Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimkehr in den Palast der Liebe

Heimkehr in den Palast der Liebe

Titel: Heimkehr in den Palast der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
Vom Netzwerk:
Gläubigen aus der ganzen Stadt, die extra kamen, um in Bagestans geheiligter Stätte ihr Gebet zu verrichten.
    Er war einen Monat fort gewesen, und er vermisste die Stadt wie immer. Die schönste Stadt der ganzen Welt. Jetzt durch den Basar auf den Palast zuzugehen, das war seine Art, diese Stadt wie eine alte Freundin zu begrüßen. Er liebte ihre Düfte, diese eigenartige Mischung aus Gewürzen, Zucker, Parfums und Räucherstäbchen, alten Steinbauten. Sie rief immer früheste Kindheitserinnerungen in ihm wach, genau wie der Anblick der Moschee.
    Er war müde und sehr froh, wieder zurück zu sein, auch wenn seine Mission erfolglos war.
    Endlich würde er Prinzessin Shakira wieder sehen. Er hatte so oft an sie gedacht. Obwohl sie von einer großen Familie umgeben war, fühlte er sich merkwürdig verantwortlich für sie. Er hatte sie aus der Hölle eines sinnlosen, leidvollen Daseins gerettet und sie in ihre Heimat gebracht. Das war schließlich nichts, was man jeden Tag erlebte, also war es wohl kein Wunder, dass er sich fragte, wie es ihr ging, auch wenn sie selbst sicher kaum noch an ihn dachte.
    Wie behände sie die Balkons hinabund hinaufgeklettert war. Bestimmt hatte sie mit ihrer direkten, unverstellten Art das höfische Protokoll ganz schön durcheinander gebracht.
    Wahrscheinlich würde eine sehr schöne, attraktive Frau aus ihr werden. Ihr Gesicht war bezaubernd, selbst im abgezehrten, halb verhungerten Zustand. Mit Sicherheit hatte sie sich in diesem Monat sehr verändert.
    Plötzlich sprang kurz vor ihm ein Straßenjunge aus einem Gemüsestand hervor. Der Eigentümer des Stands schrie auf und packte ihn an seinem schmutzigen Kaftan. Der Junge trat fluchend um sich und griff dabei nach einem der gefüllten Körbe. Eine Kaskade von Auberginen ergoss sich über den Boden und zwang die Passanten auszuweichen.
    "Lass mich los, du Kameltreiber!"
    Sharifs Augenbrauen schossen in die Höhe, als er die Stimme hörte. Er drehte sich um und beobachtete die Szene mit wachsendem Interesse.
    Als Nächstes stürzte eine Kiste mit dicken, reifen Tomaten um. Es entstand ein Gedränge in dem schmalen Durchgang, als die Passanten stehen blieben oder versuchten, die Früchte einzusammeln. Nach einem kurzen Zweikampf konnte Hani sich aus dem Griff des Gemüsehändlers befreien und war kurz darauf in der Menge verschwunden.
     
    An diesem Freitagabend wurde das traditionelle Sofreh als Picknick auf dem Rasen des privaten Innenhofes abgehalten. Es gab eine reichhaltige Auswahl der köstlichsten Speisen und riesige Platten mit gewürztem Reis. Ein Springbrunnen sorgte für ein wenig Abkühlung.
    Der Kreis der Versammelten war heute kleiner als sonst, denn der Sultan und einige seiner Tafelgefährten waren nicht anwesend, da sie zu Verhandlungen mit verschiedenen Stammesfürsten gereist waren. Shakira bemerkte Sharif sofort, als dieser über den Rasen auf sie zukam. Ihr Herz schlug schneller.
    "Sharif!" rief sie, und all die Lügen, mit denen sie versucht hatte, sich selbst davon zu überzeugen, dass er ihr völlig gleichgültig war, lösten sich in nichts auf. Die Art, wie sie ihm entgegenblickte, zeugte von einem unbewussten Verlangen, und er fühlte sich wie magisch von ihr angezogen.
    "Hallo, Prinzessin", sagte er leise, und seine Mundwinkel verzogen sich leicht zu einem Lächeln. Sie hatte zugenommen, die hohen Wangenknochen standen nicht mehr so hervor, und das Kinn war leicht gerundet. Ihre Wangen würden wohl immer ein wenig einfallen, was ihrem Gesicht einen hoheitsvollen Ausdruck gab. Die dunklen Ringe unter den Augen waren verschwunden, und ihr kurz geschnittenes Haar war gewachsen und ringelte sich bereits im Nacken und über den Ohren. Jetzt konnte man zum ersten Mal in ihr das dunkel gelockte Mädchen von dem Foto erkennen.
    Sie war ganz in Weiß gekleidet, was die Schönheit ihres mokkafarbenen Teints besonders betonte. Sie trug weder Make-up noch Schmuck. Irgendwie schien sie immer noch hinund hergerissen zu sein zwischen dem Jungen, der sie einst war, und der Frau, die sie bald sein würde. Auf jeden Fall hatte er sich nicht geirrt: Sie würde eine strahlende Schönheit werden.
    "Es ist wirklich ein ganzer Monat vergangen, man sieht es."
    Lächelnd blickte sie ihn an. Er trug einen schwarzen Kaftan und eine grüne Keffiyeh, die er sich über die Schulter geworfen hatte. Eine plötzliche Windböe ließ seine Robe flattern, doch er blieb stehen, als wäre nichts. Shakira hatte das Gefühl, als könne nichts ihm

Weitere Kostenlose Bücher