Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
bestürzt. »Ich hoffe, daß ich nicht den Eindruck erweckt habe, Ihnen wären Beschränkungen auferlegt. Es sind gemeinsame Exkursionen vorgesehen, Sie können selbstverständlich auch Ausflüge machen. Ihnen ist nichts untersagt, also muß Ihnen nichts gestattet werden. Es ist doch Ihre Erde!« Sie spürte, wie die Männer auftauten, wie sich ihr die Stimmung zuneigte. »Um Ihnen das Einleben, die Ausflüge und den Kontakt mit unserer Gesellschaft zu erleichtern, wartet auf jeden von Ihnen eine Betreuerin, die sich speziell auf Sie vorbereitet hat und Ihnen gern zur Seite steht.«
»Betreuerinnen?« Cantervilles Stimme verriet Neugier.
»Ganz recht.« Vena atmete auf. Die allgemeine Überraschung tat ihr wohl. Mochte ihr Programm abgelehnt werden, wichtiger war doch, daß sie das Vertrauen der Männer gewann. »Sie haben sich mit Ihrer Zeit befaßt. So wird es Ihnen möglich sein, unsere Gegenwart mit Ihren Augen zu sehen und Sie mit allem vertraut zu machen. Sie werden immer für Sie dasein und Ihnen helfen, die Theorie des… der Lehrgänge in der alltäglichen Praxis zu ergänzen.«
»Moderne Schutzengel irdischer Abstammung?« fragte Stafford ironisch. »Unter solcher Obhut kann uns ja nichts passieren.«
Canterville lachte. »Schutzengel? Very good! Werden sie brauchen können…«
»Ich denke, du wolltest unbeschränkt…«, begann Stafford, aber Canterville wischte den Einwand mit einer Handbewegung hinweg. »Ich wollte die Erde kennenlernen; das reizt mich noch, das werde ich auch. Aber denkst du, ich wüßte nicht, daß dreihundertfünfzig Jahre vergangen sind?« Er zwinkerte Nasarow zu. »Ich hab’ es doch deutlich genug gespürt. Ich jedenfalls bin einverstanden.«
Sundberg war noch nicht überzeugt. Er wandte sich an Romain. »Ob es nicht doch besser ist, sich erst die Erde anzusehen und dann das Gesehene theoretisch zu untermauern?«
Romain überlegte einen Augenblick. »Wie lange dauert heute ein Hochschulstudium?« fragte er Vena.
»Das Grundlagenstudium beginnt mit dem sechsten und endet mit dem vierundzwanzigsten Lebensjahr. Ihm folgt ein zweijähriges Praktikum, in dem ohne Ausnahme jeder auf einer Großbaustelle arbeitet. Das anschließende Hochschulstudium endet – ja, eigentlich nie. Man muß doch auf dem laufenden bleiben, wie sollte man sonst schöpferisch tätig sein?«
»Wie könnten wir da verstehen, was wir sehen?« fragte Romain Sundberg. »Um die Kurzlehrgänge kommen wir nicht herum.« Im Inneren aber stiegen ihm Zweifel auf. Achtzehn Jahre Grundausbildung – reichten Kurzlehrgänge aus, um den Anschluß zu finden? War es richtig, das Programm der Kommission zu ignorieren? Aber das Plenum würde ihm nicht zustimmen. Weder Nasarow, der vor Ungeduld brannte, das Material zu übergeben, noch Stafford, der am liebsten auf der Kosmos bliebe, und schon gar nicht Canterville, der erlebnishungrig war. Die Mehrzahl der Genossen würden kaum begreifen, daß ihnen das mehrjährige Studium an Bord der Kosmos wenig nutzte, da es nur den Erkenntnisstand des zwanzigsten Jahrhunderts vermittelt hatte.
»Erzählen Sie uns von der Erde«, bat er Vena. »Wie leben sie heute?«
Sie sah ihn verlegen an. »Wo beginnen, Genosse Romain?« Aber die Gesichter der Männer waren ihr voller Spannung zugewandt. »Als ich mich auf Ihre Rückkehr vorbereitete, interessierte mich, wie man sich zur Zeit Ihres Starts unsere Zeit vorstellte. Das läßt doch gewisse Rückschlüsse zu, wie schnell Sie sich zurechtfinden werden, wie groß Ihre Überraschung sein wird. Ich las Zukunftsromane des zwanzigsten Jahrhunderts…« Sie lächelte. »Manchen Autor mag man seinerzeit als hemmungslosen Träumer, als Phantasten eingeschätzt haben – aber auch die kühnste Phantasie reichte nicht aus, um sich unsere Wirklichkeit in ihrer ganzen Vielfalt vorzustellen. Wir sind froh darüber, daß wir Ihnen, den Vertretern jener Zeit, zeigen können, daß sich das opfervolle Mühen um eine neue Gesellschaft gelohnt hat, daß es reiche Früchte trägt. Bitte verstehen Sie, wenn wir deshalb voller Ungeduld dem Tage entgegensehen, an dem Sie unser Leben bis in seine Wurzeln kennen und ohne Einschränkung daran teilnehmen können. Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen von meiner Kindheit erzähle, weil ich glaube, daß sich aus der Fürsorge für das Kind am besten auf das Wesen einer Gesellschaft schließen läßt.« Sie lehnte sich zurück und überlegte einen Augenblick. »Geboren wurde ich, wie die meisten Kinder unserer Zeit, auf einer

Weitere Kostenlose Bücher