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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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Jessica hatte kein Talent für solche Dinge. Oh, habe ich es dir eigentlich schon erzählt? Mrs. Donaldson macht gerade einen Quilt für mich, als Geschenk für meine Aussteuertruhe.«
    »Da wir gerade von Geschenken sprechen«, sagte er, »ich habe heute in der Stadt etwas für dich entdeckt.« Er griff in seine Hemdtasche und zog eine kleine Schachtel hervor.
    »Was ist das?«, fragte sie. Sie freute sich wie ein kleines Kind.
    »Mach’s auf und finde es heraus.«
    Als sie die Schachtel öffnete, kamen zwei kleine Kamee-Ohrringe zum Vorschein. Er hatte sie auf dem Weg von Jessica zum Postamt, wo er die Post für die Ranch abholen wollte, im Schaufenster des Juweliers gesehen.
    »Die sind wunderschön«, sagte sie mit merkwürdig tonloser Stimme, als sie die geschnitzten Gemmen auf dem schwarzen Samtfutter der Schachtel anstarrte. »Aber … warum?«
    Jetzt wurde ihm bewusst, dass sie beim Anblick der kleinen Schachtel einen Ring erwartet hatte.
    Er zuckte die Schultern, auf einmal nervös. »Einfach so. Ich habe sie gesehen und dachte, dass sie dir gefallen würden.«
    Sie lächelte ihn an. »Oh, und ob sie mir gefallen. Ich bin so ein Glückspilz. Was kann sich eine Frau mehr wünschen?«
    Er zog sie an sich und atmete ihren Vanilleduft ein. Sie war so zart gebaut, in seinen Armen fühlte sie sich fast wie ein Kind an. Vielleicht, wenn sie schon verheiratet wären, vielleicht würde dann nicht diese drückende, unsagbare Leere wie ein Felsbrocken in seiner Brust sitzen. Wieder. Immer noch.
    Sie zog sich zurück und sah ihm in die Augen. »Das Leben scheint aus den Fugen geraten zu sein, seit unser Land im Krieg ist. Ich weiß, du hast viel um die Ohren, weil Riley fort ist. Aber
nichts
und niemand steht uns jetzt im Weg.«
    Es war so offensichtlich, was sie meinte, dass er fast erwartete,
sie
würde ihm einen Antrag machen. Warum konnte er nicht einfach das tun, was von ihm erwartet wurde?
    Er schluckte und versuchte den Knoten in seiner Brust loszuwerden. »Klingt gut.« Dann küsste er sie, zärtlich und liebevoll berührte er ihre Lippen. Abgesehen von Händchenhalten war es die erste und einzige Intimität zwischen ihnen. Alles darüber hinaus wäre ihm irgendwie vorgekommen, als würde er Amy
entehren
. Ihre reine, tugendhafte Aura hielt ihn davon ab, weiterzugehen. Er konnte es sich nicht einmal vorstellen. »Ich glaube, wir sollten jetzt los. Susannah wartet mit dem Essen auf uns. Außerdem bist du wahrscheinlich ziemlich erledigt, nachdem du den ganzen Tag Bandagen aufgewickelt und eine Parade organisiert hast.«
    Er nahm ihren Arm und führte sie zum Ranchhaus, eine Viertelmeile westlich über die flache grüne Weide, die von einem Balkenzaun eingefasst war. Geschmeidige, gesunde Pferde beugten die Köpfe, um zu grasen. Der Hund trottete vor ihnen her. Es war eine friedliche Szenerie – das bleiche, gedämpfte Zwielicht, das leise Wiehern der Pferde, das Haus in der Ferne.
    Amy hatte recht – nichts stand jetzt zwischen ihnen.
    Nichts. Nicht einmal die heimliche Hand auf seinem Herzen.

Kapitel 9
    Als alle um den Tisch versammelt saßen, war Cole bereits am Verhungern. Susannah hatte eine ansehnliche Personenzahl zu verköstigen – Cole, seinen Vater, ihren Vormann Tanner Grenfell, Tanners Neffen Wade und Joshua und heute auch noch Amy. Vor dem Krieg, als die Belegschaft größer war, hatten sie eine eigene Köchin für die Farmarbeiter beschäftigt. Jetzt gab es mehr Arbeit denn je und weniger Leute, um sie zu erledigen.
    Irgendwie bekam Susannah es hin. Sie hatte dieselbe eiserne Robustheit wie Jessica. Niemand fragte, wie sie das alles schaffte. Sie tat einfach, was nötig war. Aber sogar Cole musste zugeben, dass man ihr die Anstrengung allmählich ansah. Manchmal erschien sie morgens am Frühstückstisch mit dunklen Schatten unter den Augen, oder sie hatte ihre langen schwarzen Locken nur hastig mit einem Lederband zurückgebunden. Cole hörte sie oft noch längst, nachdem alle anderen im Bett waren, im Flur auf-und ablaufen oder in der Küche herumhantieren. Vermutlich hatte sie keine einzige Nacht mehr durchgeschlafen, seit Riley fort war. Einmal hatte er durch ihre offene Schlafzimmertür gesehen, dass sie das silbergerahmte Hochzeitsfoto vom Toilettentisch auf das Nachtkästchen gestellt hatte, als wäre Riley ihr so näher.
    Sie genossen gerade ihr köstliches Brathähnchen, als Pop über den Tisch hinweg trompetete: »Nun, Mrs. Braddock, was hat unser Kriegsheld in seinem Brief zu

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