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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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einen jungen Mann, der viel Ehrgeiz, aber wenig Durchsetzungsvermögen hatte. »Sie müssen tun, was Sie für richtig halten«, sagte er kurzangebunden.
    Sofort ergriff ich Partei für Charles. »Charles«, sagte ich mit Nachdruck, »weiß ganz genau, was er will. Er weiß mehr als die meisten Menschen auf der Erde.«
    Angesichts dieser heftigen Verteidigung zog mein Vater eine Augenbraue hoch, während Charles dankbar nach meiner Hand griff.
    »Es sind schon weniger begabte Wissenschaftler als Sie durch die Maschen geschlüpft«, bemerkte mein Vater. »Man muss nur wissen, wie man mit den Leuten richtig umgeht.«
    »Ich hab keine Ahnung, wie man richtig mit den Leuten umgeht«, sagte Charles. »Ich weiß nur, wie man offen und direkt mit ihnen umgeht.«
    Er sah mich so an, als müsse ich ihn dafür bewundern. Und ich lächelte, obwohl ich ihn nicht bewunderte, sondern für nicht ganz aufrichtig hielt. Sofort schwand die Sorge aus seinem Gesicht, er strahlte mich an. Seine braunen Augen schielten sogar leicht, wie bei einem kleinen Hund. Ich wandte mich ab, weil mir seine Reaktion peinlich war. Ich wollte nur noch weg von meinen Eltern, wollte mit Charles allein sein, ihm zeigen, wie sehr ich ihn mochte, aber ihm gleichzeitig sagen, dass dies der falsche Zeitpunkt war. Ich fühlte mich grässlich, mir war sogar leicht übel.
    »Casseia würde bei der erstbesten Gelegenheit sofort zur Erde gehen«, sagte meine Mutter. »Das stimmt doch, oder?« Sie grinste mich stolz an.
    Ich starrte auf das Aquarium. Vor vielen Jahren hatte man es auf der Erde versiegelt. Vater hatte es liebevoll gehegt und gepflegt und am Hochzeitstag meiner Mutter geschenkt. »Niemand hat’s mir bisher angeboten«, stellte ich fest.
    »Du bist ja auch begabt«, sagte Charles. »Du wirst die Hürden nehmen, so gut wie du mit Leuten umgehen kannst.«
    »Genau das glauben wir auch«, bestätigte mein Vater und lächelte stolz. »Sie braucht nur noch ein bisschen Selbstvertrauen. Unterstützung von anderen Menschen, nicht nur von ihren Eltern.«
    Vater nahm mich beiseite, während Mutter sich mit Charles unterhielt. »Du bist nicht glücklich, Casseia«, sagte er. »Das sehe ich, und Mutter sieht’s auch. Charles muss es ja auch wohl sehen. Woran liegt’s?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Alles läuft schief«, antwortete ich. »Ihr habt ihn gern .«
    »Warum sollten wir das nicht?«
    »Ich hab ihn hierher eingeladen …, weil ich mit ihm reden muss. Und ich hab überhaupt keine Gelegenheit, allein mit ihm zu reden …«
    Vater lächelte. »Ihr könnt nachher doch alleinsein.«
    »Daran liegt’s ja auch gar nicht. Ihr prüft ihn auf Herz und Nieren, als sei er ein Heiratskandidat .«
    Mein Vater kniff ein Auge zusammen und starrte mich wie ein Schürfer an, der nach einer Ader im Gestein sucht. »Bislang bin ich mit ihm ganz und gar einverstanden.«
    »Er ist ein Freund. Er ist hier, weil wir miteinander reden müssen. Ich bitte dich gar nicht um dein Einverständnis.«
    »Bringen wir dich in eine peinliche Situation?«
    »Ich muss einige wichtige Dinge mit ihm besprechen, und es dauert alles so lange.«
    »Tut mir leid«, sagte mein Vater. »Ich werde versuchen, die Inquisition schnell über die Bühne zu bringen.«
    Wir gingen zurück ins Museumszimmer. Langsam aber sicher lenkte mein Vater meine Mutter von dem Gespräch mit Charles ab und schlug ihr vor, im Teegarten nach dem Rechten zu sehen. Als sie gegangen waren, lehnte sich Charles selbstzufrieden, angenehm gesättigt und entspannt zurück. »Die beiden sind liebe Menschen«, sagte er. »Ich weiß jetzt, aus welchem Stall du kommst.«
    Er hätte sonst was sagen können, geärgert hätte es mich allemal. Aber dieser Satz brachte das Fass zum Überlaufen. »Ich bin eine eigenständige Frau«, fuhr ich ihn an.
    Er hob abwehrend die Hände und seufzte. »Casseia, du willst mir etwas sagen. Also spuck’s aus. Du bringst mich völlig durcheinander.«
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du dich anschließen lassen willst?«
    Er runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    »Du hast dich dafür beworben, dass man dich an einen QL-Denker anschließt.«
    »Klar hab ich das«, sagte er mit verständnislosem Blick. »Das hat doch jeder dritte Physiker in meinem Studienjahr.«
    »Ich weiß, was ein QL-Denker ist, Charles. Ich hab gehört, was er Menschen antun kann …«
    »Er macht sie nicht zu Ungeheuern!«
    »Er tut ihnen in menschlicher Hinsicht auf keinen Fall gut«, sagte ich.
    »Läuft es deswegen so

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