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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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kann er auch. Er zahlt. Er ist der Mann, den ich brauche. So ist’s!«
    *
    Seit Mattotaupa und Stein mit Hörnern sich wieder in den Prärien der Dakota befanden, waren der Winter und der darauffolgende Sommer dahingegangen.
    Es war wiederum Winter geworden. Er war streng und wollte lange nicht weichen. Zu einer Zeit, in der es Frühling werden sollte, waren die Rocky Mountains noch bis weit hinab in die Vorberge mit Schnee bedeckt. Am Tage begannen zwar die weißen Polster von den Tannenzweigen abzuschmelzen, aber in der Nacht gefroren die Wassertropfen wieder zu Eistropfen, die des Morgens in der Sonne glitzerten.
    Ein Zug, der die große Überlandstrecke von San Francisco bis Chicago ostwärts fuhr, hatte den letzten schwindelerregenden Viadukt in den Rocky Mountains passiert und dampfte und rollte aus den Bergen durch die Waldstrecke in die kahle Hochebene hinab. Es wurde Abend. Der Zug hatte die Station beim letzten Sicherungsfort im Gebirge schon hinter sich gelassen. Er begann eine endlos und öde scheinende Steppe zu durchfahren. Ein Baulager, das sich früher hier befunden hatte, war längst aufgelöst. Die nächste Station war noch lange nicht zu erwarten. In dem Personenwagen, an einem Fensterplatz, mit dem Blick nach Norden, saß eine alte Dame, die ihr Äußeres offenbar sorgfältig zu pflegen bemüht war und ihr Gesicht kräftig gepudert hatte. Sie knabberte noch an einem Keks und schaute gelangweilt auf die Landschaft draußen, die keine Abwechslung bot. Die baumlose Prärie zog sich in Wellen bis zu dem Horizont, an dem die letzten Streifen des Abendrots verblaßten. Dunkelheit begann sich über das Land zu breiten, und die ersten Sterne leuchteten auf.
    »Eine entsetzliche Gegend und zu nichts nütze«, sagte die alte Dame. »Nicht einmal zur Viehzucht. Cate, gib mir noch einmal das Buch.«
    Das blasse junge Mädchen, das neben der alten Dame saß, öffnete eine Tasche und reichte den gewünschten Roman. Die alte Dame vertiefte sich in das Phantasiegespinst und schien ihre Umgebung zu vergessen. Zwei Herren, die auf Fensterplätzen an der Südseite saßen und scheinbar geschlafen hatten, öffneten daraufhin die Augen. Der eine der beiden wurde von dem jungen Mädchen auf etwa dreißig Jahre geschätzt. Er war nicht elegant, aber gut, in dieser oder jener Kleinigkeit mit einer bewußt wirkenden Nachlässigkeit gekleidet. Das braune Haar, dem allein die besondere Sorgfalt des Besitzers galt, Wurde schon etwas dünn und verdiente eben dadurch die erhöhte Aufmerksamkeit eines Dreißigjährigen, der noch kein Glatzkopf werden wollte. Das Gesicht wirkte intelligent. In den Zügen um Mund und Augen hatten Anstrengungen, Alkohol, eine oberflächliche Lebenslust und eine gewisse Menschenverachtung ihre Spuren aber schon für die Dauer und so deutlich eingezeichnet, daß sie auch einem Unkundigen auffielen.
    »Eine öde Gegend«, bemerkte dieser Herr zu dem jungen Mädchen hinüber und lächelte, geringschätzig gegenüber dem Landstrich, liebenswürdig gegen die Partnerin, mit der er das Gespräch eröffnen wollte. Das Mädchen mochte etwa siebzehn Jahre alt sein. Sie trüg einen langen dunklen Rock, ein eng anliegendes Mieder und eine hochgeschlossene Bluse. Die Stoffe waren solide und teuer, viel zu schwer und zu steif für eine jugendliche Gestalt, von der sich ahnen ließ, daß sie zart und beweglich war und ohne Hemmungen sogar geschmeidig hätte wirken können.
    Ehe das Mädchen antworten konnte, schaltete sich der zweite Herr ein. Er schien noch jung, nicht weit über Zwanzig. Seine Haut lag glatt und straff. Er war sehr schlank, elegant und bewegte sich mit einer affektierten Sicherheit, die schon bemerkbar wurde, wenn er auf die Taschenuhr blickte. »Tatsächlich eine öde Gegend«, bestätigte er, da ihm nichts anderes einzufallen schien.
    »Durchaus angebracht, daß man hier des Nachts durchfährt«, fuhr der Dreißigjährige fort.
    »Vom Gesichtspunkt mangelnder Naturschönheit, tatsächlich«, bestätigte der elegante Zwanzigjährige wieder.
    Auf dem Gesicht des jungen Mädchens erschien ein Lächeln, etwas gelangweilt, etwas amüsiert, etwas boshaft. »Tatsächlich«, sagte sie, »und nur der Gesichtspunkt der Naturschönheit soll maßgebend sein.«
    Jeder der beiden Herren hob mit einer kurzen ruckartigen Bewegung das Kinn, und beide betrachteten das junge Mädchen jetzt nicht nur lächelnd, sondern auch etwas erstaunt. Sie wußten nicht genau, ob die junge Dame sich über einen von ihnen

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