Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
Folgen werden Sie dennoch tragen müssen!« sagte Maro scharf.
Raiger verhielt den Schritt. »Was wollen Sie?« fragte er mürrisch.
»Vielleicht nehmen wir erst einmal Platz!« schlug Maro vor.
Raiger wies auf die Sessel. Dann besann er sich, daß er hier Gastgeber sei. »Trinken Sie Virensaft, Palmenspitzenextrakt, Bakterienmost?«
»Kaffee, wenn ich bitten darf.«
Raiger öffnete einen Wandschrank. Tassen und Gläser wurden sichtbar und Hähne. Er füllte zwei Tassen, trug sie zum Tisch, stellte Gebäck, Zucker und Sahne dazu und setzte sich. »Ich höre«, sagte er dann.
»Ich erfuhr von Genossen Nasarow, Sie hätten ihm gegenüber erklärt, Genosse Romain habe Sie und Vena auseinandergebracht.«
»Und?« Raiger blickte ihn verständnislos an.
»Hatten Sie sich nicht schon Monate vorher voneinander getrennt?«
»Vorübergehend«, sagte Raiger, aber als er Maros Gesicht sah, setzte er hinzu: »Als Probe gewissermaßen, unter welchen Voraussetzungen wir wieder zusammenfinden können. Aber das ist doch nebensächlich. Ich habe Vena nichts vorzuschreiben, ich kann sie nicht zwingen, bei mir zu bleiben.«
»Dennoch haben Sie behauptet, Romain hätte Sie auseinandergebracht?« fragte Maro. Er spürte, wie lästig Raiger dieses Gespräch war.
»Die Entscheidung lag bei Vena. Schließlich ist das Zusammenleben freiwillig – aber das ist ja selbstverständlich.«
»Auch für die Heimkehrer?«
»Weiß ich’s? Es interessiert mich auch nicht.«
»Vielleicht doch!« sagte Maro. »Wegen dieser Ihrer Behauptung wurde Romain aus der Heimkehrersiedlung entfernt, und Vena sieht ihr Programm gefährdet. Immerhin war Romain Vorbild für die Männer. Ganz abgesehen von ihrem Kummer, sie liebt ihn nämlich.«
»Ich bedaure, daß die Heimkehrer offensichtlich nach antiquierten Auffassungen urteilen, vermag das jedoch nicht zu ändern.« Raiger blieb unbeteiligt kühl. »Die Schuld an Venas bedauerlicher Lage liegt nicht bei mir.«
»So einfach sollten Sie es sich nicht machen, mein Lieber, so einfach kommen Sie mir auch nicht weg. Die antiquierte Auffassung liegt bei Ihnen. Sie haben, nennen wir es beim Namen, gelogen…«
Raiger fuhr auf. »Das verbitte ich mir entschieden. Was erlauben Sie sich? Ich werde den Rechtsausschuß anrufen.«
»Darum möchte ich Sie bitten, das gäbe mir die Möglichkeit, den Nachweis öffentlich zu führen«, erwiderte Maro. »Sie haben wissentlich falsche Angaben gemacht, um anderen zu schaden – stimmt das?«
»Das stimmt nicht! Gut, ich habe eine unexakte Darstellung gegeben – aber konnte ich ahnen, daß die Heimkehrer so verschroben darauf reagieren? Weiß ich denn, was damals üblich war?« sagte Raiger.
»Haben Sie sich eigentlich schon einmal gefragt, weshalb es zwischen Vena und Ihnen zum Bruch kam, Raiger Sajoi?« sagte Maro, gewärtig, eine abweisende Antwort zu erhalten.
Raiger schluckte eine scharfe Entgegnung hinunter und sagte schließlich: »Natürlich habe ich das.«
»Und das Ergebnis?«
Raiger schwieg.
»Hier ist einer der Gründe! Vena hat sich intensiv mit der Vergangenheit der Männer befaßt, mit ihrem Leben, ihren Sitten und Ansichten – Sie aber wissen von nichts!«
»Kümmerte sich Vena vielleicht um meine Arbeit?«
»In den Jahren vorher: ja. Dann kam ihre Diplomarbeit, die Sie nicht ernst nahmen – wollen Sie es ihr verübeln, wenn sie hinfort wenig Interesse für Ihre Arbeit zeigte? Andererseits, sie las später Ihre Arbeit, setzte sich mit ihr auseinander. Sie haben das mit Venas Arbeit bis heute nicht getan.«
Raiger biß sich auf die Lippen, fixierte Maro und starrte dann vor sich hin.
»Sehen Sie, so ist das«, sagte Maro versöhnlich. Wenn Sajoi nachdenklich wurde, dann lohnte sich die Mühe, ihm klarzumachen, was er verfehlt hatte. »Die Auffassung der Heimkehrer ist überlebt, hatte aber einst ihre Berechtigung. Ich will Ihnen keine Vorlesung über vergangene soziale Verhältnisse halten. Auch damals trennten sich Mann und Frau, wenn sie sich nicht verstanden. Nur war es damals schwieriger, weil es darum ging, den Kindern, wenn irgend möglich, das Zuhause zu erhalten. Damals war die ökonomische Lage anders, daraus ergab sich naturgemäß eine andere Rechts- und Moralanschauung. Sie aber leben in der Gegenwart – war denn Ihre Auffassung nicht auch verschroben? Lag in ihr nicht die Bequemlichkeit: Dich habe ich ja sicher? Haben Sie nicht übersehen, daß man, auch und vor allem in der Lebensgemeinschaft, seinen Partner täglich neu gewinnen, ihn ständig

Weitere Kostenlose Bücher