir und neigte den Kopf zur Seite. »Ist praktisch schon vergessen. Außer von Freunden und meiner Patentochter. Wie geht’s dir, Ori?«
    »Sehr gut, Gnädige. Es tut mir leid, dass ich nicht eher kommen konnte … Wir waren verreist, wie du weißt.«
    »Auf dem Mars. Bist du mit demselben Schiff wie Miss Majumdar zurückgekommen?«
    »Ja. Und ich muss dir gleich sagen, dass ich nicht ganz ohne Grund hier bin.«
    »Und das ist hoffentlich ein interessanter.«
    »Casseia steckt in einer Klemme, Gnädige. Und ich weiß zu wenig und verstehe nicht, was überhaupt los ist.«
    Die ehemalige Präsidentin Muir beugte sich vor. »Schieß los.«
    Orianna hob die Hand. »Darf ich gleich anfangen?«
    »Gewiss doch«, sagte Miss Muir. Aus der Wand kam ein Datenträger. Orianna legte einen Finger dagegen und gab auf diese Weise Informationen an Miss Muir weiter.
    Ich stellte mir vor, wie die ehemalige

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