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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Dafür haben wir noch viel Zeit. Wo ist Canterville?«
»Schwimmen, wie jeden Morgen. Ich habe mich schon verabschiedet.«
Die Einschienenbahn trug sie schnell zur Stadt.
»Wann fliegt die Maschine?« fragte er.
»Gegen Mittag.« Sie zwinkerte. »Wir haben noch viel vor.«
»Was denn?«
»Erstens müssen wir uns Kleider machen lassen, oder willst du so verreisen? Dann brauchen wir eine Reisetasche, Reiselektüre und verschiedene andere Dinge.«
Die Bahn hielt. Sie fuhren mit der Rolltreppe hinunter und traten auf die Straße. Bis zum Rollweg waren es nur Schritte. Wie überall ließ man sie auch hier vortreten. Heute störte ihn die Aufmerksamkeit nicht, mit der man ihm begegnete.
Der Rollweg fuhr sie durch Parkanlagen, vorbei an Häusern mit skurrilen Formen: Trichterhäuser, oben um vieles breiter als am Fundament; Pyramidenhäuser; Häuser wie Weihnachtsbaumständer, mit kreuzförmigem Fundament und Wohngeschossen, die wie Raketenflossen aufstiegen; Häuser, die Kugeln ähnelten, und Häuser, die Treppen glichen. Sie alle waren verblüffend groß und boten Zehntausenden von Menschen Platz. Die Gebäude waren von einem Netz breiter Straßen umgeben, aber die Straßen waren leer.
»Eine bemerkenswerte Architektur«, sagte Stafford vorsichtig, obwohl er geneigt war, den Kopf zu schütteln. Aber konnte er aus dem All kommen und sagen: Was habt ihr inzwischen für schauderhafte Städte gebaut?
Pala lachte ihn aus. »Diese Stadt wurde Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts gebaut, nach völlig falschen Vorstellungen. Man glaubte damals offensichtlich, die Motorisierung stiege ins Unermeßliche nach dem Grundsatz: Jedem sein eigenes Fahrzeug. Deshalb baute man die Häuser so, daß möglichst dicht am Eingang geparkt werden konnte. In den Wohntrichtern wohnen fünfundzwanzigtausend Menschen, daher projektierte man für zehntausend Fahrzeuge Parkplätze und Straßen mit großer Durchlaßfähigkeit. Was dabei herauskam, siehst du: eine Versuchsstadt. Die Entwicklung ging in eine andere Richtung. Heute hält keiner mehr einen Wagen wie ein Haustier, das er füttern, pflegen und ausführen muß. Wäre ja auch Unsinn.«
»Ja, aber – je höher der Produktionsausstoß, je größer die Serie, desto größer der Gewinn!«
Pala lachte. »James, du lebst im vierundzwanzigsten Jahrhundert! Nicht Gewinn, sondern Befriedigung der Bedürfnisse – aber auf höherer Ebene! Ökonomisch wäre dieser Haustierwagen Unsinn. Die meiste Zeit steht er, ausgelastet ist er nie. Soll die Gesellschaft Material und Arbeit investieren für Fahrzeuge, die mehr stehen als fahren? Brauchst du einen Straßenschweber, dann rufst du ihn per Funk, er kommt prompt. Brauchst du ihn nicht mehr, schickst du ihn zurück.«
Inzwischen waren sie im Versorgungszentrum angekommen, und Pala führte Stafford zu einem großen Gebäude. Über mehrere Stockwerke hinaus liefen Leuchtbuchstaben: »Individuelle Mode«.
In der untersten Etage gab es Hüte, Mützen, Schals und Handschuhe. Das alles war auf großen Scheiben aufgebaut, die sich langsam drehten. An den Wänden liefen hinter Glas die einzelnen Artikel auf Bändern vorüber. Kam der gewünschte Artikel vorbei, dann drückte man auf den Knopf, auf dem die erforderliche Größe stand – und schon fiel der Gegenstand in einen Auffangkorb.
Stafford war begeistert.
Im Stockwerk für Herrenmoden ging Pala zur Abteilung »Anfertigung«. Ein junger Mann kam auf sie zu, als sie die Abteilung betraten. Pala unterhielt sich mit ihm in der Intersprache. Und obwohl Stafford diese Sprache noch nicht ganz beherrschte, verstand er doch, daß der junge Mann seine Freude über den hohen Besuch ausdrückte und daß Pala einen Anzug für ihn, Stafford, bestellte. Er spürte, daß Pala stolz war auf ihn. Das gab ihm die nötige Sicherheit, um unbefangen aufzutreten.
Man legte ihm synthetische Stoffe vor. Sie waren zwar nicht so farbintensiv wie die Damenkleiderstoffe, doch wiederum nicht so dezent, wie er es wünschte. Gewiß, die zeitgenössische Herrenmode war ihm bekannt, die farbigen Anzüge hatten ihm sogar gefallen. Aber sie selber tragen? Unschlüssig wandte er sich an Pala. »Welcher würde dir gefallen?« Ihre Antwort war ihm wichtig.
Sie zögerte.
»Gefällt dir keiner?« fragte er überrascht.
»O doch! Aber ich hoffte…«
Stafford sah sich um. Der junge Mann hatte sie allein gelassen. »Eine Bedienung ist das!« polterte er. »Das war zu meiner Zeit anders, das kann ich dir sagen! Wehe dem Verkäufer, dessen Kunde

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