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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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schwer auf ihren Schultern. Sie wusste, dass Horace eine herbe Überraschung bevorstand.
    Eddie, der gestern noch so quicklebendig und gesund gewirkt hatte, war inzwischen um Nase, Ohren und Lippen herum schwarzblau verfärbt. Und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass er heute Morgen seinen eigenen Vater nicht wiedererkennen würde.

    »Nächstes Jahr könnte ich dann Kapuzinerkresse und Kletterrosen pflanzen, damit sie sich um das Geländer der Veranda ranken.« Amy lief auf der Wiese vor Coles noch nicht ganz fertigem Haus auf und ab und erläuterte ihm, wie sie den Garten anlegen wollte. Zuvor hatte sie ihn bereits im Haus herumgeführt und ihm das Ergebnis ihrer Verschönerungsarbeiten präsentiert, zu denen sie sich großzügig erboten hatte, obwohl sie ja noch gar nicht offiziell verlobt waren. Sie hatte die kahlen Wände und blanken Böden in ein echtes Zuhause verwandelt. Fast zwei Jahre lang hatte das Haus halbfertig dagestanden und darauf gewartet, dass die Frau, für die es ursprünglich gedacht war, letzte Hand anlegte. »Ich bekomme alle Ableger, die ich brauche, von den Frauen aus meinen Komitees. Wird das nicht hübsch aussehen?«
    »Mhm.«
    Während Roscoe im Gestrüpp herumtollte, zeigte Amy hierhin und dorthin, und in ihren lavendelfarbenen Röcken, die durch das gelbe Gras streiften, verfingen sich Samen. Ihr honigfarbenes Haar war zu einem lockeren Knoten gebunden und glänzte wie das Fell eines Vollblüters. Hie und da wehte ein Windstoß ein paar Strähnen auf, die sich aus dem Knoten gelöst hatten. Die Sonne, die sichden ganzen Tag hinter einem grauen Wolkenschleier versteckt hatte, war für die letzte Stunde Tageslicht hervorgekommen und warf einen funkelnd goldenen Schein auf das nach Westen liegende, salbeigrün und cremefarben gestrichene Haus und über Amy. Amy war eine bildhübsche junge Frau mit einem ebenso reinen Herzen.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Cole, warum sie ihm eigentlich nie aufgefallen war, als Jessica noch in Powell Springs gelebt hatte. Amy war einfach immer da gewesen, ein scheues Mädchen, das am Rockzipfel seiner Mutter hing. Als Lenore Layton dann gestorben war, hatte sie sich an die Haushälterin der Laytons geklammert. Er erinnerte sich an kaum etwas von ihr, nur dass sie mit ihren Puppen gespielt hatte, sich nicht gern schmutzig machte und immer knallrot geworden war, wenn er sie ansah. Jess hingegen hatte gern unter Steinen herumgestochert, um herauszufinden, was unter ihnen lebte, oder Käfer gesammelt und Wasser aus dem Teich nach Hause gebracht, um es unter dem Mikroskop ihres Vaters zu untersuchen. Trotz ihrer Klugheit und ihres Wissens war Jessica nie ein langweiliger Blaustrumpf gewesen. Sie hatte Amy beschützt, aber erst seit Jess fortgegangen war, schien Amy richtig aufzublühen.
    Als ihre Schwester weggezogen und ihr Vater gestorben war, hatte sie sich mit Susannah angefreundet, und es war nicht ungewöhnlich, dass Cole nach einem langen Arbeitstag nach Hause kam und Amy Layton als Gast am Abendbrottisch der Braddocks vorfand. Sie hatte ihn mit Fragen über Pferde und die Farmarbeit gelöchert und an seinen Lippen gehangen. Er musste zugeben, dass ihm ihre Aufmerksamkeit geschmeichelt hatte.
    Alle liebten Amy.
    Wie sollte es bei ihm anders sein?
    Vor Begeisterung übers ganze Gesicht strahlend, trat sie wieder an seine Seite. »Cole, das ist so ein wundervolles Haus. Es ist eine Schande, es leerstehen zu lassen, jetzt wo es fast fertig ist.«
    Er hatte sich ein herrliches Fleckchen für das zweigeschossige Haus ausgesucht. Mit der Rückseite schmiegte es sich an einen baumbestandenen Hügel, der es vor den heftigen Winterstürmenschützte, und im Sommer hatte es trotzdem Sonne im Garten. Auf der breiten, umlaufenden Veranda konnte man an lauen Sommerabenden bequem sitzen und den Sonnenuntergang betrachten. Daran, dass er sich einmal vorgestellt hatte, zusammen mit Jessica auf der Veranda zu sitzen, wollte er gar nicht denken.
    Er legte den Arm um Amys schmale Schultern und lächelte zu ihr hinunter. »Das hast du alles großartig hinbekommen. Ich bin ja im Grunde meines Herzens nur ein alter Cowboy. Mir würde vermutlich ein Feldbett neben dem Küchenherd genügen.«
    »Um Gottes willen, so weit soll es niemals kommen!«, meinte sie lachend. »Du brauchst eine anständige warme Mahlzeit und
jemanden
«, fügte sie schelmisch hinzu, »der dir die Hemden flickt und das Haus sauberer hält als unsere Haushälterin damals. Du weißt ja, die arme

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