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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Ihrem Rücken zu verstehen gegeben, dass sie Ihren Vorschlag nicht unterstützen wollen.«
    »Cailetet«, bemerkte ich und warf Bithras einen Blick zu. Er schüttelte den Kopf. Ich musste ihn nicht an Cailetet erinnern.
    »Wir kommen mit denen schon klar«, sagte Bithras. »Cailetet ist gegenwärtig auf Majumdar angewiesen, da Majumdar viele ihrer Projekte auf dem Mars finanziert.«
    Bei dieser versteckten Drohung runzelte Mendoza unwillig die Stirn. »Das ist noch längst nicht alles. Wahrscheinlich ist es nicht einmal das wichtigste Problem. In ein paar Tagen werden Sie sich in einem Zivilprozess zu verantworten haben. Man wirft Ihnen sexuelle Belästigung vor. Die Anklage wird im District of Columbia anhängig. Ich glaube, Sie werden wohl kaum einen erfolgreichen Unterhändler abgeben, wenn die Anschuldigungen erst einmal öffentlich bekannt sind.«
    Bithras Gesicht erstarrte. »Wie bitte?«, fragte er mit flacher Stimme.
    »Sehen Sie sich die Dokumente bitte genau an«, antwortete Mendoza. »Sie enthalten für die Erde annehmbare Vereinigungspläne und taktische Vorschläge zur Umsetzung. Ihr Einfluss auf dem Mars ist unbestritten … jedenfalls im Augenblick noch. Es gibt immer noch viel, das Sie dort tun können. Unsere Zeit ist um, Mr. Majumdar.«
    Wang und Mendoza nickten Allen und mir zu. Wir waren zu verblüfft, um zu reagieren. Als wir im Sitzungszimmer allein waren, ließ Bithras sich langsam und vorsichtig auf seinem Stuhl nieder und starrte die Wand an.
    Allen fand als erster Worte. »Um was geht’s?«, fragte er und sah Bithras über den Tisch hinweg an.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Bithras. »Um eine Lüge.«
    »Du musst doch irgendeine Ahnung haben«, drängte Allen. »Offensichtlich ist es nicht völlig aus der Luft gegriffen.«
    »Da war etwas«, sagte Bithras ärgerlich. Er schloss die Augen und zog die Backen hoch, so dass sich in seinen Gesichtswinkeln tiefe Krähenfüße abzeichneten. »Nichts Ernstes. Ich habe eine Frau angemacht.«
    Mir fiel nichts ein, das so schlimm war, dass es Bithras auf dem sehr freizügigen Planeten Erde eine Zivilklage einbringen konnte.
    »Sie stammt aus einer Memonenfamilie von sehr hohem Rang, sie vertritt GOWA in Pakistan. Ich empfand eine Art Verwandtschaft. Ich brachte ihr sehr warme Gefühle entgegen.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich hab sie angemacht. Sie hat mich abgewiesen.«
    »Und das ist alles?«
    »Ihre Familie«, sagte Bithras, hustete und schüttelte den Kopf. »Sie ist eine Muslimin der Fatima-Sekte. Verheiratet. Vielleicht hat sie es als ganz besondere Beleidigung empfunden. Ich bin kein Muslim. Vielleicht liegt es daran.«
    Allen wandte sich mir zu. Ich wusste nicht, ob er gleich weinen oder einen Lachanfall bekommen würde.
    Er holte tief Luft, biss sich auf die Unterlippe und wandte sich ab.
    Mich packte ein Anflug unsäglicher Wut. Ich stand auf und ließ die Arme hängen. Aber meine Hände ballten sich zu Fäusten.
    In meinem Zimmer lag ich schlaflos auf dem Bett. Durch die Tür hörte ich, wie Allen und Bithras einander anbrüllten. Allen wollte Einzelheiten hören. Bithras behauptete, sie seien nicht wichtig. Allen bestand darauf: Sie seien sogar verdammt wichtig. Bithras fing an zu weinen. Das Gebrüll hörte auf, ich vernahm nur noch leises Gemurmel, das sich über Stunden hinzuziehen schien.
    Irgendwann am frühen Morgen wachte ich auf und setzte mich auf die Bettkante. Es kam mir so vor, als sei ich ein Niemand im Nirgendwo. Das Zimmermobiliar bedeutete nichts und war so veränderlich wie die Dinge in einem Traum. Das Gewicht, das mich auf Bett und Boden hielt, schien aufgrund einer merkwürdigen Vermischung unterschiedlicher Sinneseindrücke politischer statt physikalischer Natur zu sein. Durch die lichtdurchlässigen Jalousien an den breiten Fenstern sah ich, wie die Morgendämmerung graute und Streifen aus dem Wolkenteppich riss, der den Fluss, das Tidebecken und alles, was die Fundamente des Gebäudekomplexes umgab, verdunkelte.
    Eine Nachrichtenanzeige blinkte auf meinem Kom auf. Automatisch streckte ich den Finger danach aus, zog ihn aber wieder zurück.
    Ich wollte nicht mit Orianna sprechen oder einen Brief von meinen Eltern lesen. Es konnte noch Tage dauern, bis sich die Spannung in meinem Kopf legen würde.
    Schließlich gestand ich mir meine Unfähigkeit ein, eine Nachricht ungelesen zu lassen. Ich griff nach dem Kom und rief die Nachricht ab.
    Sie kam nicht von Orianna oder meinen Eltern.
    Sie kam von Senator John

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