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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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verschwand. »In Ordnung, ich komme. Und ich werde auch kochen. Unten hab ich gerade eine Brühe aus Rinderknochen auf dem Herd.«
    Jess schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein. »Danke«, flüsterte sie heiser.

Kapitel 12
    »Lasst uns jetzt das Material abladen«, ordnete Adam Jacobsen, der einen Mundschutz trug, geschäftig an. »Vorsichtig mit den medizinischen Instrumenten.«
    Was für ein Angeber, stöhnte Cole innerlich. Oh Mann.
    Unter einem düsteren, wolkenverhangenen Himmel half Cole ein weiteres Mal dabei, einiges von Jessicas Inventar zu transportieren, diesmal zur Schule, drei Straßen von der Praxis entfernt. Jacobsen hatte die Leitung dieser Aktion an sich gerissen, und Cole schäumte vor Wut über die Arroganz dieses Mannes. Wichtigtuerisch stand er am Eingang zur Schule, unter dem Arm das obligatorische Klemmbrett, auf dem er gelegentlich etwas notierte. Mehrere Fuhrwerke sowie ein oder zwei Automobile standen beladen mit Ausrüstung vor der Schule.
    Es störte Cole nicht, mit anzupacken. Im Gegenteil, er bewunderte, wie rasch Jessica es geschafft hatte, die Stadtbewohner zu mobilisieren und zum Spenden von Bettzeug, Feldbetten und anderen notwendigen Dingen zu bewegen. Und es gab jede Menge Freiwillige, die bei dem ganzen Auftrieb mithalfen. Sogar Susannah und die alte Mae Rumsteadt waren mit von der Partie, nur Amy lag mit Kopfschmerzen zu Hause.
    Nein, was Cole störte, war Jacobsen selbst. Wenn ein Mann mit einem Blumenstrauß und einer Schachtel Pralinen durch die Straßen von Powell Springs lief, konnte er auch gleich eine rote Fahne schwenken oder ein Gewehr abfeuern. Die Leute sahen schließlich aus dem Fenster. Es wurde geredet.
    Und nun redete man darüber, dass sich Adam Jacobsen trotz der schweren Zeiten entschlossen hatte, Jessica den Hof zu machen. Mehr als genug Leute, darunter auch Pop, hatten es Cole unter die Nase gerieben. Er wusste, dass es ihm nichts ausmachen sollte. Es ging ihn nichts an. Aber die Vorstellung nagte an ihm. Jacobsen war ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Obwohl die Epidemie die Stadt in ihren Grundfesten erschütterte, oder vielleicht gerade deswegen, war Powell Springs’ neueste Romanze
das
Gesprächsthema. Manch einer hatte die Augenbrauen hochgezogen, aber im Großen und Ganzen schienen die Menschen diese Verbindung gutzuheißen.
    »Cole,
bitte
 – trag den Mundschutz, den ich dir gegeben habe«, rief Jessica aus der Tür und war auch schon wieder verschwunden.
    »Genau, Braddock, setz die Maske auf«, echote Jacobsen. Cole warf ihm einen giftigen Blick zu. Der andere schaute als Erster weg und tat so, als würde er seine Papiere ordnen, was Cole mit diebischer Freude erfüllte. Er wusste, dass er kindisch reagierte. Dennoch wünschte er sich, er hätte einmal fünf Minuten allein mit diesem frömmlerischen, aufgeblasenen Tugendbold.
    Die Schutzmasken waren tags zuvor eingetroffen und wurden nun in ganz Powell Springs verteilt. Fast jeder trug hier irgendetwas über Mund und Nase – den Mundschutz oder ein Taschentuch –, aber Cole glaubte nicht, dass es tatsächlich etwas brachte. Um des lieben Friedens willen angelte er das Stück Gaze aus der Hemdtasche und streifte es über. Dann ging er zur Ladefläche seines Wagens, lud sich eine Kiste mit Laken auf die Schulter und stieg die Vordertreppe hinauf.
    Zum wiederholten Mal durchquerte er den Gang, der zur Turnhalle führte. Die Halle, die seit Juni kaum benutzt worden war, roch nach frischem Bohnerwachs. Nun ging es hier zu wie ineinem Bienenstock. Unter Jessicas Aufsicht stellten Helfer die Betten auf, bezogen das Bettzeug und packten weiteres Material aus.
    »Wo sollen diese Laken hin?«, fragte er Jessica. Sie stand auf dem glänzend polierten Holzboden neben einem eigens für sie herbeigeschafften Lehrerpult. Die Sportgeräte, die sonst den Raum füllten, waren an eine Wand geschoben worden.
    »Bring sie den Damen dort hinten«, erwiderte sie und deutete auf einige Frauen am anderen Ende der Turnhalle. »Sie organisieren das Beziehen der Betten.« Über den Rand ihres Mundschutzes hinweg sah sie ihn an. »Ich bin wirklich sehr froh, dass du da bist, Cole. Du bist bei dem ganzen Unternehmen eine große Stütze.«
    Er verlagerte das Gewicht der Kiste und zog Jessica in eine ruhige Ecke. »Wie ich höre, ist auch Jacobsen eine große Stütze gewesen. Jeder scheint zu wissen, wie sehr er dir behilflich war.«
    Ihr Blick wich dem seinen aus – es war seltsam, mit ihr zu

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