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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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mit 6 g um die Pylone, und plötzlich fällt dir ein: Ich wollte diesen Augenblick erleben! Mein ganzes Sinnen und Trachten war auf dieses Leben gerichtet! Ich wollte es mehr als alles andere, ich kroch und ging und rannte, um mein Ziel zu erreichen, und nun ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen!«
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte er. »Muß ich wirklich mein Leben dafür riskieren?«
    »Selbstverständlich mußt du das! Mit jeder Wahl, die du triffst, riskierst du das Leben, das du gehabt hättest; mit jeder Entscheidung verlierst du es. Sicherlich, ein anderer Dickie in einer anderen Welt geht seiner Wege und lebt ein Leben, wie du es vielleicht auch gewollt hättest, aber es ist seine Wahl, nicht deine. In der Schule, im Beruf, in der Ehe, bei jedem Abenteuer, auf das du dich einläßt, wirst du, wenn dir etwas daran liegt, was du in deinem letzten Augenblick sagen wirst, auf das vertrauen, was du weißt, und du wirst den Mut haben, nach dem zu streben, was du ersehnst.«
    »Und wenn ich mich irre, sterbe ich«, sagte er.
    »Wenn du Sicherheit willst,« erwiderte ich, »bist du auf einer falschen Fährte. Die einzige Sicherheit, die es gibt, ist: Das Leben existiert, und allein das zählt – absolut, unveränderlich, vollkommen. Aber Sicherheit in Erscheinungen? Sogar die Platane wird eines Tages zu Staub zerfallen.«
    Er biß die Zähne zusammen und schaute mich entsetzt an.
    Ich amüsierte mich über seinen Gesichtsausdruck. »Das Holz verrottet, das Symbol verschwindet, aber nicht der Geist seines Lebens. Der Körper wird erschüttert, nicht der Gläubige.«
    »Vielleicht liebt mein Geist die Veränderung«, sagte er. »Mein Körper jedenfalls haßt sie.«
    Ich erinnerte mich. Um halb sieben an einem Wintermorgen… ein Gefühl der Sicherheit und Wärme… BOBBY ! DICKIE ! AUFSTEHEN UND ZÄHNE PUTZEN ! MACHT EUCH FERTIG FÜR DIE SCHULE ! Ich rapple mich hoch, und ich schwöre: Sollte ich je erwachsen werden, würde ich nie vor zwölf aus den Federn kriechen! Das gleiche in der Air Force: Alarmsirenen jaulen los… HONGA - HONGA - HONGA ! Um zwei Uhr nachts ist es geradezu unmöglich, den Kopf aus den Kissen zu heben… Ich soll aufstehen? Und fliegen? Mit einem Flugzeug? Im Dunkeln? Der Körper: Ausgeschlossen! Der Geist: Mach es! Jetzt gleich!
    »Der Körper haßt Veränderungen.« Zur Bekräftigung nickte ich mit dem Kopf. »Aber sieh dir deinen Körper an… mit jedem Tag wird er ein wenig größer, ein wenig anders; Dickie, dazu verurteilt, erwachsen zu werden, verwandelt sich in Richard! Keines Menschen Körper wurde vollständiger vernichtet als der eines Kindes, das inzwischen erwachsen geworden ist, Kapitän. Er ist spurlos verschwunden, kein Sarg, nicht einmal etwas Asche zum Betrauern bleibt übrig.«
    »Bitte,« flehte er mich an, »hilf mir auf die Sprünge!«
    »Du weißt doch schon alles. Was kannst du über Erscheinungen sagen?«
    »Das Leben existiert.«
    »Und?«
    »Was und?« fragte er.
    »Nur ein Tip: freie Wahl.«
    »Und ich kann Erscheinungen ändern.«
    »Innerhalb gewisser Grenzen?«
    »Grenzen, zum Teufel!« rief er aus. »Ich muß nicht atmen, wenn ich nicht atmen will! Wo bleiben in diesem Fall deine Grenzen?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Wenn den Meistern die Welt nicht gefällt, wie sie zu sein scheint, warum hören sie dann nicht einfach zu atmen auf? Warum ziehen sie sich nicht einfach aus der Welt der Erscheinungen zurück, wenn sie auf ein schier unlösbares Problem stoßen?«
    »Wieso sollen wir uns von ihr zurückziehen, wenn wir sie ändern können? Erkläre im Angesicht der Erscheinung, daß das Leben existiert, triff deine Wahl, und nach einer gewissen Zeit, die ausgefüllt ist mit fleißiger Arbeit, ändert sich die Welt.«
    »Immer?«
    »Für gewöhnlich.«
    Er stieß hörbar die Luft aus. »Du gibst mir eine Zauberformel, die nur ›für gewöhnlich‹ funktioniert?«
    »Wenn nicht, beginnt das Gesetz des Zufalls zu wirken.«
    »Das Gesetz des Zufalls«, wiederholte er.
    »Sagen wir, du hast dich dazu entschlossen, irgendeine lebensbejahende Änderung in deiner unmittelbaren Welt des Scheins vorzunehmen. Du beschließt also, daß Veränderungen eintreten werden.«
    Er nickte.
    »Du erklärst, das Leben existiert, weißt, daß das wahr ist, und arbeitest, was dein kleines Herz hergibt, um es in das, was du möchtest, umzuwandeln.«
    Er nickte.
    »Und es ändert sich nichts«, sagte ich.
    »Ich wollte dich gerade fragen.«
    »Was du machen mußt, ist das

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