Heimkehr zu den Dakota
ja, daß dieser Mann die Dakota zuverlässig haßt, zuverlässiger als sein Sohn, und daß er die Fronten nicht wechseln kann, weil er bei den Dakota als ein Verräter gilt. Aber ich gehe nicht zu den Siksikau. Ihr Geheimnismann hat meinen Sohn ermorden wollen. Es fällt mir heute auch nicht schwer, auf ein Leben bei den Schwarzfüßen zu verzichten. Sie haben keinen Brandy. Ich aber sehne mich schon wieder danach, und wenn es nur der Geruch eines Tropfens wäre, ich würde dafür einen Tag lang reiten. Das alles dachte Mattotaupa, noch ehe er überhaupt das »Nein« ausgesprochen hatte.
Stein mit Hörnern wartete. Bei den Gedanken, die Mattotaupa hegte, kam wieder der Ausdruck der Menschenverachtung und Selbstverspottung in seine Züge, der dem Sohn unheimlich war.
»Nein, zu den Siksikau gehe ich nicht zurück«, betonte Mattotaupa schließlich laut. »Sie kämpfen jetzt gegen die Dakota, aber nicht für Mattotaupa, wie sie gesagt haben, sondern um ihre Büffel.«
»Charlemagne hat mich angelogen.« Stein mit Hörnern bemerkte das, als wollte er einen versäumten Bericht nachholen.
»Ich habe das auch vernommen.«
»Dich aber, Mattotaupa, belog Red Jim.«
»Weil er selbst getäuscht worden war. Charlemagne hatte auch ihn belegen.« Der Ton, in dem Mattotaupa sprach, nachdem der Name Jims gefallen war, wirkte schon wieder gereizt. Seine Stimmung pflegte sehr rasch zu wechseln. Er warf zehn Zweige ins Feuer und fragte den Sohn: »Was wirst du künftig tun?«
Stein mit Hörnern hatte Zeit genug gehabt, sich klar zu werden, was für sein Leben für ihn noch wirklich war und welche Hoffnungen nicht mehr wirklich waren. »Ich reite zu den Black Hills«, antwortete er ohne Zögern. »Dort werde ich leben wie der Luchs im Walde, und ich werde jeden töten, der Gold sucht. Jeden! Verstehst du mich?«
Mattotaupa runzelte die Stirn. »Hau, ich habe dich verstanden. Du hast mir geschworen, als du noch ein Knabe warst, daß du meinen weißen Bruder nicht töten wirst, es sei denn, ich wünsche das selbst. Nun gut. Wenn du ihn als Goldsucher bei meinem Geheimnis triffst, so töte ihn. Du wirst ihn aber nicht treffen, denn er sucht überhaupt kein Gold.«
Nach einer langen Pause stellte Stein mit Hörnern seinerseits die Frage: »Was wirst du künftig tun, Mattotaupa?«
»Du sollst wissen, was ich tun werde. Den Weg des Feuerrosses, dessen Bau wir beschützt haben, werde ich stören. Sie brauchen keine Kundschafter mehr, haben sie gesagt. Nun, sie, werden sehen, was ohne Kundschafter geschieht!«
»Gegen die Watschitschun (=weiße Männer) wirst also auch du kämpfen?« Eine verborgene, nicht einmal im Ton verratene Hoffnung keimte in dem jungen Krieger auf, daß er mit dem Vater wieder eins werden könne, nachdem sie beide wieder einen gemeinsamen Feind hatten.
»Die Watschitschun sind sich untereinander ebensowenig einig wie die Dakota und die Siksikau«, erklärte Mattotaupa sehr mißmutig. »Ich werde mit denjenigen, die meine Brüder sind, gegen andere die Waffen führen.«
In Stein mit Hörnern stieg ein Argwohn auf, der alle seine Hoffnung zerstörte. »Wirst du mit diesen deinen Brüdern wieder trinken, Vater?«
Mattotaupa sprang auf. Der Zorn schüttelte ihn, denn er war an einer verwundbaren Stelle getroffen. »Ja, das werde ich! Ich sage es dir, hau!« Er begann zu lachen, aus Hohn über sich selbst, aus Erbitterung über den Sohn, der diese Frage mit solchen Worten gestellt hatte. Er lachte schallend, lange, verzweifelt und irre, und in seine Züge kam von neuem der Ausdruck, der dem Sohn unverständlich und unheimlich war. »Wirst du dich nun für immer von deinem Vater trennen?«
»Wir können uns zuweilen treffen«, sagte Stein mit Hörnern. »Wenn du nüchtern bist und wenn du allein bist ohne den Roten Fuchs.«
Am Morgen nach diesem Gespräch machten Vater und Sohn, ohne weiter ein Wort darüber zu verlieren, ihre Mustangs und ihren Proviant bereit und begannen den langen Ritt südwärts. Für jeden der beiden lag das Ziel in dieser Richtung. Mattotaupa ritt auf seinem Schecken voran, Stein mit Hörnern folgte in seiner Spur und führte die Schimmelstute als Packpferd mit.
Der schwarze Hund lief hinterher.
Der Ritt der beiden Indianer ging nicht ohne Schwierigkeit vor sich. Den Falbhengst schüttelte der Zorn, weil er als zweiter hinter dem Schecken laufen sollte. Der Hengst war immerzu unruhig und aufsässig, und sein Reiter hatte den ganzen Tag mit ihm zu tun. Stein mit Hörnern wollte aber
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