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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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er Connor und Dauble zur Erde gefolgt. Dort hatte er sich GOWA und GASH angedient, eine Frau des lunaren Cailetet-Zweiges geheiratet und dann den Rückweg zum Mars angetreten. Crown Niger hatte es schließlich (und in sehr kurzer Zeit) an die Spitze geschafft.
    Er hatte ein glänzendes Auftreten, anders als alle anderen Zentralisten. Im Unterschied zu ihnen besaß er im übrigen weder einen Funken Idealismus noch ein Molekül Feingefühl.
    Mir lag das Treffen schon seit Tagen im Magen, aber es musste sein. Cailetet konnte bei der Vorbereitung einer verfassungsgebenden Versammlung sehr nützlich sein.
    Als ich ihn in seinem Büro aufsuchte – es lag in Kipini, mitten im Ödland der südlichen Acidalia Planitia –, erinnerte er sich nicht an mich, warum sollte er auch. Ich war nur eines unter vielen Dutzend Gesichtern gewesen. Gesichtern von Studentinnen und Studenten, die man verhaftet und in der Mars-Universität Sinai festgehalten hatte.
    Sein Gesicht war blass. Sein schwarzes Haar trug er in einem Bürstenschnitt, der seine hohe Stirn betonte. Crown Niger empfing mich an der Tür seines Büros, schüttelte mir die Hand und lächelte wissend. Einen Moment lang glaubte ich, er habe mich wiedererkannt. Aber die Art, wie er mir einen Sessel und eine Tasse Tee anbot, zeigte, dass dem nicht so war.
    »Erzul hat sich ganz schön zum Mittelpunkt entwickelt, nicht wahr?«, erklärte er. Seine Stimme war glatt und leicht nasal und mehr vom Akzent der Erde geprägt als bei unserer letzten Begegnung. Er wirkte gelassen, kühl, weltläufig, seine Haltung verriet Lockerheit und Selbstvertrauen. Nichts würde ihn beunruhigen oder überraschen. Er hatte schon alles gesehen, nichts war ihm fremd.
    »Cailetet verfolgt Ihre Fortschritte mit Interesse. Erzählen Sie mir mehr darüber.«
    Ich schluckte, setzte ein falsches Lächeln auf und nahm Platz. Ich sah ihn nur dann direkt an, wenn es gar nicht anders ging, und musterte während des Sprechens sein Büro. Es war ordentlich und kahl. Es bestand aus einem nackten Stahlschreibtisch, einem grauen Musterteppich und Wänden mit einem dichten, geometrischen Druck. Das Büro sagte nichts über ihn aus, außer dass eine hübsche und luxuriöse Innenausstattung Achmed Crown Niger wenig bedeutete.
    Ich war am Ende meiner Ausführungen angelangt und schloss mit den Worten: »Wir haben die Zusage von vier oder fünf größeren und zwölf kleinen BGs und würden jetzt gern einen Termin festlegen. Nur Cailetet hat bislang abgelehnt.«
    »Cailetet hält sich die Entscheidung offen«, erwiderte Crown Niger und trommelte mit dem Zeigefinger auf den Schreibtisch. Er bot mir noch einmal Tee an, ich ließ mir nachschenken. »Ehrlich gesagt, scheint der Vorschlag der BG Persoff uns attraktiver. Darin ist die Zahl der teilnehmenden BGs begrenzt, um organisatorisches Chaos zu vermeiden … Eine zentrale Finanzbehörde teilt den Bezirken ihre Budgets und Aufgaben zu und arbeitet dabei direkt mit der Erde und dem Dreierbund zusammen. Ein sehr verlockender Vorschlag. Gar nicht so weit von der Position der BG Majumdar entfernt, ehe Sie Ihre Reise zur Erde antraten.«
    Offensichtlich war er neugierig, wie ich darauf reagieren würde. Ich lächelte ironisch und entgegnete: »Dieser Ansatz berücksichtigt kaum noch einzelne Rechte, wenn die BGs erst einmal aufgelöst sind. Manche Bezirke hätten kaum noch Mitspracherechte.«
    »Der Entwurf hat gewisse Schwächen«, räumte Crown Niger ein. »Aber das hat auch Ihr Entwurf.«
    »Wir kümmern uns um eine bestimmte Prozedur, wir haben ja noch gar keinen spezifizierten Entwurf vorgelegt.«
    Crown Niger schüttelte fast mitleidig den Kopf. »Man kann es drehen und wenden, wie man will, Miss Majumdar. Der Hang zu einer Verfassung, deren Modell alte Demokratien auf der Erde sind … Das ist doch eine Art Entwurf.«
    »Wir möchten damit dem Machtmissbrauch einer Regierung, die nicht direkt rechenschaftspflichtig ist, einen Riegel vorschieben.«
    »Sehr föderalistisch gedacht. Offen gestanden, traue ich eher solchen Institutionen auf dem Mars, die mehr Machtbefugnisse haben«, sagte Crown Niger. »Die haben es nämlich nicht nötig, Stiefel zu lecken und zu allem ja und amen zu sagen.«
    »Wir ziehen die direkte Rechenschaftspflicht vor.«
    »Sie plädieren für radikale Veränderungen. Ich frage mich, warum sich so viele BGs auch noch selbst damit einverstanden erklärt haben, dass man ihnen die Eier abschneidet.«
    Seine vulgäre Sprache ärgerte mich. »Weil sie

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