Heimkehr zu den Dakota
den Vater nicht bitten, daß er ihn voranreiten lassen möge, und er war auch der Meinung, daß der Falbe einmal lernen müsse, in einer Reihe zu laufen wie jedes Indianerpferd. Doch war das nicht leicht zu erreichen. Der Kampf mit dem Hengst ging von Tag zu Tag weiter. Selbst wenn sich der Mustang gefügt zu haben schien, War das immer nur eine Pause in seinem Widerstand, den er dann in irgendeiner überraschenden Form von neuem eröffnete.
Die Ziele der beiden Reiter, die Black Hills und die westliche Präriestrecke der Union Pacific, lagen in den Gebieten der Dakota, in denen die beiden sich ständig in der Gefahr befanden, entdeckt, ergriffen und getötet zu werden. Sie ließen daher bei ihrem wochenlangen Ritt keine Vorsicht außer acht. Gesprochen wurde nichts mehr zwischen ihnen, als was für das gemeinsame Handeln unerläßlich war.
Die Tage und Nächte wurden schon kalt, und der Winter kündigte mit Stürmen und ersten Schneewehen den Beginn seiner Herrschaft an. Es war nun so weit, daß Vater und Sohn sich trennen mußten, wenn jeder an seinem eigenen Vorhaben festhielt.
Nach einer Nacht, in der die beiden mit den drei Pferden und dem Hund von Schnee eingeweht waren und sich mühsam wieder herausgescharrt hatten, fragte Mattotaupa seinen Sohn des Morgens:
»Du gehst zu den Schwarzen Bergen?«
Der bewaldete Bergstock war in der Ferne zu sehen.
»Ich gehe dorthin, und ich habe dir gesagt, warum.«
Um Mattotaupas Mundwinkel zuckte es. »Ich reite zum Blockhaus des zahnlosen Ben und verbringe dort die Zeit des Winters. Wenn der Schnee wieder schmilzt, bin ich in der Prärie, durch die das Feuerroß läuft. Treffen wir uns noch einmal?«
»Sobald der Winter vorbei ist, im Monde der kranken Augen (=März), an der Stelle, an der sich das Stationslager befand«, schlug Stein mit Hörhern vor und verbarg, was er über das Vorhaben des Vaters in den Wintermonaten dachte.
Mattotaupa war einverstanden. »Gut. Kann ich das Packpferd zum Blockhaus mitnehmen?«
»Die Schimmelstute? Wozu?«
»Ich will sie eintauschen. Du brauchst sie in den Black Hills nicht.«
»Eintauschen? Nein. Nimm mit, was du willst, und zahle, womit du willst, aber nicht mit diesem Mustang, den Brennendes Wasser mir an dem Tag geschenkt hat, an dem ich ein Krieger wurde. Ehe du den Schimmel für Brandy weggibst, lasse ich ihn lieber frei.«
Mattotaupa wandte sich ab, nahm die Schneereifen an die Füße und führte seinen Schecken aus dem noch verwehten neuschneebedeckten Gelände hinaus. Er stieg auf und ritt südwärts.
Stein mit Hörnern folgte dem Vater mit den Augen, bis dieser am Horizont verschwunden war. Er selbst blieb am Platz und wollte erst im Schütze der Nacht aufbrechen. Die sturmüberwehten Prärien waren zwar menschenleer, auch kein Dakota hielt sich mehr hier auf. Aber Stein mit Hörnern hatte die Absicht, sich den Black Hills zu nähern, in denen sich die Winterlager vieler Zeltdörfer befanden. Er mußte vor den Spähern dort auf der Hut sein. Als Feind der Dakota und zugleich als Feind der weißen Männer jahrelang in den Bergwäldern zu leben erschien überhaupt so gut wie unmöglich. Vor einigen Jahren hatten Mattotaupa und Jim für einen Winter in der Höhle, die von der Großen Bärin bewohnt sein sollte, Unterschlupf gefunden und die Dakota mit Geisterspuk genarrt. Ob eine solche Übertölpelung ein zweites Mal möglich war, blieb sehr zweifelhaft. Stein mit Hörnern sann daher auf andere Mittel, um sein Vorhaben zu sichern. Er war verwegen, aber noch war er nicht selbstmörderisch gestimmt.
Als es Nacht geworden war, hatte er seinen Plan gefaßt. Er machte für das, was er jetzt vorhatte, beide Pferde, den Falben und die Schimmelstute, völlig frei und ledig und packte alles, was er bei sich hatte und unbedingt brauchte, auf seine eigenen Schultern. So schlich er sich von Wellental zu Wellental auf verschlungenen Wegen zu dem bewaldeten Bergstock hin. Die beiden Pferde und der Hund kamen mit. Der Falbhengst betrachtete seinen Herrn als ein starkes Herdentier, als eine Art Leithengst, den einzigen, den er anerkannte, und hielt sich aus Instinkt zu ihm. Die Schimmelstute folgte stets dem Falben, und der Hund lief seiner Natur und seinem Interesse entsprechend mit. Alle drei Tiere hielten aber keine genaue Richtung, sondern schweiften dahin und dorthin, weideten und soffen. Dabei behielten sie ihren Herrn immer in Gesicht und Witterung. Der Falbe freute sich, daß ihn niemand mehr in eine Reihe zwang. Er spielte
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