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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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der nicht viel mehr als ein Sträuben des Mannes war, der gefesselt wurde. Vorsichtshalber band Stein mit Hörnern auch allen übrigen Hände und Füße zusammen.
    Um die Pferde, die ein Stück weitergaloppiert waren und nun zweifelnd haltmachten, kümmerte er sich zunächst nicht.
    Er sammelte die Waffen seiner Gefangenen und ging damit zu dem jungen Krieger, der die Reiterschar angeführt hatte und jetzt mit offenen Augen, mit gespieltem Gleichmut, gefesselt auf dem gefrorenen, dünn verschneiten Sandboden lag. Dieser Krieger war der einzige, der hell bei Bewußtsein war. Um ihn bei Bewußtsein zu lassen, hatte Stein mit Hörnern ihn mit dem Lasso eingefangen. Der Sieger legte die Waffen auf einen Haufen neben diesen Gefangenen zu Boden, holte seine eigenen Sachen herbei, setzte sich dazu und stopfte seine Pfeife.
    Der gefesselte junge Krieger schien alldem keine Aufmerksamkeit zu widmen. Sein Bezwinger, der ihm Zeit lassen wollte, sich in die überraschend eingetretene und nicht eben angenehme Lage hineinzudenken, rauchte ruhig weiter. In der hellen Nacht betrachtete er sich den Gefesselten genau. Der Gefangene hatte energische und offene Züge; er war kaum älter als fünfundzwanzig Jahre. Seine Pelzmokassins, die Leggings, der Gürtel waren sorgfältig gearbeitet. Er trug eine Kette aus Bärenkrallen, wenn es auch nicht die eines grauen Bären waren. In dem Stirnband aus Schlangenhaut steckten Habichtsfedern. Stein mit Hörnern erkannte ihn. Dieser junge Krieger war bei dem großen Feste gewesen und hatte der Ballspielmannschaft von Antilopensohn angehört. Er war ein Verwandter von Machpiyaluta, dem Oberhäuptling, der großes Ansehen genoß. Ohne Zweifel hatte auch der Gefangene Stein mit Hörnern wiedererkannt, doch ließ er sich das nicht anmerken.
    »Wir kennen uns«, sagte Stein mit Hörnern zu ihm. »Du bist Adlerauge, der Brudersohn Machpiyalutas. Ich bin der Sohn Mattotaupas. Deine Krieger und dich habe ich mit meinem Falben angelockt, und ich habe euch gefangengenommen, weil ich euch etwas sagen will. Ihr solltet die Ruhe haben, euch das anzuhören.«
    Der gefesselte junge Krieger setzte sich mit einem Ruck auf. »Du kannst sagen, was du willst«, antwortete er barsch und hochmütig, als ob nicht er in Fesseln läge, sondern sein Bezwinger. »Deine Zunge wird immer gespalten sein, und nie werde ich den Lügen eines Mannes glauben, dessen Vater ein Verräter ist.«
    »Ob du mir glaubst oder nicht, das ist mir nicht wichtig«, erwiderte Stein mit Hörnern, von der Beleidigung scheinbar gar nicht berührt. »Es ist mit wirklich gleichgültig. Aber ich werde dich und deine Krieger wieder freilassen, obgleich ich euch ohne jede Mühe töten und mir eure Skalpe nehmen könnte. Ich hätte das noch einfacher haben und euch mit Pfeilen gleich niederschießen können. Aber das wollte ich nicht. Du wirst dir in Ruhe anhören müssen, was ich dir sage, und da du deinen Häuptlingen alles berichten mußt, was geschehen ist, wirst du ihnen auch meine Worte wiederholen müssen. Das genügt mir, mehr will ich nicht. Eben zu diesem Zweck habe ich euch eingefangen. Ihr seid etwas unüberlegt gewesen. Ihr hättet euch denken können, daß ein Mustang von selbst nicht nur des Nachts wandert und daß da, wo der Falbe ist, auch ich bin. Da er ledig läuft, habt ihr gehofft, mich als Leiche zu finden, oder ihr habt geglaubt, daß ich schon oben in den Prärien am Gelbsteinfluß mit meinem Fleisch die Kojoten und Aasgeier gesättigt hätte. Ihr habt euch ein wenig geirrt, das seht ihr jetzt selbst. Also höre! Ich reite zu den Black Hills. Ich hause künftig in der Höhle über der Lichtung am Südhang, und ich töte jeden weißen Mann, den ich in den Wäldern der Black Hills finde. Dakota töte ich nicht. Ich habe gesprochen, hau. Sage das deinen Häuptlingen Tatanka-yotanka und Machpiyaluta und vor allem Tashunka-witko. Wenn es noch Tashunka-witkos Wunsch ist, mit mir zu kämpfen, so stehe ich ihm. Dann mag er mir sein Totem mit roter Farbe an den Fels unter der Höhle malen lassen, und ich werde am nächsten Tage bei ihm sein. Ihr könnt auch versuchen, mich zu erlegen, wie man Wild auf der Treibjagd erlegt. Das würde euch eines Tages gelingen, aber ihr müßtet viele Krieger dafür opfern. Ihr könntet mich leben lassen, dann sterben viele weiße Männer, die nach Gold unterwegs sind. Wählt also. In eure Zelte kehre ich nicht zurück, es sei denn, ihr gesteht ein, daß Mattotaupa unschuldig ist und ihr ungerecht über

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