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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Männer Tashunka-witkos haben diese Goldsucher an den Bäumen hängend gefunden.«
    »Weißt du, daß dein Vater schuldig war?«
    Stein mit Hörnern überwand sich; er wurde noch bleicher unter seiner braunen Haut, als er gewesen war. »Du hast es gesagt, und ich weiß es.«
    »Wie denkst du? Ist Mattotaupa wert, gerächt zu werden?«
    »Er ist es. Er war ein großer Krieger. Red Jim hat seine Seele und seinen Leib gemordet. Red Jim soll sterben, wo immer wir ihn treffen.«
    »Warum hast du ihn nicht verfolgt?«
    Stein mit Hörnern biß die Zähne zusammen, dann sagte er gepreßt: »Ich bin zu euch zurückgekommen.«
    Tschetansapa schaute wieder nach den Versammelten. »Ihr habt es gehört. Ich sage euch: Es ist wahr, daß Stein mit Hörnern schon in den letzten drei Sonnen keine Männer der Dakota mehr getötet hat, sondern nur noch Watschitschun, die Gold suchten. Er hat niemals Miniwaken getrunken, das sagen alle Zungen. Es ist gewiß, daß er für jeden Dakota, den er erschlagen hat, zwei Watschitschun und Langmesser für uns erschlagen kann, denn er ist der größte Krieger, der bis heute aus der Bärenbande hervorgegangen ist. Er ist ein großer Jäger, und leicht wird er ein Zelt versorgen.
    Die Männer der Dakota pflegen tapferen gefangenen Feinden anzubieten, daß sie in den Stamm eintreten können. Stein mit Hörnern ist zu uns zurückgekommen; er ist ein Dakota und in unseren Zelten geboren. Ich schlage euch vor, Krieger der Bärenbande, daß Stein mit Hörnern als ein echter Sohn der Großen Bärin wieder bei uns aufgenommen wird. Die Langmesser stehen in großer Zahl am Minia-tanka-wakpala, und wir werden kämpfen müssen, um unser Land und um die Büffelherden. Stein mit Hörnern wird für uns nicht der Sohn eines Verräters, sondern ein Krieger sein, dessen Waffen unsere Weiber und Kinder und unser Land schützen. Ich habe gesprochen, hau.«
    Tschetansapa war nicht unterbrochen worden. Das Schweigen dauerte noch an, als er geendet hatte.
    Schonka wollte vorspringen, und es war ihm anzusehen, was er zu sagen hatte, aber Tschetansapa wies ihn zurück. »Zuerst sprechen die ausgezeichneten Krieger!«
    Es kam jetzt darauf an, ob sich nach Tschetansapa noch einer der angesehenen und maßgebenden Krieger zu Wort meldete, dann konnte aus der geplanten Schandmarter nach Tschetansapas Willen eine öffentliche Beratung mit allen Stammesmitgliedern werden.
    Das Schweigen dauerte allzu lange.
    Schonka, der zurückgewiesen worden war, verzog das Gesicht spöttisch und zuversichtlich.
    »Der Kriegshäuptling der Bärenbande, der Alte Rabe, spricht!« sagte Tschetansapa endlich in die gefährlich werdende Stille hinein.
    Der Alte Rabe hatte nicht die Absicht gehegt, nach der kurzen Einleitung, die ihm Scham und Pein genug verursacht hatte, noch einmal das Wort zu ergreifen. Er hörte die Zaubertrommel und fürchtete für sich und für seinen Sohn. Er fing aber auch Tschetansapas Blick auf und wußte, daß er sprechen mußte, wenn dieser nicht das schändliche Geheimnis enthüllen sollte. Er wußte, daß er etwas wiedergutzumachen hatte.
    So trat Alter Rabe vor und begann seine Rede. Die Versammelten hörten mit großer Achtung auf ihn. Alles, was der Häuptling von Mattotaupa und von Stein mit Hörnern seit dessen Knabenjahren wußte, erzählte er und erzählte es ausführlich. Die großen Taten Mattotaupas als Jäger und Kriegshäuptling wurden vor den Versammelten wieder lebendig, und die Kinder und jungen Burschen, die in den vergangenen Jahren nie etwas davon erfahren hatten, machten erstaunte Augen. Der Alte Rabe gab durch seine Erzählung auch zu, daß sein eigener ältester Sohn mit Mattotaupa zusammen an jenem verhängnisvollen Tage Miniwaken getrunken hatte und auch verzaubert gewesen war, ebenso wie Alte Antilope, den später Mattotaupas Pfeil traf. Jedermann wurde klar, daß diese Krieger nur darum keine Geheimnisse verraten haben konnten, weil sie keine besaßen. Der Alte Rabe sprach über fünf Stunden. Die Folgerungen, die er aus seinem eigenen Berichte zog, konnten auf jede Weise ausgelegt werden, und es schien nach seinen Worten, daß sowohl Hawandschita als auch Tschetansapa recht hatten.
    Als er endete, ging es schon auf die Mittagszeit zu.
    Nachdem der Kriegshäuptling gesprochen hatte, ergab es sich ganz von selbst, daß sich mehrere ältere und angesehene Krieger zu Worte meldeten. Es war bestimmt, daß Stein mit Hörnern vierundzwanzig Stunden am Pfahle stehen sollte, von Morgen zu Morgen. Die

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