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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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gekommen?«
    »Hm, ich wußte es«, erwiderte ich und dachte an meine selbstgebauten Teleskope. Auf der Suche nach meinem Zuhause hatte ich durch ihre Linsen geschaut wie ein Astronaut durch die Fenster seines Raumschiffs.
    »Ich wußte es auch«, sagte sie. »Nicht von einem Planeten, der existiert. Einfach von dort draußen.«
    Ich nickte und wich anderen Paaren aus, indem ich rückwärts tanzend von linken Drehungen zu rechten wechselte.
    »Wenn mich irgendwer gebeten hätte, ihm den Weg nach Hause zu zeigen«, bemerkte ich, »hätte ich mit dem Finger nach oben gedeutet, und bis vor gar nicht allzulanger Zeit hätte ich den Grund dafür nicht gewußt.«
    Sie hob herausfordernd den Kopf.
    »Ich hätte nicht nach innen deuten können: auf einen engen Raum, der dicht mit Organen vollgepackt ist und kaum Platz zum Atmen läßt… Ich hätte weder nach rechts noch nach links zeigen können: In diesen Richtungen bin ich nirgendwohin gelangt, nur zu einem anderen Hier. Die einzige Möglichkeit, die mir blieb, war, nach oben zu zeigen, von der Erde weg, und daher hatte ich lange Heimweh nach den Sternen…«
    »Ich habe es immer noch«, sagte sie. »Wenn die Außerirdischen herunterkämen und auf dem Dach landeten, würden wir sie nicht bitten, uns nach Hause mitzunehmen?«
    Als ich mir das vorstellte, mußte ich lachen. Unser Dach würde die Landung eines Raumschiffes nicht aushalten. Würden wir mit den Besuchern aus dem Weltall davonfliegen, nachdem sie unsere Küche plattgedrückt hätten?
    »Sie könnten uns nicht nach Hause mitnehmen«, sagte ich. »Denn wir sind nicht von den Sternen gekommen. Wie können Lebewesen, die von einem Punkt jenseits der Raumzeit stammen, uns den Weg nach Hause zeigen?«
    »Es muß Karten geben«, erwiderte sie.
    Mir fiel keine Antwort ein, und ich dachte darüber nach, bis die Musiker noch einmal ihr anfängliches Thema spielten und dann mit einem Schlußakkord endeten.
    Ja, es gibt Karten, dachte ich. Aber wenn wir nicht von den Sternen kommen und auch nicht von der Erde, woher kommen wir dann? Wenn ich tief im Innern wüßte, daß meine Heimat kein Planet ist, müßte ich also beweisen, daß ich nirgendwoher herkomme — das wußte ich erst seit kurzem.
    Wir suchten uns einen Tisch und stießen auf Fremde: einen Arzt und seine Frau, eine Krankenhausdirektorin und ihren Mann. Ich fragte mich, was ich nach dem How-do-you-do sagen würde.
    Fühlen Sie sich in irgendeiner Weise für die medikamentenabhängige Gesellschaft um uns herum verantwortlich? Freut es Sie zu glauben, wir seien hilflose Passagiere in unserem Körper? Stimmt es, daß die Ärzteschaft sich mehr als jede andere Berufsgruppe vor dem Sterben fürchtet und daß ihre Selbstmordrate höher ist als die jeder anderen?
    »Sind denn keine Umbrologen hier?« wollte ich fragen.
    Umbrologen?
    »Das sind Ärzte, die Erkrankungen des Schattens behandeln«, hätte ich gesagt, »zerbrochene Schatten, deformierte Schatten, fehlende Schatten, Hyperumbria — eine anomale Aktivität des Schattens. Sie verstehen, Umbrologen! Sind keine Umbrologen hier?«
    Das wäre doch hirnrissig, hätten sie lachend geäußert. Der Schatten imitierte doch den Körper.
    Ebenso verrückt wäre es, hätte ich erwidert, zu vergessen, daß der Körper imitiert, was auch immer man ihn glauben macht. Sind wirklich keine Umbrologen hier? Jeder Arzt in diesem Saal ist doch einer. Und dann wäre ich gegangen. Ich sagte nichts dergleichen und blieb.
    »Sie fliegen eine Skymaster!« konstatierte die Direktorin.
    Ich sah sie an. Können Ärzte Gedanken lesen?
    »Das Abzeichen in Ihrem Knopfloch«, erklärte sie. »Es ist eine Cessna Skymaster, nicht wahr?«
    »Oh, natürlich. Es ist eine Skymaster«, antwortete ich. »Kaum jemand bemerkt das.«
    »Ich fliege eine Cessna 210«, sagte sie. »Also fast eine Skymaster. Eine einmotorige Skymaster.«
    »Cessna, Cessna, Cessna«, mischte sich der Arzt ein. »Bin ich etwa der einzige am Tisch, der eine Piper fliegt? Es geht nicht in meinen Kopf hinein, daß Sie sich keine Twin Comanche anschaffen.«
    »Erst Vollgas und dann einen kleinen Sturzflug«, entgegnete ich. »Das ist nicht schwer.« Zu meiner Überraschung lächelte er.
    Nach einer Minute blickte ich Leslie an, die mit unschuldiger Miene einwarf, eine Nacht, in der getanzt und über Flugzeuge geredet würde, könnte nicht allzu übel sein.
    Und so ging der Abend dahin. Wir tanzten oft. Ich entsann mich, daß viele Ärzte auch Flieger sind, der Saal war voller

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