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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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ihn als mein Eigentum, das meinem Willen unterworfen ist. Kann man so zusammen leben, ist das Achtung voreinander, hat das noch etwas mit Würde gemein? Bildet er sich ein, er hätte ein Nutzungsrecht auf mich wie seinerzeit auf eine Wiese, gehöre ich ihm wie damals eine Kuh?« Pala wurde immer erregter. »Bin ich kein Mensch mit Gefühlen? Kann man sich hingeben, wenn der andere das als sein verbrieftes Recht betrachtet? Gibt es die Pflicht, sich nehmen zu lassen?«
»Hör auf!« Vena flehte fast. Sie dachte an Raiger. Sie hatte sich ja von ihm getrennt, weil er sie nicht als Persönlichkeit achtete.
Aber Pala war zu sehr verbittert. Sie konnte die Flut der Vorwürfe nicht eindämmen. »Er benimmt sich, als wäre ich sein Bedienungsautomat, schlimmer noch, als wäre ich seine Leibeigene!«
Vena unterbrach sie energisch. »Du kennst doch Staffords Vergangenheit; kann er anders denken? Damals gab es andere Vorstellungen, auch vom Zusammenleben. Als Historikerin weißt du das. Man muß ihm Zeit lassen, umzudenken. Sicher siehst du das jetzt alles zu schwarz.«
»Zu schwarz?« Pala lachte. »Solange ich nur Betreuerin war, ging alles gut. Es war ja meine offizielle Aufgabe, immer für ihn dazusein, für ihn zu sorgen.«
»Wieso war? Du bist es noch heute!«
»Ich war mehr, seine Gefährtin oder seine Frau, wie er es – nannte. Damit war meine Aufgabe beendet!«
Vena wollte widersprechen, versagte es sich aber. Gefährtin ist mehr… Liebe – Achtung voreinander, gleiche Rechte… Das duldete kein Abhängigkeitsverhältnis, wenn man nicht die Achtung voreinander verlieren wollte. Andererseits, wer sich liebte, half der nicht dem Partner, ohne zu wägen, ob er mehr Hilfe geben mußte, als er empfing?
»Wäre es in diesem besonderen Falle wirklich unzumutbar gewesen, sich auf ihn einzustellen, ihm zu helfen, mit der Gegenwart fertig zu werden?« fragte Vena vorsichtig.
Pala sah sie verwundert an. »Soll ich mein Lebensziel fortan darin sehen, sein Schatten zu sein, ohne eigene Empfindungen, eigene Wünsche, eigene Gedanken, eigene Aufgaben und Ziele – zeitlebens? Ich bin Teil einer größeren Gemeinschaft, habe Rechte und Pflichten. Wie kann er verdangen, daß ich dem allen entsage?«
Pala machte eine Atempause.
»Hat er dir gesagt«, fragte Vena, »daß du verzichten sollst?«
»Er war gegen alles, gegen die Oper, gegen meinen Beruf, gegen alles, was nicht direkt mit ihm zu tun hat. Erst zog er ein leidendes Gesicht, dann nörgelte er, schließlich machte er mir Vorwürfe. Wozu wir zusammen lebten, wenn ich ihn allein ließe, wenn er auf mich warten müsse. Und was wüßte er, was in den Stunden geschehe, die ich ohne ihn verbrächte. Ich gehöre ihm, stell dir das vor: gehören!«
»Hast du ihm den Unterschied zwischen Betreuerin und Gefährtin erklärt?«
»Kann man mit einem solchen Egoisten reden?«
Vena war bestürzt. Pala hatte mit Stafford nicht über diese Fragen gesprochen – waren die anderen Heimkehrer damit ebensowenig vertraut? War man nicht verpflichtet, den Männern zu erläutern, was man heute unter »verheiratet sein« verstand, damit sie nicht von falschen Voraussetzungen ausgingen? George war aufgeschlossener als Stafford, bei ihm würden sich die Dinge nicht so zuspitzen. Aber die anderen Heimkehrer?
»Übrigens ist da noch ein Widerspruch«, sagte sie zu Pala. »Du hast Staffords Betreuung nicht abgegeben, obwohl du dich längst nicht mehr als Betreuerin fühltest.«
Pala schreckte aus ihren Gedanken auf. »Wußtet ihr das? Nun gut. Im Grunde kommt es jetzt nur darauf an, daß ihr wißt, Stafford braucht eine neue Betreuerin.«
»Einen Arzt!« sagte Vena streng. »Aber das führt jetzt zu nichts. Gehen wir zu Romain. Beraten wir, was zu tun ist. Vielleicht kommen wir dann besser an Stafford heran.«
Sie klopfte vergebens. Romain und Nasarow waren bereits gegangen. Vena schaute auf die Uhr. »Es ist ja schon zehn.« Sie überlegte. »Heute ist Mittwoch, vorhin hatten sie Industriestruktur, noch nach ihrem eigenen Kurzprogramm. Aber demnächst geht es richtig los, Grundstudium nach unserem Plan! Jetzt werden sie im technischen Kabinett sein, Anschauungsunterricht.«
Sie trafen Nasarow auf dem Gang. Als er sie sah, verhärtete sich sein Gesicht.
Vena blickte Pala verstohlen an.
»Ist George drin?« fragte sie und wies mit dem Kopf nach der Tür des Kabinetts.
»Romain?« Nasarows Stimme klang unpersönlich. »Er hat die Siedlung verlassen. Abgereist.«
»Das ist doch wohl ein Scherz?« sagte Vena.

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