Heimkehr zu den Dakota
übermütig mit der Schimmelstute, galoppierte über Höhen und Täler, stieg und kehrte in stolzem Trab wieder zu seinem Herrn zurück.
Auf diese Weise, von den Tieren begleitet, drang Stein mit Hörnern die ganze Nacht hindurch vor. Tagsüber rastete er versteckt und zwang die Tiere, sich bei ihm hinzulegen. Nach Einbruch der Dunkelheit machte er sich wieder auf und ließ den Pferden und dem Hunde ihre Freiheit. So wanderte er die erste, die zweite und dann die dritte Nacht hinein unbehelligt. Er war dem bewaldeten Bergmassiv schon sehr nahe gekommen.
Als es gegen Mitternacht ging, wurde er auf ein Geräusch aufmerksam. Er legte das Ohr an den Boden und war sich bald gewiß, daß aus Richtung der Black Hills eine Gruppe von vier bis sechs Reitern in gestrecktem Galopp näher kamen. Der Falbe stand im Mondschein auf einer Anhöhe und zeigte sich so den Herangaloppierenden, die das Tier, wie der Indianer vermutete, schon sehen mußten, in seiner ganzen Gestalt, in der erwartenden Gespanntheit seiner Haltung, aus der heraus es sofort selbst zum Galopp übergehen und jeden Verfolger zum besten haben konnte. Die Schimmelstute war auf denselben Hügelkamm hinaufgelaufen und hatte ein Stück weiter zurück haltgemacht.
Stein mit Hörnern nahm an, daß die Herankommenden Indianer waren. Das Galoppgeräusch deutete auf das Reiten in der Reihe, auf Pferde mit unbeschlagenen Hufen. Fünf Reiter mußten das sein. Wenn ihnen der Falbe nicht in die Augen stach, waren sie keine Männer! Sehen konnte Stein mit Hörnern die Schar noch nicht, denn die Reiter hielten sich in Deckung der Wellentäler.
Das Präriegelände war sandig, zum Teil schon steinig. Stein mit Hörnern suchte sich ein halbes Dutzend handliche Steine zusammen, verstaute sie in seiner Gürteltasche und legte alles Gepäck, das er bei sich trug, selbst den Bogen, ab. Die Büchse nahm er im Futteral am Riemen über die Schulter. Er huschte tief geduckt, mit großen Sprüngen, den herangaloppierenden Reitern entgegen. So wie sie jetzt ritten, schrieb er ihnen die Absicht zu, den Falben und die Stute im Wiesental zu umreiten, die Mustangs auf dem Hügelkamm einzukreisen und die herrlichen Tiere mit den Lassos einzufangen. Daß beide Pferde stillstanden, schien eine günstige Gelegenheit. Wahrscheinlich handelte es sich um Dakotaspäher, die die ledigen Mustangs schon in der vergangenen Nacht beobachtet hatten und keinen Reiter in der Nähe wähnten.
Das Galoppgeräusch sagte dem Lauschenden jetzt eindeutig, wie die Reiterschar herankommen mußte. Er versteckte sich an dieser Route hinter einem verschneiten Dornstrauch, der gute Deckung bot, und wartete. Die gesammelten Steine hatte er zur Hand.
Die fünf Reiter donnerten heran, so daß bald Schnee, bald Staub aufflog. Stein mit Hörnern sah sie schon, ohne daß sie ihn bemerkten. Es waren fünf Dakota, halb nackt, junge, aber offenbar schon ausgezeichnete Krieger, wie Federn in ihrem Schöpf und die prächtigen Mustangs bewiesen. Sie hatten alle die Lassos zur Hand und ritten in kurzem Abstand hintereinander. Aber bald würden sie wohl die Reihe auseinanderziehen, um den Falben und die Stute zu umzingeln. Vorher noch mußte Stein mit Hörnern seinen Plan ausführen.
Ahnungslos, fasziniert vom Anblick des Falben auf der Höhe, brausten die fünf an dem verschneiten Strauch und dem dahinter Versteckten vorbei. Kaum war der letzte Reiter vorüber, da sprang Stein mit Hörnern auf und schleuderte aus der Hand seine Steine, sehr schnell, sehr kraftvoll und sicher wie Messer oder Tomahawk. Er traf vier Reiter am Hinterkopf so heftig, daß sie umsanken, den hintersten zuerst, dann die Reihe vorangehend bis zum vorletzten. Als diese vier alle vom Pferde stürzten, jagte Stein mit Hörnern mit großen Sprüngen vor. Der vorderste Reiter bemerkte soeben, daß hinter ihm irgend etwas nicht in Ordnung war, und drehte sich auf dem Pferde um. Da zog sich auch schon die Lassoschlinge um ihn zu, und mit festgeschnürten Armen wurde er von dem galoppierenden Pferd gerissen. Ehe er recht zur Besinnung kam, was geschehen sein könnte, waren ihm Hände und Füße gefesselt, und das Lasso wurde wieder abgezogen.
Stein mit Hörnern sah sich nach den vier gestürzten Reitern um. Sie lagen noch in Gras und Schnee, zwei wie tot. Einer hatte sich vom Rücken auf den Bauch gewälzt, der vierte kam eben auf die Knie. Diesen packte Stein mit Hörnern zuerst von hinten und riß ihm die Arme auf den Rücken. Es gab nur einen kurzen Kampf,
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