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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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zusammenzukommen. Nein, erst dann, wenn er sich innerlich von ihr gelöst hatte, durfte er ihr wieder begegnen.
    Demnach sollte er das Studium fortsetzen? Er machte sich keine Illusionen mehr, so schaffte er es nicht. Er fühlte sich seltsam erschlafft. Es mochte mit seinem Versuch zusammenhängen, unter allen Umständen den Studienstoff zu zwingen. Er hatte sich wohl übernommen. Mehr noch als die geistige Anstrengung aber belastete ihn die Erkenntnis, daß es nutzlos war: Ihm fehlten die Voraussetzungen. Was also sollte er tun?
    Er entschied sich dafür, seine Entdeckungsreise fortzusetzen, sozusagen einen Umweg zu machen. Wie lange das dauern würde, hing davon ab, wie schnell er seiner selbst sicher wurde. Vorerst einmal wollte er seinen alten Vorsatz verwirklichen und Mika Grabeu aufsuchen. Gelänge es ihm, sich mit dessen Hilfe den Zeitgenossen anzugleichen, gab ihm das vielleicht einen Teil seiner Selbstsicherheit zurück. Außerdem brachte er seinen Genossen ein Ergebnis mit und brauchte nicht zu gestehen: Ich habe meine Zeit nutzlos vertan.
    Schon am nächsten Tage verabschiedete er sich vom Rektor der Hochschule. Als Grund gab er seine Rückkehr an. »Ich habe feststellen müssen, daß ich es so nicht schaffe. Mir fehlt zuviel Grundwissen.«
    »Weshalb haben Sie nie etwas davon gesagt?« fragte der
    Rektor. »Ich werde Ihnen helfen.«
»Herzlichen Dank, aber es wäre doppelter Aufwand. In der
Heimkehrersiedlung läuft ein Grundstudium. Vielleicht
komme ich danach zurück. Mich interessiert vor allem Pflanzenzucht. Ich sah damals im Kombinat Lumumba diesen maschinengerechten Wuchs.«
»Genossen Grabeus ganzen Stolz«, sagte der Rektor. »Schade, daß ich ihn nicht kennengelernt habe.«
»Ja, er ist noch einige Monate im Norden Argentiniens. Am
Bermejo. Diesmal geht es ihm um Bananen. Ein ruheloser
Geist!«
Das war fast eine Adresse: Bananenkombinat am Bermejo,
Argentinien. Heute hatten die Kombinate riesige Ausmaße,
also gab es gewiß nur eines am Bermejo. Dessen Zentrale zu
finden, dachte Romain, konnte nicht schwierig sein. Er verriet
aber besser niemandem, daß er zur ehemaligen KosmosBesatzung gehörte.
Romain bestieg den nächsten Düsenklipper und flog nach
Buenos Aires. Hier blieb er einen Tag. Ziellos schlenderte er
durch die Straßen, ging am Ufer des Rio de la Plata entlang
und kam unversehens in den Hafen. Der geschäftige Betrieb
nahm ihn gefangen. Romain beobachtete ein mächtiges Doppelrumpfschiff, das sich dem Kai näherte und auf einen der
zahlreichen kurzen Landestege zusteuerte. Der Steg paßte genau zwischen die beiden Rümpfe des Schiffes. Mit Spannung
verfolgte Romain, wie der Steg teleskopähnliche Arme mit
großen Saugnäpfen ausstreckte und sie an die Schiffsrümpfe
heftete. Aus dem Steg stieg im spitzen Winkel eine breite Rollenbahn empor, die bis zu einer großen Luke in den Aufbauten
der Rumpfbrücke führte. Die Luke öffnete sich, das Schiff spie
seine Ladung aus. Behälter auf Behälter rollte heraus, einer
wie der andere so groß wie ein Zimmer. Einem unbekannten
Leitbefehl folgend, glitten sie über das weitverzweigte Rollenband des Hafengeländes. Ein Teil rollte direkt auf breite Güterwagen, ein anderer Teil strebte einem großen Silo zu, wo ein Aufzug die Behälter auf die Boxen der Stockwerke verteil
te.
Romain versuchte die Aufschriften zu entziffern. Aber er
vermochte sich kein klares Bild zu verschaffen.
»Maschinen, Genosse Kosmonaut!« sagte eine dunkle Stimme hinter ihm.
Romain fuhr herum.
Ein schlankes Mädchen stand hinter ihm. Er starrte verblüfft
in große, dunkle Augen und ein gebräuntes, verschmitzt lä
chelndes Gesicht.
»Maschinen, soso«, sagte er verdutzt und wandte sich wieder zum Schiff. Genosse Kosmonaut – wozu hatte er sich einen
hochmodernen Anzug in schillernden Farben zugelegt, in dem
er sich vorkam wie ein Pfau beim Radschlagen?
»Auch das Schüttgut kommt in diesen Behältern. Es wird
von einer endlosen Greiferkette erfaßt und in die Silotürme
entleert«, erklärte das Mädchen, als hätte er danach gefragt. Er
vermeinte, einen belustigten Unterton herauszuhören. »Die Behälter sind leicht, wasserdicht und für automatische
Entladungen geeignet«, fuhr das Mädchen fort. »Sie halten
Schiff und Umschlagplatz sauber, lassen sich stapeln, bieten
Schutz gegen Verrutschen der Ladung und Selbstentzündung
durch Massendruck. Früher waren gewiß viele Menschen mit
dem Löschen der Ladung beschäftigt?«
»Ja«, erwiderte Romain zögernd.

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