Heimkehr in den Palast der Liebe
etwas anhaben.
"Du hast gesagt, eine Woche", entgegnete sie auf ihre direkte Art, als er sich neben sie setzte.
"Ich hatte viel, viel mehr zu tun, als wir gedacht hatten, Prinzessin. Es tut mir Leid." Er nahm ein Stück aus einem der mit heißem Brot gefüllten Körbe.
Shakira seufzte. "Ich dachte … ich dachte … manchmal glaubte ich, du wärst tot."
Ihre Augen schimmerten. Sharif war zutiefst erschüttert. Er ließ das Brot fallen und packte Shakiras Handgelenk. "Ya Allah, warum hast du nicht mit dem Sultan gesprochen?" fragte er, doch seine Wut richtete sich in Wirklichkeit gegen sich selbst. Er hätte es wissen müssen.
"Ich weiß nicht", murmelte sie. Wie hätte sie ihm erklären sollen, dass es für sie leichter war, sich einzureden, er sei tot, als sich damit abzufinden, dass er eben einfach fortgegangen war?
Sharif schüttelte bedauernd den Kopf. Er kannte sie besser als alle anderen, dessen wurde er sich plötzlich sehr deutlich bewusst. Er hätte sich mehr Gedanken machen sollen. Er hatte geglaubt, er würde in ihrem Leben keine Bedeutung mehr haben, aber er hätte wissen müssen, dass noch ein Verlust – nach so vielen Verlusten, die sie erlitten hatte – ihr das Herz brechen würde. Er hätte wissen müssen, dass er für sie, nachdem er sie so abrupt aus ihrem vorherigen Leben herausgerissen hatte, zum einzigen Halt geworden war, zum Fels in der Brandung.
"War das eine sehr wichtige Mission?" fragte sie.
"Sehr wichtig", erwiderte er. "Ich hatte mehrere Aufgaben zu erfüllen, aber eine davon bestand darin …"
Er zögerte. Sie sah in erwartungsvoll an.
"Ich habe nach deinem Bruder gesucht, Prinzessin."
Shakiras Augen wurden riesengroß.
"Es tut mir sehr Leid, dir sagen zu müssen, dass wir nichts gefunden haben. Keine einzige Spur."
"Sharif, du hast nach meinem Bruder gesucht? Hat Ashraf dir das aufgetragen?"
"Ich selbst habe um diese Mission gebeten. Ich wünschte, ich hätte ihn gefunden, Prinzessin. Aber es ist durchaus möglich, dass wir noch nicht alles versucht haben."
"Nichts? Keine Spur von ihm?" flüsterte sie, und es zerriss ihm fast das Herz.
"Es tut mir unendlich Leid, meine Prinzessin."
Ihre Augen brannten vor Tränen. "Ich wünschte, du hättest mir das gesagt, als du fortgingst."
"Ja." Er wies sie nicht darauf hin, dass sie seinen Versuch, es ihr zu erklären, abgeblockt hatte. "Wir alle dachten, es würde dich zu sehr aufregen, wenn du es wüsstest. Du solltest dich zuerst hier einleben."
Aber sie war zu aufrichtig, um zuzulassen, dass er die Wahrheit beschönigte. "Aber du wolltest es mir ja sagen, nicht wahr? Ich wollte nur nicht zuhören. Ich war so wütend, Sharif. Aber später …"
Sie lächelte, und sein Herz schlug unwillkürlich schneller. Ja, sie würde eine wunderschöne Frau werden.
"Ich bin froh, dass du wieder hier bist", sagte sie. Manchmal war sie sehr rührend in ihrer arglosen Offenheit.
Einen Moment lang saßen sie schweigend da, dann brachte Sharif die Rede auf ihre Großmutter.
"Meine Großmutter! Oh ja!" rief Shakira begeistert. "Sie wohnt jetzt im Palast." Sie blickte sich um. "Dort drüben sitzt sie, neben Dana."
Er folgte ihrem Blick. Suhaila und Dana waren beide prachtvoll gekleidet, Dana in Lila und Türkis und Suhaila in Rot und Gold. Plötzlich wurde sich Shakira bewusst, wie schlicht ihr eigenes Gewand war, nur einfache Shalwar Kamees, ganz in Weiß, mit ein klein wenig Stickerei an den Ärmeln und am Halsausschnitt. Zum ersten Mal fragte sie sich, wie es wohl wäre, ein wirklich schönes, feminines Gewand anzuhaben. Was Sharif wohl davon halten würde?
"Das freut dich sehr, nicht wahr?"
"Ja", bestätigte sie. "Jeder liebt sie. Hast du davon gehört, dass die Leute, als sie erfuhren, dass Suhaila hier ist, auf dem Platz vor dem Palast zusammengekommen sind und nach ihr gerufen haben? Es waren Tausende, und sie haben auch nach dem Sultan gerufen. Schließlich sind wir alle hinaus auf den Balkon gegangen, und Großmuter sang 'Aina al Warda'. Die letzte Zeile hat sie verändert. Anstatt 'wo ist die Rose' sang sie 'hier ist die Rose'."
Shakira schloss die Augen und genoss die Erinnerung an diesen Moment. "Es war so aufregend! Die Leute applaudierten und weinten. Hast du das gesehen? Ich habe an dich gedacht und mich gefragt, wo du wohl bist."
Jetzt wurde Sharif klar, was sich an ihrem Gesicht verändert hatte: Ihre Züge waren weicher geworden, weil sie den Zynismus, mit dem sie sich gegen Verletzungen geschützt hatte, zumindest
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