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Heimkehr in den Palast der Liebe

Heimkehr in den Palast der Liebe

Titel: Heimkehr in den Palast der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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und ich habe noch immer nichts von ihm gehört!"
    "Der Sultan hat seine Leute beauftragt, alle politischen Gefangenen mit ihren Familien zusammenzuführen. Ich hoffe, Sie werden bald von Ihrem Mann hören, Mrs. Sabzi."
    "Aber hier sind wir so schrecklich weit weg! Viele, viele tausend Meilen, habe ich gehört. Wie soll uns mein Mann finden? Bitte, sagen Sie dem Sultan, dass wir nach Hause möchten."
    Entweder war sie ein wahres Wunder an Jugendlichkeit, oder sie war einfach nicht alt genug, um die Mutter des Jungen zu sein. Sharif suchte in ihrem Gesicht nach irgendeinem Anzeichen von Ähnlichkeit zwischen ihr und Hani. Es passierte oft genug in den Lagern, dass familiäre Bindungen auf eigene Faust von den Betroffenen korrigiert wurden. Teilweise, weil entfernte Verwandte sich enger zusammenschlossen, wenn viele der nahen Verwandten tot oder verschollen waren, teilweise, weil in der westlichen Welt weitgehend Ignoranz herrschte hinsichtlich der Bedeutung, die familiäre Bindungen in anderen Kulturen hatten. So wurden aus Großonkeln Väter, Cousins und Cousinen zweiten Grades wurden zu Geschwistern und so weiter, um den Anforderungen der Behörden in der fremden westlichen Welt gerecht zu werden.
    Doch er konnte wirklich nicht die geringste Ähnlichkeit feststellen. Die beiden konnten eigentlich überhaupt nicht miteinander verwandt sein.
    "Mrs. Sabzi, Ihr Ehemann …" begann er.
    "Ich glaube, Sie haben etwas verloren, Exzellenz", fiel ihm der Junge ins Wort.
    Seine Mutter gab einen erstickten Laut von sich.
    Sharif blickte zu Boden. Da lag seine Brieftasche, direkt neben seinem Fuß. Der Junge bückte sich, hob sie auf und reichte sie ihm. Dabei blickte er ihm unbeirrt, ja geradezu herausfordernd, in die Augen.
    "Ist das Ihre Brieftasche?" rief der Direktor fassungslos. "Wie kommt die da hin?"
    "Die muss mir aus der Tasche gefallen sein", erwiderte Sharif.
    "Das bezweifle ich sehr", sagte der Direktor trocken. "Sie sollten nachsehen, was alles fehlt."
    "Shokran", sagte Sharif zu dem Jungen. Danke. Als er die Brieftasche aus der Hand des Jungen nahm und dabei dessen Finger berührte, wurde ihm schmerzhaft bewusst, wie dünn sie waren. Warum kümmerte sich diese Frau, die sich seine Mutter nannte, nicht besser um ihren adoptierten Sohn? Und was war hier überhaupt los, dass ein Kind dermaßen schlecht genährt war?
    Sharif klappte die Brieftasche auf. Das Bargeld war weg. Offenbar hatte der Junge in einem Akt selbstzerstörerischer Verzweiflung die Flucht nach vorn angetreten. Er fühlte zutiefst mit ihm.
    "Es fehlt nichts", erklärte er und verstaute die Brieftasche.
    "Exzellenz, Sie sind ein guter Mann!" platzte die Mutter heraus. Dann griff sie nach Sharifs Hand und küsste sie. "Wir sind einfache Leute, und das Leben hier ist so schrecklich. Unser Haus muss wieder aufgebaut werden, aber uns macht harte Arbeit nichts aus. Sagen Sie uns nur, dass wir nach Hause können!" Der Junge blickte ihn zunächst verständnislos, dann misstrauisch an. Mit Freundlichkeit wusste er nichts anzufangen, und das machte Sharif erst recht tief traurig.

3. Kapitel
     
    Hani saß auf einem Stein und blickte hinaus in die Dunkelheit. Sein Bauch fühlte sich schmerzhaft hohl an, aber nicht vor Hunger. Ein leichter Wind blies von den Bergen her über die trostlose Ebene. Die Luft war trocken und staubig und erfüllt von dem Duft einer Pflanze, deren Namen er nicht kannte. Alles zusammen ergab den vertrauten Geruch der Hoffnungslosigkeit. Sterne funkelten am schwarzen mondlosen Himmel und erinnerten ihn daran, wie weit er von seiner Heimat entfernt war, denn sie bildeten hier ein ganz anderes Muster. In der Ferne durchschnitten ab und zu die Lichtkegel eines Autos die Finsternis, und ganz entfernt am Horizont sah man die Lichter der Stadt.
    Ansonsten gab es nur schwarze Nacht. Hinter ihm lag das spärlich beleuchtete Lager. Es wirkte jetzt besonders unheimlich mit den Schatten, die die Stacheldrahtzäune auf den Wüstenboden warfen.
    Zum ersten Mal seit langem dachte Hani an die Vergangenheit. Die Stimme des Fremden hatte Erinnerungen in ihm geweckt. Diese eigenartigen Erinnerungen, die er einfach nicht verstand – an einen gut aussehenden Mann, eine lächelnde Frau … an andere Kinder. In diesen Erinnerungen hatte er auch einen anderen Namen.
    " Dein Name ist Hani. Vergiss den anderen Namen. Du musst vergessen!"
    Er hatte gehorcht. Und er hatte das meiste vergessen. Doch in den vagen Erinnerungen, die ihm noch geblieben waren – oder

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