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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Er schluckte, starrte aus dem Fenster und sprach weiter, als koste es ihn große Mühe: »Ich habe mich mit Alice Eins und Zwei und unseren Anwälten auf dem Mars beraten, außerdem beauftrage ich einen Anwalt auf der Erde. Wir strengen einen Schöffenprozess an und fordern mindestens zwei Denker als Schöffen.«
    »Schlau«, sagte ich.
    Bithras nahm mir gegenüber in einem Sessel Platz und faltete die Hände im Schoß. »Wir haben bis jetzt alles vertraulich gehandhabt, aber vor unserer Abreise werde ich die Einzelheiten öffentlich bekanntgeben. Das wird Mind Design zwingen, die Sache vor Gericht zu bringen, anstatt heimlich eine gütliche Einigung außerhalb des Gerichts voranzutreiben. Es wird einen Skandal geben. Sie werden alles abstreiten.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Es wird auch sehr schlecht für GOWA aussehen. Unser Anwalt wird den Verdacht äußern, dass die Erde an einer Verschwörung beteiligt ist und Mind Design dazu benutzt, den Mars wirtschaftlich zu ruinieren.« Bithras seufzte tief. »Ich habe Fehler gemacht. Es ist nur ein schwacher Trost, dass sie meiner Einschätzung nach noch größere Fehler gemacht haben. – Alice Zwei wird hierbleiben.«
    »Ein guter Plan.«
    »Es sollte jemand bei ihr bleiben. Allen hat sich angeboten, aber ich wollte dir die Möglichkeit geben.«
    »Ich sollte wohl besser abreisen«, antwortete ich ohne Zögern.
    »Wir haben die Erde anscheinend beide satt«, sagte Bithras. Er senkte den Blick. »Du hältst mich für einen Narren.«
    Meine Lippen zuckten, mir schossen Tränen der Wut und Enttäuschung in die Augen. »J-ja«, antwortete ich und wandte den Blick ab.
    »Ich bin nicht der Beste, den der Mars aufzubieten hat.«
    »Das hoffe ich, weiß Gott, nicht.«
    »Allerdings habe ich dir Chancen vermittelt«, sagte er.
    Ich wich seinem Blick aus. »Ja«, räumte ich ein.
    »Vielleicht aber auch Chancen vermasselt. Der Rat wird Anhörungen durchführen. Man wird dir peinliche Fragen stellen.«
    »Ich bin nicht deshalb wütend«, sagte ich.
    »Warum dann?«
    »Ein Mann mit deinen Pflichten. Du hättest es besser wissen müssen. Du hättest wissen müssen, welche Probleme du hast und welchen Schaden sie anrichten können.«
    »Und was weiter? Mich in die Therapie schicken lassen?« Er lachte bitter auf. »Typisch Erde! Wie passend, dass mir eine Marsianerin so etwas vorschlägt.«
    »Auf dem Mars kommt das doch alle Tage vor«, wandte ich ein.
    »Nicht bei einem Mann meiner Herkunft. In unserer Familie bleiben wir so, wie wir auf die Welt gekommen sind. Wir spielen ausschließlich unsere eigenen Karten aus, keine anderen.«
    »Dann werden wir verlieren.«
    »Kann sein. Aber ehrenhaft.«
     
    Eine Stunde vor unserer Abfahrt zum Raumhafen verabschiedete ich mich in der Suite von Alice. Alice hatte sich für eine gewisse Zeit zurückgezogen und geweigert, auf unsere Fragen nach ihrer Verfassung Antwort zu geben. Sie wollte nicht einmal mit dem Anwalt sprechen, den wir mit unserer Klage beauftragt hatten. Auch nicht mit seinem Denker. Aber das ging vorbei. Inzwischen schien sie ihren neuen Status zu akzeptieren: Sie gehörte zur Familie und wurde geliebt, auch wenn man sie nicht mehr mit den gewohnten Arbeiten betrauen konnte.
    »Ich habe mir noch einmal bestimmte Teile der Simulation vorgenommen, die du mit Orianna gemacht hast«, erzählte sie mir, während ich sie auf ihrem Wägelchen in mein Zimmer rollte. Mein Koffer und mein Kom lagen – Ecke auf Ecke – auf dem Bett. Manchmal entwickle ich einen übertriebenen Ordnungssinn.
    »Du hast alles abgespeichert?«, fragte ich.
    »Ja. Ich habe mir die fiktiven Charaktere ausschnittsweise vorgenommen, es war interessant.«
    »Orianna war auch der Meinung, dass es dich interessieren würde. Aber du solltest das löschen, ehe dich die Denker von Mind Design unter die Lupe nehmen.«
    »Ich kann gar nichts löschen. Ich kann die Simulation nur komprimieren und im nichtaktivierten Speicher lassen.«
    »Richtig. Das hatte ich ganz vergessen.«
    Plötzlich lachte Alice so, wie ich sie noch nie hatte lachen hören. »Ja. Das trifft’s. Ich kann Dinge zeitweise vergessen.«
    »Ich werde dich vermissen«, sagte ich. »Ohne dich wird mir die Heimreise lang werden.«
    »Du hast ja Bithras zur Gesellschaft und kannst Mitreisende kennenlernen.«
    »Ich bezweifle, dass Bithras und ich viel miteinander reden werden«, sagte ich und schüttelte den Kopf.
    »Beurteile Bithras nicht zu hart.«
    »Er hat viel Schaden angerichtet.«
    »Ist es nicht

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