Heimkehr in den Palast der Liebe
teilweise abgelegt hatte. Ein Gefühl großer Dankbarkeit erfüllte ihn.
"Ich war viele Meilen entfernt, aber ich habe es im Fernsehen gesehen."
"Tatsächlich? Wir haben es uns danach auch angeschaut. Niemand wusste, dass Leute vom Fernsehen dabei waren, bis wir plötzlich in den Nachrichten kamen. Hast du mich entdeckt?" plapperte Shakira fröhlich. "Ich habe neben Dana gestanden."
Sharif sah sie ernst an. "Ja, ich habe dich gesehen. Wir alle haben dich gesehen."
"Das war schon komisch für mich", gestand sie. "Bevor du mir dieses Foto gezeigt hast, hatte ich noch nie ein Bild von mir selbst gesehen – na ja, bis auf das Foto in den Lagerpapieren."
Er blickte sie lange nachdenklich an, dann sagte er leise, so dass nur sie es hören konnte: "Millionen von Menschen haben dich gesehen, meine Prinzessin. Du wirst von jetzt an sehr vorsichtig sein müssen."
Sie sah ihn mit großen Augen an, erschrocken, überrascht, fassungslos. Plötzlich fühlte sie sich unbehaglich unter seinem Blick. Was wollte er ihr damit sagen? Er konnte doch nicht Bescheid wissen, oder? Niemand wusste davon.
"Sei vorsichtig, kleine Prinzessin", sagte er noch einmal.
Sie hatten beide gar nicht bemerkt, dass Dana und Suhaila auf sie zugekommen waren. Jetzt setzten sich die beiden zu ihnen.
"Da ist jemand, der dich unbedingt sofort sprechen will, Sharif", sagte Dana lächelnd. "Suhaila, das ist Sharif ibn Bassam Azad al Dauleh, der Shakira gefunden hat. Und, Sharif, ich bin sicher, du weißt, dass die Nachtigall von Bagestan Shakiras Großmutter ist."
Suhailas wunderschöne Augen, die immer noch strahlten wie die einer jungen Frau, schimmerten von Tränen, als sie Sharifs Hand in ihre beiden nahm und ihm dankte für das, was er getan hatte.
"Allah muss es so gewollt haben, und ich danke Ihm jeden Abend dafür, dass Ashraf Sie für diese Mission ausgesucht hat, die fast unerfüllbar war. Aber Sie haben es geschafft!"
Sharif drückte die Faust an die Brust.
"Shakira spricht viel von Ihnen, wissen Sie … 'Er hat mir meinen Namen gegeben', sagt sie. Gibt es ein größeres Geschenk, das ein Mensch einem anderen Menschen machen kann, als ihm seine Geschichte zurückzugeben, seine Familie, sein wahres Ich, und all das in einem einzigen, verloren geglaubten Wort? Sie haben meiner Enkelin ihr Leben geschenkt, und mir haben Sie das Kostbarste gegeben, das mir je gegeben wurde." Sie legte die Hand auf Shakiras Wange und streichelte sie so zärtlich, dass es Shakira ganz eng in der Brust wurde. "Sie haben mir mein verlorenes Leben zurückgegeben. Die Liebe, die ich verschmäht hatte, ist mir zurückgegeben worden."
Sharif legte erneut die Faust an die Brust und verbeugte sich.
Inzwischen schienen auch die anderen bemerkt zu haben, dass Sharif wieder da war, und plötzlich waren sie von der gesamten Familie umringt, und jeder schien etwas Wohlwollendes über Shakira zu sagen zu haben.
"Das Leben hier ist ganz anders geworden, seit sie hier ist. Ich weiß gar nicht, wie wir es früher ohne sie ausgehalten haben", erklärte Dana. "Wir können uns glücklich schätzen, sie bei uns zu haben."
Alle murmelten ihre Zustimmung. Shakira saß da und hörte zu und empfand ein tiefes, für sie ganz und gar neues Glücksgefühl. In ihrem ganzen Leben hatte noch nie jemand so viele nette Dinge über sie gesagt. Bis auf die verschwommenen Erinnerungen an die Zeit mit ihren Eltern hatte sie sich noch nie so geliebt gefühlt.
Und was das alles irgendwie noch beglückender machte, war die Tatsache, dass Sharif da war und die Freude mit ihr teilte.
"Jeden Monat?" rief Shakira entsetzt. "Jeden Monat für einige Tage? Seid ihr sicher?"
Noor lächelte ihr im Spiegel zu. "Du hast das wirklich nicht gewusst? Hattest du noch nie zuvor eine Periode?"
Jung und widerstandsfähig, wie sie war, hatte Shakira sich mittlerweile sehr gut von den Strapazen des Lagerlebens erholt. Sie wusste, dass sie jetzt viel, viel gesünder und besser aussah. Doch niemand hatte daran gedacht, sie darauf vorzubereiten, dass mit zunehmender Erholung ihr Körper auch seine verzögerte Entwicklung nachholen würde.
"Ich erinnere mich, dass ich einmal geblutet habe, ungefähr … mit dreizehn, glaube ich. Ich dachte, es sei … eine Strafe."
Noor zog die Brauen zusammen. "Eine Strafe? Wofür denn?"
Shakira wandte den Blick ab. "Ich dachte, ich würde sterben. Aber es hat aufgehört und ist nie wiedergekommen, und ich … ich habe nicht mehr daran gedacht."
"Du dachtest, du würdest
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