Heimkehr zu den Dakota
Kellnern und Kellnerinnen zusammen, so schnell es sich nur irgend machen ließ. Er war ungewiß, wo die Kasse am sichersten sein könnte, und schleppte sie dahin und dorthin, bis er sie endlich wieder an den alten Platz brachte. Der Alkohol flößte den schon halb betrunkene Gästen größeren Mut ein, und sie erfüllten die Bretterbude mit Verwünschungen und mit wildesten Versicherungen, was sie den verdammten Rothäuten alles antun wollten.
Unterdessen waren die Brunnen mit zuverlässigen Grenzern besetzt worden, und es wurden so viele Fässer wie möglich gefüllt.
Joe und der junge Indianer trafen sich wieder bei der Tanzbude. Harry hatte sich seine zwanzig Männer zusammengesucht. Der kampfgewandte Kellner war darunter und ein alter Trapper, mit dem Harka sich vor Jahren nach einer großen Büffeljagd über die Beute verständigt und zusammengefunden hatte.
»Wenig«, sagte Joe. »Wie viele Dakota kommen?«
»Hundert bis hundertzwanzig.« Harry sprach leise und sehr schnell. »Ich werde eine List anwenden müssen. Ich habe eine Kriegspfeife, wie die Dakotahäuptlinge sie benutzen, um im Kampf das Zeichen zum Angriff oder zum Rückzug zu geben. Ich schleiche mich jetzt hinaus. In der Nacht können mich die Dakota nicht von ihren eigenen Kriegern unterscheiden. Ich werde sie in Verwirrung bringen, indem ich zu früh zum Angriff pfeife und dann mitten im Kampfe zum Rückzug.«
»Ob das gut geht? Aber du trägst deine eigene Haut zu Markte, und uns kann kein Schaden entstehen. In Ordnung …!«
Der Indianer war den Augen der Weißen gleich wieder entschwunden. An einem der größten Brunnen, in der Nähe der Schank- und Tanzbude, saßen Morris, Harry, Langspeer und drei weitere Mann. Sie hatten sich in den Schatten gehockt, so daß sie weder vom Mondlicht noch von einem Schimmer aus der im Innern beleuchteten Bude getroffen wurden. Sie versuchten, den Gesang der Zigeunergeige und die heiseren Schreie des Hahnenkampf-Bill und seiner Tänzerin aus ihrem Gehör auszuschalten. Sie versuchten zu horchen und zu spähen, aber es gelang ihnen schlecht. Langspeer, der Cheyenne, hatte von allen noch das feinste Gehör und das schärfste Auge.
»Sie sind nahe«, sagte er nach einiger Zeit zu Morris. »Ich spüre es.«
Alle Nerven waren angespannt, alle Muskeln und Sehnen bereit. Ein unheimliches Surren ging durch die Luft; Dann flammten die ersten Brandpfeile auf dem Dach der Baracke auf.
In demselben Augenblick schrillte eine Pfeife nördlich des Lagers, und eine kräftige, weittragende Stimme erhob gellend den Kriegsruf der Dakota:
»Hi-jip-jip-jip-hi-jaah!«
Rings umher, aber doch noch ziemlich entfernt, erschallte das Kriegsgeschrei, dem Häuptlingsrufe antwortend. »Hi- jip … jaah!«
Die Tanzmusik brach ab, die Schreie des Hahnenkampf-Bill und seiner Tänzerin verstummten. Henry und seine drei ihm nicht näher bekannten Gefährten am Brunnen hatten die Büchsen und Flinten im Anschlag. Von Norden her schien der erste und wütendste Angriff zu erfolgen. Eine Gruppe gespenstischer Gestalten sprang durch das Dunkel. Da waren sie schon im Lager und drangen in Richtung des Brunnens und der Schank- und Tanzbude vor. Ein einzelner Anführer war ihnen weit voran. Henry und die drei Grenzer am Brunnen feuerten.
Der Anführer fiel mitten aus einem Sprung zu Boden und überschlug sich dabei. Zwei weitere Indianer stürzten.
»Der erste war Harry«, sagte Langspeer zu Morris. »Sie haben ihn erschossen!«
Morris hob den Arm vor die Augen. Der Cheyenne aber sah, daß Harry wieder aufsprang und den weiter heraneilenden Angreifern voran die Schankbude erreichte. Die Dakota liefen am Brunnen vorbei, ohne sich überhaupt um die Schützen dort zu kümmern. Sie drangen hinter dem jungen Kundschafter, ihrem vermeintlichen Anführer, sofort in die Schankbude ein. Dort erschallte noch einmal das schrille Signal der Kriegspeife. Dann entstand ein fürchterlicher Tumult, so daß die Wände zusammenzubrechen drohten. Das Dach begann zu brennen.
»Löschen!« schrie Henry.
Er wollte ein Faß in Bewegung setzen, aber ein neuer Feind tauchte am Brunnen auf, ein Indianer, das Schlachtbeil in der Hand; in seinem Haarschopf steckten Falkenfedern. Henry erhielt einen Schlag und stürzte.
Morris sah schon das Beil über seinem eigenen Schädel schweben. »Geheimnisstab!« schrie er auf. »Ich bin Geheimnisstab! Schone deinen weißen Bruder, Tashunka-witko!«
Der Indianer warf das Beil einem der fliehenden Grenzer in den Nacken
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