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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Hoffnung, Vorbehalte und Erwartungen stritten sich in ihm. Er sah in Gedanken schon den großen Hörsaal und die vielen fremden Gesichter, entsann sich unvermittelt seines ersten Schultages vor dreihundertneunundsechzig Jahren und glaubte den typischen Schulhausgeruch von damals wahrzunehmen. Und er verspürte wieder die damalige Aufregung. Ob er etwas von dem begriff, was der Dozent vortrug?
Als er die Tür des Hörsaals öffnete, verlor sich die Erinnerung mit einem Schlag. Es war kein Hörsaal! Bequeme Liegesessel standen im Raum. Ein baumlanger Afrikaner begrüßte ihn und stellte sich vor. »Tipili Korane, diensthabender Arzt. Bitte nehmen Sie Platz.«
Romain setzte sich auf die vordere Sesselkante. Was sollte das? Er wollte nicht untersucht werden, sondern lernen! Hatte er sich in der Tür geirrt? Neue Studenten kamen, lehnten sich ausgestreckt in die Sessel und taten ganz so, als wären sie zum Schlafen hier.
»Bitte legen Sie sich ganz locker und bequem hinein«, bedeutete ihm der Arzt und stülpte ihm eine leichte Haube über den Kopf.
Romain spürte den sanften Druck von Biotastern. Er mußte an die Titanen denken. Wollte man seine Aufnahmefähigkeit messen? Hoffentlich konnte er sich konzentrieren. Nicht an Vena denken – niemand brauchte zu wissen, wie es in ihm aussah.
Der Arzt ging zu einem großen Schaltpult, das mit einer Vielzahl von Meßgeräten versehen war.
War das der Nürnberger Trichter der Neuzeit, von dem ihm Vena erzählt hatte? Wurde ihm jetzt das Einmaleins des irdischen Lebens in die Hirnrinde graviert? Er wurde unruhig. Der Arzt stutzte, beugte sich über ein Meßgerät, sah zu ihm herüber und nickte ihm beruhigend zu. Einige Griffe in die Tastatur des Schaltpultes – Romains Gedanken zerflatterten. Ruhe breitete sich in ihm aus. Er geriet in einen Trancezustand. Ein Bildschirm leuchtete vor ihm auf. Skurrile Linien, Schemata, Formeln…
Als Romain erwachte, wußte er, unter welchen Bedingungen mittels Fotosynthese Rohstoffe für eine bestimmte Nährflüssigkeit gewonnen wurden und wie diese Nährflüssigkeit zusammengesetzt sein mußte, sollte in ihr eine künstliche Leber wachsen und aus Traubenzucker tierische Fette erzeugen. Aber es befriedigte ihn nicht. Ihm fehlte das Grundwissen, um die Fotosynthese zu begreifen.
Romain war jedesmal von neuem verblüfft, wenn er nach dem Aufenthalt im Lehrkabinett auf Anhieb Vorgänge begriff, die ihm vorher unverständlich gewesen waren. Meist aber gelang es ihm nicht, größere Zusammenhänge zu erfassen, weil ihm die Vorkenntnisse fehlten. Sie mittels Gedächtnisprägers nachzuholen war nicht möglich, dafür fehlten die Programme. Konnte er aber darum bitten, ihm sozusagen Nachhilfestunden zu erteilen? Dann müßte er begründen, weshalb er nicht in der Heimkehrersiedlung geblieben war, wo jetzt das Nachhilfeprogramm anlief.
Wenn ihn seine Misere zu sehr bedrückte, fuhr er mit der Schnellbahn hinaus zum Tibestigebirge. Dort war noch ein weites Stück Wüste erhalten geblieben, Sand und kahler Fels. Von hier wurde jeder Regen ferngehalten, jede Wolkenbildung, denn hier war die Domäne mächtiger Sonnenkraftwerke und Metallschmelzereien.
Hier fühlte Romain sich sicherer, denn hier kannte er die Zusammenhänge und Wirkungen, hatte er doch während der Reise im All Metallurgie studiert. Und manchmal kam ihn das Verlangen an, einen Begleiter neben sich zu wissen, dem er erklären konnte: »Feinkörniges Erz wird im Brennpunkt der riesigen Salinenspiegel, von Magnetfeldern verwirbelt, geschmolzen, von einem ständigen Kohlenoxidstrom angereichert und in Stahl und Schlacke getrennt.« Einmal beweisen, daß er nicht nur aus Wissenslücken bestand!
Das war wohl auch der tiefere Grund gewesen, daß er trotz seines Studiums der Einladung einer Großbaustelle dieses Gebietes folgte und über seine Erlebnisse auf dem Titanus berichtete. Den Jungen und Mädchen, die hier den Ehrendienst leisteten, war er kein Unbekannter mehr.
Die Baustelle lag an diesem Nachmittag unter einer Dunstglocke, als koche der Sand in der prallen Sonne. Riesige Saugbagger spien unaufhörlich Sandströme in mächtige Lastzüge, die auf breiten Gummiwalzen Hunderte von Kubikmetern Sand auf einmal davonschleppten. Sprengwagenähnliche Fahrzeuge glätteten auf abgesteckten Trassen den Sand, besprühten ihn, hinterließen steinharte, glasige Bahnen. Hubstrahler setzten Maschinen darauf. Kräne stülpten durchsichtige Glocken darüber. Zwischen diesen Giganten bewegten sich

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