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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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Folgende: Arbeite weiter und warte darauf, daß der Zufall vorbeispaziert kommt. Warte aufmerksam, denn der Zufall kommt immer verkleidet daher.«
    Er nickte.
    »Und du folgst diesem Zufall!«
    Dickie blieb ungerührt: »Ein Beispiel wäre hilfreich.«
    Ein Beispiel: »Wir müssen diese Ziegelmauer durchbrechen, weil sie uns in einem Leben gefangen hält, das wir ändern möchten.«
    Er nickte.
    »Wir arbeiten wie verrückt, um es zu ändern, aber unsere Mauer bleibt eine Mauer und wird eher noch undurchdringlicher. Wir haben schon alles abgesucht. Es gibt keine Geheimtür, keine Leiter, keine Schaufel, mit der wir einen Tunnel hindurch graben könnten… es ist und bleibt eine massive Ziegelmauer.«
    Er nickte zustimmend: »Eine massive Ziegelmauer.«
    »Sei still und spitz mal die Ohren. Hörst du ein schwaches, gedämpftes Tuckern hinter uns? Hat die Bulldozerfahrerin da drüben etwa den Motor während ihrer Mittagspause laufen lassen, und ist vielleicht die Kupplung in den ersten Gang gerutscht? Rumpelt der Bulldozer zufällig auf unsere Mauer zu?«
    »Soll ich dem Zufall vertrauen?«
    »Denk daran, daß diese Welt nicht real ist. Sie ist ein Tummelplatz von Erscheinungen, auf dem wir die Überwindung des Scheins mit Hilfe unserer Kenntnis des Seins praktizieren. Das Gesetz des Zufalls ist ein Mittel, das uns verspricht, mit seiner Hilfe von diesem Tummelplatz auf die andere Seite der Mauer zu gelangen.«
    »Was hat das Gesetz des Zufalls je für dich getan?«
    »Was es getan hat? Jede entscheidende Wende in meinem Leben ist durch irgendeinen Zufall eingetreten.«
    »Oh…« sagte er spöttisch. »Nenn mir eine.«
    »Weißt du noch, wie du mit dem Fahrrad zum Flugplatz gefahren bist und dich krampfhaft am Drahtgeflecht festgeklammert hast, in der Nähe der Tafel ›Nur Piloten und Passagiere haben hier Zutritt!‹?«
    Er nickte. »Viele Male.«
    »Und wie du dir wünschtest, fliegen zu können, und du Flugzeuge zeichnetest, Flugzeugmodelle basteltest, in der Klasse über Flugzeuge schriebst und zu dir selbst sagtest, eines Tages würdest du ein Pilot sein?«
    Seine Augen öffneten sich weit. Der alte Kumpel erinnerte sich.
    »Fliegen war wie eine Ziegelmauer«, sagte ich. »Als ich es lernen wollte, geschah nichts. Kein Geld für Flugstunden, keine Freunde, die Flugzeuge besaßen, keine gute Fee, die plötzlich aufgetaucht wäre, keine Geschenke von der Familie. Dad haßte Flugzeuge. Ich beendete die High School, und danach ging ich aufs College. Seminare in Chemie und analytischer Geometrie und Komposition und Ichthyologie und dann das Fach, das mein Leben veränderte: Bogenschießen.«
    »Pfeil und Bogen?«
    »Jeder mußte einen Sportkurs belegen. Bogenschießen war das Einfachste.«
    Er nickte.
    »Es war an einem Montag morgen, ich war einer von zwanzig, die draußen nebeneinander angetreten waren. Neben mir befand sich zufällig ein älterer Kursteilnehmer, der dabei war, die letzten Punkte für seinen akademischen Abschluß zu erwerben. Wir hatten beide eine stramme Haltung eingenommen und schossen gerade Pfeile auf die Heuballen, als ein Flugzeug zufällig in Richtung des Flughafens von Long Beach über uns hinwegflog. Anstatt seinen nächsten Pfeil abzuschießen, ließ Bob Keech seinen Bogen sinken und blickte zu diesem Flugzeug hoch. Ein Blick, und er veränderte mein Leben.«
    »Weil er dort hinaufsah?«
    »Niemand in Long Beach blickt zu Flugzeugen hoch. Man hat sich dort genauso an sie gewöhnt wie an die Spatzen auf den Hausdächern. Dieser Bursche, dachte ich, muß irgendein Interesse an der Fliegerei haben, wenn er sich die Mühe macht, den Kopf zu heben, um ein Flugzeug zu beobachten. Es war eine plötzliche Eingebung, und ich sagte, ohne nachzudenken: ›Bob, ich wette, Sie sind ein Fluglehrer, und Sie suchen jemanden, der Ihr Flugzeug wäscht und poliert. Und wenn er das für Sie macht, werden Sie ihm das Fliegen beibringen.‹«
    »Er sagte ja, nicht wahr?«
    »Nein. Er blickte mich erstaunt an und fragte: Wie hast du das erraten?«
    »Na, na«, äußerte Dickie skeptisch. »Wieso denn das? Es gab doch keinen Grund dafür.«
    »Es gab aber doch einen Grund. Bob Keech hatte gerade seine vorläufige Zulassung als Fluglehrer erhalten, und er mußte fünf Flugschüler ausbilden, bevor er die endgültige Zulassung bekam. Das war der Grund.«
    »Aber wieso wußtest du, daß er jemanden brauchte, dem er das Fliegen beibringen konnte?«
    »Intuition? Hoffnung. Damals glaubte ich, daß ich Glück hätte:

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