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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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mindestens einmal am Tag miteinander reden. Wir haben beide unsere Steuerruder verloren, Cassie. Ich werde dein Ruder sein, wenn du meines bist.«
    »Abgemacht«, sagte ich.
    »Gut.« Sie holte tief Luft, die obere Partie ihres Kopfes verschwand kurz aus dem Blickfeld. »Erzähl mir von Kaibab.«
    Ich skizzierte kurz, was in den wenigen Tagen seit unserem letzten Gespräch geschehen war. Von allen Ecken des Mars waren Dutzende von Fracht- und Passagier-Shuttles am geheimen Stützpunkt auf dem Kaibab-Plateau eingetroffen. Halbfertigen Tunneln hatte man rasch kosmetischen Glanz verliehen. Neue Wohnungen waren inzwischen bezugsfertig und mit Grundausstattungen eingerichtet. Das Hauptlabor war inzwischen fertig, man hatte mit dem Bau der Haupttweaker begonnen.
    Die Einwohnerzahl von Kaibab war rasch auf zweihundert, dreihundert, vierhundert Menschen angewachsen. Die Eisschicht konnte tausend Menschen mit Wasser versorgen. Täglich trafen weitere Leute von Point One ein. Bald würde ich hier eine Hauptstadt im Miniformat stehen haben, die innerhalb der kalten Tunnel und Räumlichkeiten ihre Arbeit aufnahm – eine Sicherheitsreserve für Many Hills.
    Man hatte dem Tweaker-Projekt und dem Labor den identischen Codenamen Auftakt verliehen. Worauf Auftakt letztendlich abzielte – der Präsidentin im äußersten Notfall eine letzte Option zu bieten –, wussten nur sehr wenige. Dass diese Option als reale Möglichkeit bedenklich näherrückte, wussten nur Ti Sandra, Charles, Leander und ich.
    Zwei weitere Olympier, Mitchell Maspero-Gambacorta und Tamara Kwang, waren eingeflogen worden. Sie sollten Charles, Stephen Leander, Nehemiah Royce und Vico-Persoff unterstützen. Pincher und Yueh Liu waren in der Forschungsuniversität Tharsis geblieben, arbeiteten dort an einem Reserve-Tweaker und überwachten die Entwicklung weiterer Denker.
    Ich beendete meinen Bericht. Ti Sandra biss sich auf die Unterlippe und nickte beifällig. »Du hast großartige Arbeit geleistet, Cassie«, sagte sie. »Ich verrate dir was: Wenn dies alles vorbei ist, werden wir eine Familienfeier veranstalten. Ich werde das schrillste Kleid tragen, das du je gesehen hast. Wir werden feiern, dass wir in Sicherheit sind. Das ist mein Ziel.«
    »Ein wunderbares Ziel. Alles Gute für deine Rückkehr in die Tretmühle«, sagte ich, und wir legten auf.
    Ich starrte einen Augenblick gedankenverloren auf den Schreibtisch.
    Der Mars war noch lange nicht über den Berg. Wir konnten große Waffen bauen, aber das war auch schon alles. Es war immer noch fraglich, ob wir sie auch einsetzen würden. Und solange diese Frage nicht geklärt war, waren wir alles andere als in Sicherheit. Aber das deutlichste und tückischste Risiko war ein internes.
    Die Republik würde dem Druck nicht lange standhalten. Die Marsianer hatten sich an den Wiederaufbau gemacht, robustere Reservesysteme zur Lebenserhaltung installiert … Aber sie lebten immer noch in der Angst vor einem erneuten Einfrieren oder noch Schlimmerem. In den Siedlungen kursierten alle möglichen Gerüchte, seitdem von der Regierung beauftragte Spezialisten zu alten Bergwerken ausgeschwärmt waren, um dort nach Spuren von Heuschrecken zu suchen. Selbst Cyane Sulci wurde aus dem Luftraum unter die Lupe genommen. Die Suche war ergebnislos. Es war ja auch fast ein Ding der Unmöglichkeit, einen Nano-Samen zur Herstellung von Heuschrecken aufzuspüren, der nicht größer als eine Faust sein musste und sich als Stein tarnen konnte. Aber auch in Melas Dorsa wurden keine Spuren dessen gefunden, was die Zerstörung herbeigeführt haben musste.
    Die Heuschrecken hatten in Melas Dorsa äußerst raffiniert und wirksam zugeschlagen. Zuerst hatte man kleine Einheiten in die verlassene Siedlung geschickt. Diese Einheiten hatten alles ausgekundschaftet und das Kommunikationsnetz lahmgelegt. Danach waren die großen Zerstörer angerückt. So jedenfalls lauteten die Vermutungen … Denn wir hatten ja keine Aufzeichnungen dessen, was dort geschehen war, bis auf das stumme Zeugnis eingestürzter Tunnel, zerstörter Geräte und lädierter Überreste von Robotern.
    Wir hielten an einem Wahltermin fest, aber dieser Wahltag war erst in sechs Monaten angesetzt – und niemand wusste, was bis dahin noch passieren konnte oder wo wir dann überhaupt sein würden.
    Während von vielen Stellen Anschuldigungen erhoben wurden, tauschten die Staatshäupter innerhalb des Dreierbundes Stellungnahmen aus, beteuerten ihre guten Absichten und forschten in

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