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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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»Land- und Bordgänge.
Ich meine Entladungsmannschaften. Der Bordgang befestigte
das Ladegut am Kran, und der Landgang übernahm es und
beförderte es weiter. Dazu kam natürlich noch der Kranführer.«
»Und wie lange dauerte die Entladung?«
»Pro Schiff – je nach Größe und Ladung – mehrere Tage.« »Welche Kraftverschwendung«, sagte sie ernst. »Heute ent
lädt eine Frau täglich mehrere solcher Katamaranfrachter.« »Eine Frau?«
»Ich!« sagte sie. Es klang wie selbstverständlich. »Das heißt,
wenn ich Dienst habe.«
»Was muß man dazu gelernt haben?« fragte Romain gespannt.
»Warenphysik, Transportautomatik, Bioelektronik…« »Die auch?«
»Die auch, Genosse Romain.« Sie lächelte verschmitzt. Romain verschlug es fast die Sprache. »Sie wissen?« fragte er. Sie lachte. »Ihr Auftreten im Rat hat Sie bekannt gemacht.« Romain biß sich auf die Lippen. Bekannt in Südamerika,
trotz der anderen Frisur! Unwillkürlich seufzte er. Sich ständig
beobachtet fühlen, wie sollte er da unbefangen die Welt kennenlernen?
»Ihnen ist es unangenehm?« fragte das Mädchen. Romain hob die Augenbrauen. Eine Art zu fragen hatte diese Hafenüberwacherin! »Ich möchte mich in aller Ruhe umsehen.«
»Und alles nur von außen kennenlernen?« fragte sie ernst.
»Haben Sie doch keine Hemmungen, sich alles erklären zu
lassen, Genosse Romain. Jeder weiß doch, daß die Kosmonauten viele Fragen haben, jeder freut sich, wenn er ihnen helfen
kann. Wir haben doch auch Fragen an Sie. Sie versuchen, die
Gegenwart zu ergründen, wir die Vergangenheit.«
Auf einmal war sie wie ausgewechselt. Ihre Augen weiteten
sich, ihre Stimme klang schmetternd, dann wieder beschwörend, ihr Mienenspiel wechselte zwischen Verzückung und
Erleuchtung. Sie begann zu gestikulieren.
»Ich bin Dramaturgin beim Drehstab für historische Themen. Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Wir drehen einen Dokumentarfilm! Ein Heimkehrer erlebt die Gegenwart.
Natürlich als Arbeitstitel. Heimkehr ins vierundzwandzigste
Jahrhundert oder so. Wir fahren mit Ihnen überallhin, wohin
Sie wünschen. Unsere Zeitgenossen können dann mit Ihren
Augen das eigene Leben entdecken. Und damit man den
Sprung über die Jahrhunderte besser beurteilen kann, arbeiten
wir mit Rückblenden in Ihre Zeit. Was meinen Sie dazu?« Romain hatte diesen Ausbruch verwirrt über sich ergehen
lassen. Das Mädchen war doch eben noch normal, als sie über
die Hafentechnik sprach. Was sollte er bloß erwidern? Er als Filmheld? Unwillkürlich fielen ihm die lächerlichsten
Filmtitel ein. Die Tragik der großen Reise… Der kleine Mann
und die Fußbank… Dreihundert Jahre zu spät geboren… Lebe
wohl, denn ich muß eher sterben…
»Nun, was meinen Sie?« fragte das Mädchen drängend. Die Gedanken, vor denen er geflohen war, kamen über ihn.
Fehlte nur noch, daß Vena mitspielte. Wußte denn diese Hafenüberwachungsdramaturgin überhaupt, wie ihm zumute
war?
Er hatte eine scharfe Erwiderung auf den Lippen. Aber als
er die Dramaturgin ansah, bemerkte er, wie unverfälscht ihre
Freude war. Er brachte es nicht fertig, sie zu enttäuschen. Von
ihrer Warte aus war das vielleicht eine wirklich gute Idee. »Ich werde es mir überlegen«, sagte er steif.
»Wenn es Ihnen recht ist, treffen wir uns morgen früh im
Strandcafé. Wir haben dann den ganzen Tag Zeit. Wir können die Stadt ansehen, baden – ganz wie Sie wünschen. Sagen wir
um neun? Ja?«
»Falls mich das Heimweh nicht überwältigt«, meinte er. Sie hielt es für einen Scherz und reichte ihm die Hand.
Kopfschüttelnd blickte er ihr nach, wie sie selbstbewußt davonschritt.
An demselben Abend verließ er mit der Schnellbahn die
Stadt.

XXIII
    Ein Hubschrauber schwebte über dem Tal. Seine Flügel drehten sich blitzend in der Morgensonne.
    Sandrino, der zum erstenmal eine Maschine des Gesundheitsdienstes sah, starrte verblüfft nach oben. Zu diesen Libellen gehörte donnernder Motorenlärm, hier aber vernahm er nur das pfeifende Geräusch der Luftschraube.
    Das war für ihn verwirrend wie ein Blitz ohne Donner. »So weit geht das Ruhegebot im Tal der Genesenden«, fragte er Romeda, die neben ihm an der Brüstung der Terrasse lehnte, »daß es sogar dem Hubschrauber die Stimme verschlägt?«
Romeda Tarsa warf ihm einen anerkennenden Blick zu. »Wir kurieren nicht nur mit Elektronik, Bioströmen oder Hirnbefehlen, wir nützen auch die Stille, Genosse Doktor«, erklärte sie. »Hier haben die Motoren zu schweigen.«
»Und die Libelle fällt

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