Heimkehr in den Palast der Liebe
Nähe. Man verliert fast den Überblick."
Sie gab keine Ruhe, bis er von jedem Einzelnen etwas erzählt hatte. Schließlich blieb sie schweigend sitzen, als ob sie immer noch darum ringen würde, zu verstehen, was das alles bedeutete.
Eine Reihe kolossaler Gebäude aus massivem schwarz-weißem Marmor kam in Sicht. Sie wirkten plump und unpassend neben den perfekten Proportionen der historischen Gebäude mit ihren Bögen und Kuppeln.
Shakira zog die Brauen zusammen. "Was ist das?" fragte sie und deutete nach unten.
Sharif lächelte bitter. "Das ist der neue Palast. Ghasib beauftragte ausländische Architekten. Es hat Jahre gedauert, bis alles fertig war – wahrscheinlich war er noch nicht fertig, als du ausgereist bist."
Sie blickte wieder hinaus. Der neue Palast verschwand langsam aus ihrem Blickfeld. "Warum hat er nicht etwas Schönes gebaut?"
Sharif lachte laut, denn der neue Palast war damals als kreative Höchstleistung des Architekten gepriesen worden. Östliche und westliche Einflüsse seien miteinander verschmolzen worden. Doch es war wie in der Geschichte von des Kaisers neuen Kleidern. Shakira hatte Recht. Es war eine außerordentlich hässliche Festung, trotz des kostbaren Marmors.
"Ghasib war ein Fan der westlichen Architektur. In einer europäischen Hauptstadt würde es vielleicht nicht ganz so grotesk wirken."
"Stimmt, dort ist nämlich alles grotesk!" stimmte Shakira eifrig zu. "Was wissen die dort davon, wie man lebt? Sie haben Toiletten mit Trinkwasser! Wussten Sie das? Man pinkelt in eine Schüssel voller Trinkwasser! Was für eine Verschwendung! Im Lager war ich oft so durstig, und es gab kein Wasser. Ich sagte mir dann, nun ja, heute kann ich eben nicht das Wasser trinken, das ich in England am sechzehnten Mai verschwendet habe. Und morgen werde ich das Wasser nicht trinken können, das ich am siebzehnten Mai verschwendet habe."
Sie redete wie jemand, der nach Jahren in einer Irrenanstalt endlich wieder unter vernünftige Leute kommt. Sharif lächelte traurig. Natürlich würde sie enttäuscht werden. Auch im Jawad-Palast funktionierten die Toiletten mit Trinkwasser. Wie Ashraf und der Rest der Familie wohl auf diesen kompromisslosen kleinen Hitzkopf reagieren würden?
Farida und Jamila setzten sich zu ihnen. Die Landung stand unmittelbar bevor, und die Stewardess half ihnen, sich anzuschnallen. Sharif kümmerte sich um die kleine Jamila. Shakira lehnte jegliche Hilfe ab, denn um Hilfe zu bitten bedeutete in ihrer Welt, Schwäche zu zeigen.
"Und jetzt wirst du in einem Palast leben und eine Prinzessin sein!" sagte Farida neidlos. "Unglaublich. Mein Sohn, eine Prinzessin!"
Sie lachte laut. "Mein Mann wird mir das nicht glauben, wenn ich es ihm erzähle. Oh, Exzellenz, wie wunderbar, dass wir endlich nach Hause kommen. Wird mein Mann da sein? Vielleicht ist er schon dabei, unser Haus wieder aufzubauen. Er ist so ein guter Mann. Wir bauen Heilkräuter an, trocknen sie und verkaufen sie ans Festland. Was für ein guter Mann er ist! Sind Sie verheiratet, Exzellenz?"
"Es war noch nicht Gottes Wille, mir eine Frau zu schicken", erwiderte er, sich der Sprache der Landbevölkerung anpassend.
"Inshallah, das wird Er sicher bald. Wenn Sie heiraten, wird Ihre Frau bestimmt glücklich werden. Der Prophet sagte, 'Was ein Mann wert ist, sieht man daran, wie er seine Frau behandelt'. Wenn Sie so ein guter Mann sind wie meiner, dann wird Ihre Frau sicher glücklich sein, und Allah wird Sie mit vielen Kindern segnen."
"Ihr Mann hat die Mutter seiner Kinder gut gewählt", erwiderte Sharif. "Ich bin sicher, das weiß er."
Sie redeten, als ob sie ganz sicher ihren Ehemann lebend wieder finden würden, und, so Gott es wollte, würden sie das auch. Doch ob ihr Mann noch lebte oder nicht, ob man ihn finden würde oder nicht, im Augenblick gab es keine Chance, zur Solomoninsel zurückzukehren. Sharif hatte das bist, jetzt verschwiegen. Hoffentlich würde es ein anderer sein, der Farida schließlich aufklären musste.
"Sie werden sicher gerne eine Weile bei der Prinzessin im Palast bleiben, während Ihr Ehemann gesucht wird", sagte er. "Der Sultan hat mich gebeten, die Familie, die seine geliebte Cousine adoptiert hat, herzlich willkommen zu heißen."
Farida strahlte, schüttelte jedoch den Kopf und tätschelte Shakiras Arm. "Die Prinzessin hat ihre eigene Familie, und ich habe meine. Wir müssen alle dorthin gehen, wo wir hingehören. Ich gehöre nicht in den Palast, sondern nach Hause."
"Es wird
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