Heimkehr zu den Dakota
allen drei Stämmen hervorgegangen war, am glänzendsten beim Wettschießen und Wettreiten. Bei den Versammelten wiederholten sich Spannung und Jubel der damaligen Zuschauer, denn Tschotanka war ein guter Schauspieler, und sein Sohn Speerspitze unterstützte ihn. Die jungen Krieger jubelten für die Siege des Mannes, der jetzt vor ihnen am Pfahle stand. Tschotanka trug auch das Spiel der wahren Begebenheiten vor. Die Versammelten sahen, wie Harka von Tashunka gerauht werden sollte, wie Mattotaupa und Tashunka-witko miteinander kämpften, wie der Knabe Harka dem gefangenen Tashunka-witko die Büchse gab, wie kühn Tashunka vom Marterpfahl der Siksikau floh. Auch Stein mit Hörnern wurde von dem Spiel gepackt. Er selbst stand jetzt am Pfahl, zwischen den Feuern vor der Menge …, seine Stirn glühte, seine Zunge klebte am Gaumen, seine Augen brannten, seine Lunge kämpfte gegen das Rauchgift, sein Wille kämpfte an gegen den langsamer werdenden Herzschlag. Tschotanka hatte die Darstellung des Spiels der wahren Begebenheiten beendet und ließ vor Augen und Ohren der Zuschauer den Jungfrauentanz noch einmal ablaufen. Er spielte Schonka, der Uinonah anklagte, er gab Uinonahs Antwort wieder, und er spielte Stein mit Hörnern. Die Hohnrede ergoß sich noch einmal über Schonka, Wort für Wort:
»Jetzt hat der Tanz zwischen uns begonnen, Schonka, du Hund mit der geifernden Schnauze, Wakon, du Geheimnis der Lüge! Vierundzwanzig Sommer hast du gesehen, aber noch keinen von dir getöteten Feind! Morgen schicke ich dir meine Leggings, damit du die Skalphaare an den Nähten zählen kannst. Welchen Wettkampf zwischen uns soll ich dir anbieten? Ein Pferderennen? Du hast dir einen Mustang eingefangen, der einer Heuschrecke gleicht; zuweilen macht er einen Satz! Oder wie ist es mit dem Stockball? Aber nein, es könnte mich die Lust ankommen, dich für einen Ball zu halten und dich mit meinem Stecken in das Zelt zu treiben. Das wäre meine nützlichste Tat. Schonka, einem Mann wie dir gebe ich keine Rechenschaft, aber den tapferen und angesehenen Kriegern werde ich die Frage beantworten: Ich war es, der in der vergangenen Nacht mit Uinonah, meiner Schwester, gesprochen hat.«
Als Tschotanka die Hohnrede wiedergab, lachten ein paar Kinder auf, als erste zwei Jungen, die die Abzeichen von Unterführern beim Bunde der Jungen Hunde trugen, und mit ihnen ein lebhaftes Mädchen. Die Eltern hatten die Kinder nicht schlafen geschickt; wer nicht müde war, durfte des Nachts aufbleiben und alles miterleben. Die Knaben und Mädchen waren erregt durch das, was sich vor ihnen abspielte. Ihre Nerven waren überreizt. Die Hohnrede aber gefiel ihnen, und Tschotankas Spiel machte ihnen Freude. Sie begannen, Stein mit Hörnern zu bewundern, der in allen Wettspielen gesiegt hatte und ein Zauberpferd besaß. Schonka aber hatten sie noch nie leiden mögen. Ihre übermäßige Erregung machte sich jetzt in einem lauten Gelächter Luft, das die ganze Knaben- und Mädchenschar erfaßte.
Als die Kinder lachten, war es um Schonkas Fassung geschehen. »Verräterisches Stinktier!« schrie er dem Gefangenen zu. »Du Aas eines Waschbären, du erdschlüpfender Präriehund, du flatterndes Huhn! Du schleichender Luchs und Mörder! Wie stehst du da an den Pfahl gelehnt, weil dich die Füße nicht mehr tragen! Gestehe doch, was du getan hast, du Wolf, feige und reißend zugleich! Deinem eigenen Bruder hast du aufgelauert und ihm das Messer in den Rücken gestoßen, als er noch ein Kind war. Mit den weißen Männern zusammen hast du Tote zerfleischt, daß man sie nicht wieder erkennen konnte! Das bist du! Willst du es endlich gestehen?!«
Stein mit Hörnern trat einen Schritt vor, so daß er frei vor dem Pfahl stand. Es war ihm lieb, daß Schonka ihm mit seinem Spott den Anlaß dazu gegeben hatte, denn er gelangte damit aus dem dichten Rauch hinaus.
»Schonka! Du lügst! Geifernder Hund.« (»Geifernder Hund.« fehlt in der Ausgabe von 1965)
»Ich spreche die Wahrheit! Haben wir die Toten nicht gefunden? Willst du leugnen, daß du Harpstennah ermordet hast? Willst du leugnen, daß du feige bist? Du hast gewußt, daß Red Jim, unser größter Feind, im Blockhaus des Zahnlosen weilt! Warum hast du ihn nicht getötet? Zu uns bist du gelaufen wie ein jammerndes Weib, waffenlos, um unsere Hilfe zu erflehen! Dein Vater ist ein Verräter. Du aber bist nicht einmal Manns genug, ihn zu rächen!«
»Schweig«, sagte Stein mit Hörnern. Seine Stimme war heiser, aber nicht
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