Heimkehr zu den Dakota
schwatzhaft. Aber der Adamson hat einen Sohn, einen jungen Bengel … mal sehen.«
»Unseren kleinen Schmierigen?«
»Den schmierigen Josef? Nicht zu verachten.« Red Jim trank noch einen Becher. »Also zur Nacht gehe ich«, schloß er ab. »Es möchte doch sein, daß dieser Harry noch am Leben ist. Er ist zäh wie ’ne Katze. Ich mache mich lieber erst mal dünn. In ein oder zwei Jahren komme ich mit einer gut ausgesuchten Bande wieder. Ich komme wieder. Ich bin doch kein Hanswurst!« Er stand auf. »Gib mir noch ’ne Büchse, Ben, mit der man schießen kann!«
»Zahlen«, sagte Mary.
»Top zahlt!« rief Jim, der Rote Fuchs. »Auf Wiedersehen!«
Er stieß Mary, die ihn halten wollte, mit der Faust zurück, sprang an Ben, der nur halb entschlossen zuzufassen versuchte, vorbei und griff sich Bens Büchse, die an der Wand gelehnt hatte. Als er diese Waffe in der Hand hatte, verließ er in Ruhe das Haus.
Vor der Tür drehte er sich noch einmal um, warf Jenny eine Kußhand zu, schlug sich klatschend auf den Schenkel und spielte am Revolvergriff.
Als Ben sich zu einem säuerlichen Lächeln entschloß, ging Red Jim beruhigt zu der Umzäunung, wo die Pferde standen, ließ seinen eigenen abgetriebenen Mustang stehen, nahm sich einen jungen Braunen aus Bens Besitz und ritt, den Revolver in der Hand, an der offenen Haustür vorbei, ostwärts im Galopp davon.
Ben, Mary und Jenny standen im Gastraum. Durch die offene Tür hörten sie noch das Galoppgeräusch, das sich am Flusse abwärts entfernte.
»Der verdammte Betrüger!« schrie Mary auf. »Zu nichts hat er’s gebracht! Alles Gaukelspiel mit seinem Gold! Aber uns rupft er immer wieder wie ein Bauer sein Huhn!«
»Jetzt kannst du schreien«, antwortete Ben grob.
»Waschlappen bist du! Läßt dich immer wieder einseifen!«
»Top zahlt. Sei still, und fege die Stube fertig aus.«
»Ich sag dem Top alles, wie es gewesen ist. Alles sag ich ihm.«
»Das Maul hältst du, verstanden!«
»Ich sag’s!«
Ben schlug Mary ins Gesicht. Ihre Wange schwoll blau auf, und ihre Nase blutete. Er wollte zum zweitenmal zuschlagen, aber Jenny sprang dazwischen.
»Laß die Mutter in Ruhe! Du Saufkumpan, du Bandit! Wir gehen, alle beide! Ich hab noch immer zu dir gehalten, aber mir ist’s jetzt auch genug. Woanders verdienen wir mehr als bei dir, du Leuteschinder!«
»So geht doch!« brüllte Ben. »Euch den ganzen Tag den Wanst vollschlagen und mir noch dazwischenreden! Ich brauch euch nicht! Geht nur!«
Mary wischte sich mit der Hand das Blut von der Nase und schaute ihren Mann einen Augenblick stumm an. Dann machte sie entschlossen kehrt. Sie holte mit der Tochter zusammen ihre Habseligkeiten. Die beiden schnürten ihre Bündel, packten ihre Waffen auf und holten sich ihre Pferde.
Ben trat vor das Haus.
»Macht doch keine Dummheiten, ihr Weiberleute!« rief er. Aber Mary schien Ben keinen Blick mehr gönnen zu wollen. Jenny schwang sich schon auf den Gaul.
»Kinder, seid nicht verrückt!« schrie der Zahnlose. »Wegen so ’ner kleinen Ohrfeige läuft doch ein stabiles Frauenzimmer nicht weg!« Mary wandte sich dem Manne doch noch einmal zu. »Es ist nicht nur deswegen«, sagte sie mit einer Ruhe, die Ben erschreckte und die Hoffnung nahm. »’s ist wegen allem. Wie die Jenny sagt! Wir beide können auch wieder woanders arbeiten. Wo die Jenny einmal einen besseren Mann findet als hier bei dir. Ben, einen Baum fällt man mit hundert Axthieben, aber erst beim letzten stürzt er. Das ist’s. Gehab dich wohl! Ich fürchte aber, es nimmt noch ein böses Ende mit dir.«
Die Frauen trieben ihre Gäule an. Auch das Galoppgeräusch dieser beiden Pferde verklang für Bens Ohren bald in der Ferne.
»Verfluchtes Weibergesindel«, schimpfte der Zahnlose noch vor sich hin. »Mitten im Winter mich mit der ganzen Wirtschaft allein lassen!« Er ging langsam in das Blockhaus zurück, nahm den Besen, den Mary hatte stehenlassen, und fegte die Wirtsstube fertig aus. Er räumte das Geschirr weg, wusch es ab und ging dann in den Anbau des Hauses, um für sich selbst aus dem kleinen Vorrat dort ein brauchbares Schießeisen herauszusuchen.
»Dieses mag angehen«, sagte er laut zu sich selbst, als er gewählt hatte, und zum eigenen Trost fügte er hinzu: »Top zahlt alles. Ich werde ihm eine Geschichte erzählen, die ihn zu Tränen rührt. Ich werde ihm den ganzen Winter Quartier geben, damit ich in dieser verhexten Gegend hier nicht allein bin. Er kann schießen, wahrhaftig, und trinken
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