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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Wenn Sie gesagt hätten: nach Hause, nach Nordamerika…«
»Wo bin ich dort zu Hause?« Womöglich nach Rivertown fahren, in dieses kleine Nest, in dem er aufgewachsen war. Damit jeder mit dem Finger auf ihn zeigte: Das ist der, der damals in Australien… Er schalt sich wegen dieses Gedankens. Das lag dreihundertfünfzig Jahre zurück. Rivertown, immerhin…
»Drängt es Sie nicht, zu sehen, was inzwischen aus Ihrer engeren Heimat geworden ist? Vielleicht verstehen Sie dann manches leichter?«
»Was soll ich da allein?«
»Wer sagt, daß Sie allein reisen?«
»Sie kämen mit?«
»Wenn Sie es wünschen, gern.«
»Man wird uns nicht gehen lassen.« Pala stützte sich auf die Arme.
»Wer wollte Ihnen verwehren, die Heimat zu besuchen?«
Stafford hatte noch Bedenken. Aber der Gedanke an Rivertown setzte sich in ihm fest. Einmal heraus hier, ohne Uniform, auf die vertrauten Berge schauen. Seine Kindheit stieg vor ihm auf.
»Ja, wenn es ginge – morgen schon!« sagte er schließlich.
»Es geht, James!«
Als es dämmerte, machten sie sich auf den Heimweg. Ringsum verblaßten die Farben, verloren sich die Kontraste, die Konturen verwischten. Es schien Stafford, als rücke die Welt von ihnen weg und sie wären allein. Das machte manches einfacher. Er nahm ihren Arm, als wäre es immer so gewesen.
»Wann fahren wir, Pala?«
»Wir fliegen, James. Halten Sie sich für sieben Uhr bereit.«
»Wissen Sie denn, wohin?«
»Nach Rivertown!«
Stafford war frappiert. »Was wissen Sie alles von mir?«
»Alles!«
»Alles?« Stafford lächelte. Dann wüßte sie ja auch, daß sie ihm gefiele.
»Natürlich – obwohl es nicht leicht ist, das zu entdecken.« Ihm schien, als lache sie heimlich.
Teufel, war er unbeholfen! Aber wer zehn Jahre ohne Frauen gelebt hatte, wußte der noch sicher, was er wann zu tun hatte?
An seinem Bungalow verabschiedete er sich. »Bis morgen, Pala!«
»Bis morgen, James!« Schwang da Ironie in ihrer Stimme?
»Pala?«
»Ja?«
»Ach, nichts – nur so«, sagte er, ohne ihre Hand loszulassen.
Sie lachte auf und wiederholte, was sie schon einmal gesagt hatte: »Was sind Sie doch für ein Kindskopf!«
Später wußte er nicht zu sagen, woher er den Mut genommen hatte. Es lagen zehn Jahre Alleinsein in seinem Kuß.
    Pala ging mit beschwingtem Schritt durch die Siedlungsanlagen. Sie fühlte sich seltsam beflügelt. Hin und wieder hob eine Parkleuchte ein Stück des Weges und einige Büsche aus dem Dunkel. Nur am nördlichen Himmel verriet ein blasser Schein, daß über der nächsten Stadt eine künstliche Sonne stand.
    Heimkehrerromantik – kleine Häuschen im weitgestreckten Park, schummrige Winkel, nächtliche Stille… Die Gegenwart würde nicht ewig spurlos an ihnen vorübergehen. Eigentümlicher Widerspruch: hier der Hang zum Alleinsein – und dort die Begierde, den Menschen kennenzulernen, der um mehr als drei Jahrhunderte voraus war. Oder bildete sie sich den Widerspruch nur ein?
    Eine ungewöhnliche Nacht. Sie gebar wunderliche Gedanken und Träume und gab unwirklichen Vorstellungen Raum.
Die Absätze klapperten auf dem Plattenweg. Morgen früh… Morgen früh…
Pala erreichte das Hochhaus der Betreuerinnen. Im Schein der Lampen des Vorplatzes verhielt sie ihren Schritt. Die Umgebung ernüchterte sie. Morgen früh gedachte sie mit Stafford zu verreisen, da hatte schließlich Vena ein Wort mitzureden. Aber sie wollte die Reise nicht von Venas Entscheidung abhängig machen. Das bedeutete, sie mußte mit Stafford heimlich verschwinden.
Sie ging behutsam durch den Korridor und schlich auf Zehenspitzen an Venas Zimmer vorüber. Indessen hatte sie plötzlich das Gefühl, Vena unrecht zu tun. Sie entsann sich, wieviel Sorgen sich ihre Freundin in den vergangenen Monaten um die Heimkehrer gemacht hatte, und fürchtete Venas Enttäuschung über eine solche Ausflucht.
Sie trat an Venas Tür und lauschte. Vielleicht war sie nicht im Hause. Doch hinter der Tür ertönte Musik. Da nahm sie sich ein Herz, klopfte und trat ein.
Vena lag auf der Liege und sah erwartungsvoll zur Tür. »Du erwartest Besuch?« fragte Pala und blieb stehen. »Wie kommst du darauf?«
»So wie du gekleidet bist…«
»Nimm bitte Platz!« erwiderte Vena und richtete sich auf. Pala setzte sich, unangenehm berührt von Venas Förmlichkeit. Seitdem der Sekretär des Rates Vena vorgeworfen hatte, sie habe die Männer der Kosmos mangelhaft auf den Plan zur Wiedereingliederung vorbereitet, sonst hätten sie ihn nicht abgelehnt, schließlich wäre an

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