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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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ich bin stundenlang durch Ihre Plantagen gefahren und habe keinen einzigen Menschen gesehen.«
»Es sind noch nicht einmal zwanzigtausend.« Der Direktor lächelte. »Die Pflegearbeiten, die Ernte, alles ist vollautomatisch. Die Maschinen werden nach Programm ferngesteuert. Moderne Zentralen überwachen die Arbeitsleistung und melden die Ergebnisse nach hier. Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Hauptzentrale!« Er führte Romain in einen großen Raum ohne Fenster. An den Wänden befanden sich Bildschirme, Meßgeräte und Skalen mit zitternden Zeigern. Ein riesiges Elektronenhirn nahm eine ganze Wand ein! In der Mitte stand ein ringförmiger Arbeitstisch mit Bildtelefon, Tasten, Knöpfen und Signallampen. Auf einem drehbaren Sessel saß ein Afrikaner.
Romain blieb verwirrt an der Tür stehen.
»Wie steht es, Moctar?« fragte der Direktor.
Der Mann antwortete, ohne die Geräte aus den Augen zu lassen.
»Alles in Ordnung, Zentrale sechs hat neuntausend Tonnen Erdnüsse im Vorlauf. Rösterei und Ölpresse haben von Oliven umgestellt. Weizendüngung im Bereich drei in vollem Gange. Zentrale neun beginnt gerade. Zentrale sieben beendet Weizenernte.«
Romain horchte auf. »Haben Sie derartige klimatische Unterschiede, daß Sie hier düngen und dort schon ernten?«
»Wir ernten bis zu viermal im Jahr, seitdem wir das Klima beherrschen.«
»Laugt der Boden nicht aus?«
»Wir führen ihm ständig die notwendigen Wirkstoffe zu. Zudem wird eine wissenschaftliche Frachtfolge eingehalten. Allerdings ist es nicht mehr der Weizen, den Sie kennen. Wir ernten viermal seine Ähren, aber nur einmal sein Stroh!«
Romain schüttelte verwundert den Kopf.
»Zuchtergebnisse, Genosse Romain. Hier spielt die energetische Bestrahlung eine große Rolle.«
»Und wie erreichen Sie, daß die Palmen gleich groß sind und ihre Früchte maschinengerecht ansetzen?«
»Wir verfügen über Wachstumshemmer und – beschleunigen. Und vor der Ernte führen wir den Bäumen radioaktive Isotope mit kurzer Halbwertzeit zu. Die Isotope werden in den Früchten abgelagert. Das macht die Früchte haltbarer, dient aber vor allem den Greifern der Pflückgeräte zur Orientierung.«
»Haben Sie in der Tierzucht auch so große Erfolge?« fragte Romain und wartete gespannt auf die Antwort.
»Außer einer kleinen Herde von etwa fünfzigtausend Schafen halten wir keine Tiere. Es lohnt nicht, aber bis vor einem Jahr hatten wir hier einen Biologen, der sich nebenbei auch mit Tieren befaßte, Mika Grabeu, er ist weltbekannt. Ihm ging es aber mehr um biologische Erkenntnisse.«
»Und wo ist Grabeu jetzt?« fragte Romain betroffen.
»Er ist nach Timbuktu gegangen, an die Hochschule für Agrarwirtschaft.«

XX
    Maro Lohming betrachtete Vena mit geheimer Sorge. Obwohl sie energisch auftrat und ihren dienstlichen Obliegenheiten gewissenhaft nachkam, spürte er doch, daß ihrem Tun die Lust fehlte. Sie ging die Schwierigkeiten an wie einen Berg, den man überwinden muß, um weiterzukommen, verbissen, ohne Freude an der eigenen Kraft. Maro zürnte mit sich, weil er sie nicht vor den beiden Enttäuschungen hatte behüten können. Daß die besten Menschen oft nicht den richtigen Partner fanden! Welcher Teufel Romain geritten hatte, eine solche Frau zu verlassen, das mochten die Ahnen wissen. Ein normaler Mensch schlug sich doch nicht seitwärts in die Büsche, wenn seine Liebe erwidert wurde. Dabei mußte Maro sich eingestehen, daß auch er Romain anders eingeschätzt hatte, aber vielleicht verlangte es besondere Maßstäbe, um ihn zu verstehen. Vielleicht war die Kluft tiefer, als er angenommen hatte. Bei Lichte besehen, hätte die Kluft längst geschlossen sein können. Die meisten Heimkehrer waren inzwischen in die Siedlung zurückgekehrt und hatten das Grundstudium nach dem Sofortprogramm aufgenommen. Trotzdem trieben die Dinge noch immer vor dem Winde. Woher kam dieses verwünschte Gefühl der Unsicherheit? Wenn er Vena begegnete, ließ sich Maro nichts anmerken. Auch an diesem Tage gab er sich optimistisch. »Es geht voran, Vena!«
    »Schön«, sagte sie; es klang müde.
»Das ist alles, was du zu sagen hast?«
»Alles«, erwiderte sie.
»Kein Selbstvertrauen mehr?«
»Romain vertraute ich. Wenn sogar er mich im Stich läßt…« »Von zweihundertachtunddreißig Männern sind zweihundertdreißig in der Siedlung und haben nach deinem Plan mit dem Studium begonnen. Ist das vielleicht kein Erfolg?«
    »Das alles kann morgen anders aussehen. Einer studiert nicht, und er war ihr

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