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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Insel.« Sie genoß die Überraschung. »Auf einer der Inseln, auf denen die künftigen Mütter ihre Schwangerschaft verbringen, in ärztlich verordnetem Klima, unter ärztlicher Kontrolle, ganz dem werdenden Kinde zugewandt.«
Die Männer lauschten gebahnt. Die Vorsitzende lüftete ein wenig den Schleier, der über der Gegenwart lag. Fremde, lokkende Bilder.
Romain beobachtete die Gefährten mit gemischten Gefühlen. Seine Zweifel, die bei der Diskussion über das Studienprogramm erwacht waren, verstärkten sich. Mußte die Vorsitzende nicht besser urteilen können, was für sie notwendig war, wenn sie die Gegenwart meistern wollten?
»Ich persönlich würde gern über die Kurzlehrgänge hinausgehen, Genossin Rendhoff«, sagte er, als er Vena mit Nasarow zur Luftschleuse begleitete. »Zwar wird das Plenum nur dem Kurzlehrgang zustimmen, aber ich… Können Sie mir eine Betreuerin zuweisen, die mich unterrichten kann?«
»Wenn es Ihnen recht ist, Genosse Romain, werde ich selbst Sie betreuen; wir müssen sowieso eng zusammenarbeiten«, erwiderte Vena. »Und auf Sie, Genosse Nasarow, wartet eine Urenkelin!«

XII
    Stafford stapfte schwerfällig über den weichen Waldboden. Er war vom Wege abgekommen, unter seinen Füßen zerbrachen kleine Äste, er bemerkte es nicht.
    Seit mehreren Wochen wohnten sie in den Häuschen, die für die Heimkehrer errichtet worden waren. Der Wirbel der Empfangsfeierlichkeiten lag hinter ihnen. Die Erde hatte sie mit überwältigender Herzlichkeit begrüßt, ohne steifes Protokoll. Auch das ist also anders als zu unserer Zeit, stellte Stafford fest. Dennoch meinte er, man hätte zuviel Aufhebens von ihrem Flug gemacht. Sie alle waren mit dem Irdischen Verdienstorden dekoriert und zu Helden des Kosmos ernannt worden, beides die höchsten Auszeichnungen, die heute vergeben wurden.
    Nun war der irdische Alltag eingezogen, und der hatte Ekken, an denen sich auch kosmische Helden die Seele wundstoßen konnten.
    Helden? Schöne Helden, die man an der Hand führen mußte, damit sie nicht in die Irre gingen. Sechs Stunden täglich fühlte er sich wie ein Trichter, in den wahllos die verschiedensten Dinge hineingeschüttet wurden, der aber nichts davon behalten konnte. Sprach er jedoch mit Pala darüber, war alles, was er gelernt hatte, wieder da. Pala – wenigstens mit seiner Betreuerin hatte er Glück gehabt. Sie verstand es, mit wenigen Worten deutlich zu machen, was er hinter einem Gebirge von Problemen verborgen wähnte. Das Schwierige wurde einfach und das Einfache selbstverständlich. In ihrer Gegenwart fühlte er sich geborgen. Ein einziges Mal hatte er versucht, auf eigene Faust einen kurzen Ausflug zu machen. Die Menschen, denen er begegnet war, verhielten sich ihm gegenüber ehrfurchtsvoll, als wäre er dreihundertfünfundsiebzig Jahre alt. Geradezu albern war er sich vorgekommen. Außerdem verstand er die Menschen nicht gut, schließlich beherrschte er die Intersprache noch nicht. Er hatte sich hoffnungslos fremd gefühlt. Ging er dagegen mit Pala in die nahe gelegene Stadt, so war alles anders.
    Er brauchte diese Frau nur anzurufen, sofort war sie da. Für sie war er kein Mann aus der Vergangenheit, höchstens ein Besucher aus einer fernen Stadt. Und es gab keine alberne Höflichkeit. Sie schien überhaupt keinen Respekt vor ihm zu haben. Gerade das gefiel ihm.
    In Gedanken verloren, schlenderte er dahin, bemerkte nicht die Moosbuckel unter seinen Füßen, nahm nicht die Baumstämme mit dem dichten Laubdach wahr, hörte nicht das Rauschen in den Zweigen und spürte nicht die Wärme, wenn ein Sonnenstrahl ihn streifte. Erst als er vor einer Blumenrabatte stand, erwachte er. Vorsichtig überquerte er die gepflegten Beete, um den plattenbelegten Weg zu erreichen. Hoffentlich hatte ihn niemand beobachtet.
    Eilig strebte er dem Häuschen zu, in dem er mit Canterville wohnte. Vielleicht würde es bald ihm allein gehören. Canterville wollte durchsetzen, daß er, einigen der vielen Einladungen folgend, eine Vortragsreise unternehmen konnte. Woher der den Mut dazu nahm, mochte der Teufel wissen.
    Das Häuschen, ein Bungalow aus Wabensegmenten, wurde von blühenden Büschen umsäumt. Die Dachschale überspannte eine Terrasse mit durchsichtigen Schiebewänden an den Seiten. Es erinnerte Stafford irgendwie an sein »Häuschen« auf der Kosmos, ohne daß er hätte sagen können, wodurch. Waren es die Büsche, war es der Eingang? Gleichviel, so wünschte er sich einmal zu wohnen, falls man ihn nicht

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