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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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Krawatte glatt und ergriff das Wort. »Ich bin sicher, Dr. Pearson wird auf Jahre hinaus ein Gewinn für unsere Gemeinde sein. Zumindest ich danke Gott dafür, dass er uns einen Arzt mit solch vorzüglichen Referenzen, festen Prinzipien und hohen Idealen gesandt hat.« Seinen Worten folgte noch mehr Applaus.
    Neben Cole schnaubte Pop verächtlich. »Woher will er das wissen?«, flüsterte er.
    »Meine Herren«, begann Pearson, der immer noch stand. »Ich danke Ihnen für Ihre großzügigen Komplimente und die schmeichelhafte Einschätzung meiner Person. Das freut mich sehr. Und ich bedauere außerordentlich, Sie eines Besseren belehren zu müssen, was die Dauer meines Aufenthalts in Powell Springs betrifft,wahrscheinlich mehr, als Sie es bedauern, mir einen falschen Eindruck von dieser Stadt vermittelt zu haben.«
    Der Applaus wich einer verblüfften Stille. Dr. Pearson war noch nicht fertig.
    »Nun, da ich die Gelegenheit hatte, Ihre Stadt kennenzulernen, ist es für mich leider ganz offensichtlich, dass Powell Springs’ Vorzüge in meiner Korrespondenz mit diesem ehrenwerten Gremium stark übertrieben wurden.« Er nickte den drei Männern am Ratstisch zu, und sein Sarkasmus war kaum zu überhören. »Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass man mich absichtlich getäuscht hat, aber diese Stadt hält sich eindeutig für weltoffener, als gerechtfertigt ist.«
    Einige Zuhörer begannen wütend dazwischenzurufen – zumindest jene, die in der Lage waren, Pearsons hochtrabender Ausdrucksweise und seinem monotonen Neuengland-Akzent zu folgen. Den restlichen Anwesenden war nur klar, dass sie irgendwie beleidigt worden waren. Cole zog den Kopf ein, um sein Lachen zu verbergen.
    »Was genau wollen Sie uns sagen, Doktor?«, fragte Adam.
    »Ich will damit sagen, dass ich eine große städtische Praxis mit der entsprechenden Ausstattung erwartet habe. Nichts von dem, was ich hier gesehen habe, entspricht auch nur im Entferntesten diesen Kriterien. Es gibt kein Krankenhaus, keine zufriedenstellend ausgestattete Praxis – ich vermute stark, man wird mich vielleicht sogar holen, um einer Kuh beim Kalben zu helfen oder bei einem Schaf eine Kolik zu diagnostizieren. Das heißt, falls Ihre Kräuterheilerin nicht zu beschäftigt damit ist, Amulette mit Teufelsdreck herzustellen oder ihr Café zu führen. Kurz gesagt, meine Herren« – er drehte sich zu der versammelten Menge um – »und meine Damen, ich werde hier nur so lang ausharren, bis ich eine vielversprechende Stellung in einer anderen Stadt gefunden habe. Sicher werden Sie verstehen, dass ein Arzt, der seine Ausbildung in Yale erhalten hat, nicht an einem Ort verweilen wird, wo seine Fähigkeiten weder ausreichend Anwendung finden noch gewürdigt werden.« Endlich schenkte er ihnen ein aufrichtiges Lächeln.»Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, in der Turnhalle warten Patienten auf mich.«
    Hoch erhobenen Hauptes verließ er den Saal, arrogant und von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt wie ein König, der von seiner Bergfestung herabgestiegen ist, um sich unters gemeine, ungewaschene Volk zu mischen, so unangenehm ihm das auch sein mochte.
    Die Zuschauer erwachten allmählich aus ihrer Betäubung. Zornige Stimmen wurden laut.
    »Er sollte heute Nacht besser mit einem Revolver unterm Kopfkissen schlafen«, stieß jemand barsch hervor, und Cole war geneigt, sich dieser Meinung anzuschließen.
    »Hast du so was schon mal gehört?«
    »Was zum Teufel bildet sich dieser Kerl eigentlich ein? Yale, wo ist das überhaupt?«
    »Wenn er glaubt, ich würde ihn an meine Schafe ranlassen, dann hat er sich geschnitten!«
    Horace Cookson, der erschöpft wirkte, stand auf und ließ mehrmals den Hammer herabsausen. Mit steigender Lautstärke rief er zur Ordnung, schaffte es jedoch erst nach drei oder vier Minuten, sich in dem Lärm Gehör zu verschaffen.
    »Nehmen Sie bitte alle wieder Platz und seien Sie leise oder ich lasse den Saal augenblicklich räumen!«, donnerte er. Endlich verebbte der Aufruhr zu einem leisen Summen. »Nun sitzen wir noch mehr in der Patsche als vorher«, fuhr der Bürgermeister fort. »Wir haben keinen Arzt und auch keinen in Aussicht. Jessica Layton hat von vornherein klargestellt, dass in Seattle eine Stellung auf sie wartet. Sie hat ihre Weiterreise nur verschoben, um uns während der Grippeepidemie beizustehen.«
    Wenn das Schicksal Cole jemals eine Gelegenheit zum Handeln geboten hatte, dann jetzt. Er stand auf. »Horace,

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