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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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lang verhätschelt – in Coles Augen sogar regelrecht verzogen –, aber offensichtlich war jetzt auch bei ihr die Grenze erreicht. Auf der Ranch gab eine Menge Arbeit, und er wusste, dass sie sich Sorgen wegen Riley machte, obwohl sie immer so tapfer tat, und Shaw Braddock war ein unsensibler alter Kauz, wie es keinen zweiten gab.
    Amy saß da, die Hände auf dem Schoß, und starrte auf ihren Teller. Ihre Wangen waren rot vor Verlegenheit. Tanner versuchte sich den Anschein zu geben, ganz mit dem Essen beschäftigt zu sein, dabei schob er es nur auf dem Teller hin und her. Wade und Josh glotzten die Erwachsenen mit großen Augen an, bis Tanner sie mit dem Ellbogen anstieß und zu ihren Tellern nickte.
    »Was habe
ich
denn verbrochen?«, fragte Pop. »Ich wollte doch nur wissen, wie es mit den Kämpfen steht und was Riley in Frankreich so treibt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie gleich in die Luft geht.« Er tunkte ein Stück Brot in die Soße, aber auch er war bis zu den Ohren rot angelaufen und wagte keinem in die Augen zu sehen. »Pah, das ist das Schlimme an den Frauen – sie regen sich immer auf.«
    »Ja, es macht ihnen Sorgen, wenn ihr Ehemann in einem fremden Land im Krieg ist«, entgegnete Cole scharf. »Deshalb hätte ich mich zum Kriegsdienst melden sollen und nicht Riley. Er hat alles zu verlieren. Ich gar nichts.«
    Amy neben ihm keuchte entsetzt auf, sprang vom Tisch auf und flüchtete in die Küche. Durch die Tür hörte man ihr gedämpftes Schluchzen.
    »Mist!«, murmelte Cole und warf seine Serviette auf den Tisch. Er zeigte mit dem Finger auf den alten Mann. »Wenn du nicht mein Vater wärst, würdest du heute im Stall schlafen!« Damit stand er auf und verließ ebenfalls den Raum, sodass nur noch Pop, Tanner und die Jungen übrig blieben.

    Es kostete ihn einige Mühe, aber schließlich konnte Cole Amy beruhigen und ihr klarmachen, was er gemeint hatte. Seine Bemerkung bezog sich natürlich auf die Zeit,
bevor
er angefangen hatte, mit ihr auszugehen.
    Sie fuhren in Coles Lastwagen, schweigend. Nur das Quietschen der Federn und das Knarren der Scharniere unterbrachen die Stille, als sie über die holperige Straße in die Stadt fuhren. Es war leichter, als nachts ein Fuhrwerk zu lenken. Die Scheinwerfer des Lastwagens beleuchteten die vor ihnen liegende Straße.
    Schließlich sagte Cole: »Pop ist ein bornierter alter Schw… Hundesohn. Manchmal denke ich, Mutter ist nur gestorben, um von ihm wegzukommen.«
    Amy zog die Jacke fester um sich. Die Abende waren jetzt kühl, seit der Sommer sich verabschiedet hatte. »Vielleicht ist er auch so,
weil
sie gestorben ist. Sie ist schon lang tot, nicht wahr?«
    »Ja, ich war damals acht. Dein Vater hat gesagt, etwas stimmte mit ihrem Herzen nicht, vielleicht schon von Geburt an. Eines Tages hörte es einfach auf zu schlagen, als sie im Garten stand und die Wäsche aufhängte.«
    »Oh, dann war sie noch jung.«
    »Ja, jünger als ich jetzt. Sie war siebenundzwanzig.«
    »Und Mr. Braddock hat nie wieder geheiratet. Er trauert ihr wahrscheinlich nach, und das hat ihn bitter und unsensibel für dieGefühle anderer gemacht. Vielleicht beneidet er uns und Riley und Susannah, weil wir uns so nah sind.«
    Cole hielt nichts von ihrer Theorie, aber Amy rechtfertigte stets die Handlungen anderer und suchte immer das Gute im Menschen. Und wenn sie es nicht fand, dann bastelte sie es sich zusammen. »Schon möglich. Wie dem auch sei, der Streit beim Essen tut mir jedenfalls leid.«
    Sie berührte kurz seinen Ellbogen. »Mir auch. Es war dumm von mir, gleich – wie hat dein Vater es formuliert – in die Luft zu gehen. Ich konnte es Susannah so gut nachfühlen, und als ich mir dann vorstellte, dass du in Gefahr wärst und nichts zu verlieren hättest, da …« Sie wandte sich ab und blickte auf das Feld, das in der purpurfarbenen Dämmerung vorbeiflog. »Ich weiß, das ist jetzt nicht gerade patriotisch von mir, aber ich bin froh, dass du dich nicht freiwillig gemeldet hast. Ich bin froh, dass du in Powell Springs geblieben bist, wo du sicher bist.«
    Cole entgegnete nichts darauf. Wieder kam ihm dieses Wort in den Sinn und ging ihm den ganzen Weg zur Stadt nicht mehr aus dem Kopf.
    Drückeberger
.

    Horace Cooksons Voraussage, dass Jessica kaum Patienten haben würde, erwies sich als ziemlich jämmerlich.
    Schnell sprach sich herum, dass und wo sie praktizierte, und jene, die Granny Mae nicht trauten oder mit ihrer ärztlichen Kunst nicht zufrieden waren,

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