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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Büffel unseren Zug aufhalten! Unmöglich! Wann hat es denn das gegeben!« Joe unterbrach den Stationsleiter mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Es war notwendig, den Zug unter diesen Umständen anzuhalten. Sie haben wohl noch nie eine Büffelherde gesehen! Harry, wo sind die Dakota unterwegs?«
    »Sie kommen auf dieses Lager hier zu.«
    »Aus welcher Richtung?«
    »Rings.«
    »Dein Vater ist beim Zug geblieben, um dort zu helfen?«
    »Hau.«
    Der Ingenieur faßte den Stationsleiter ins Auge. »Ich übernehme hier die Verantwortung, ich, Joe Brown! Der Name dürfte Euch bekannt sein. Gebt sofort allgemeinen Alarm!«
    Harry winkte ab.
    »Was ist?« fragte der Ingenieur, nun auch gereizt.
    »Es ist noch Zeit für eine List.«
    Joe schwankte. Dann sagte er doch: »Sprich rasch!«
    »Laßt die Musik weiterspielen und die Mädchen weitertanzen. Holt nur die besten Männer heraus. Wenn wir uns lange genug arglos verhalten, werden die Dakota die Bretterbude überfallen, in der die Männer sich berauschen, und wir können die Angreifer fassen. Das ist besser, als wenn sie uns rings aus dem Dunkel beschießen. Wenn die Dakota eingedrungen sind, können wir sie umzingeln, so wie sie uns jetzt zu umzingeln meinen. Wir werden auf diese Weise rascher mit ihnen fertig und können noch dem Zug Hilfe schicken, wenn es notwendig wird.«
    »Gibt es hier Männer, auf die wir uns bei einem solchen Streich unbedingt verlassen können?«
    »Hau. Wenige, aber einige gibt es.«
    »Du holst sie?«
    »Hau.«
    »Dann gehe ich in die Trink- und Tanzbude, wo gekämpft werden wird. Einverstanden? Wir treffen uns dort wieder, wenn es die Zeit noch erlaubt.«
    »Hau.«
    »Und ich?« rief der Stationsleiter. »Und ich? Brown! Ihr habt Grenzerfahrung! Was soll ich tun?«
    »Ihr pustet eure Ölfunzel aus und haltet euch in eurer Bude im Dunkeln bereit mit ein paar handfesten Kerlen zusammen, die Harry schickt.«
    »Wir müssen mit Brandpfeilen rechnen«, sagte der Indianer.
    »Also die Brunnen besetzen und die Wasserfässer füllen. Schlimmstenfalls gießen wir auch das Bier aus …«
    Der Stationsleiter sank auf seinen Stuhl und untersuchte, ob sein Revolver geladen war.
    Joe und der Indianer verließen den Raum. Vor der Tür trafen sie den Maler und Henry. Joe unterrichtete die beiden. Der Indianer wollte sich nach dem letzten Wort, auf das er schon in Ungeduld verratender Haltung gewartet hatte, sofort auf seinen Weg machen, als ihn die Erwiderung des Malers noch festhielt.
    »Ich besitze das Totemzeichen eines großen Dakotahäuptlings«, sagte Morris, »unter dessen Schutz ich somit stehe. Ob es nicht möglich wäre, zu verhandeln, ehe das Blutvergießen beginnt?«
    Der junge Kundschafter wollte auf diesen Vorschlag, so überraschend er für alle kam, eingehen. Joe aber schnitt ihm das Wort kurz ab: »Du bist nicht gefragt, Harry, und zum Verhandeln ist es in dem jetzigen Stadium überhaupt zu spät. Es ist eine große Büffelherde in der Nähe. Die Dakota rasen sicher in der Befürchtung, daß wir ihnen wieder einmal die Büffel wegschießen könnten. Vielleicht läßt sich mit den Leuten reden, sobald wir gesiegt haben. Damit sie endlich Vernunft annehmen und meine Bahn hier in Ruhe lassen!«
    »Ich gehe mit Langspeer zu einem Brunnen«, erklärte der Maler. »Wir halten uns dort zum Wasserschöpfen bereit. Ich schieße nicht auf die Dakota; das verbietet mir mein Freundschaftsverhältnis.«
    »Macht, was ihr wollt.« Joe war nervös. »Ich jedenfalls sorge dafür, daß alle unsere Männer ihre Waffen bereithalten, auch die in der Tanzbude, und daß alle erfahren, auf wen sie zu hören haben.«
    Er gab Harry einen Wink, zu tun, was besprochen worden war, und der Indianer verschwand im Dunkel zwischen Zelt und Buden.
    Die Nachricht von dem bevorstehenden Kampf verbreitete sich im Stationslager wie ein Lauffeuer. Unruhe, ungewöhnliches Umherlaufen war nicht zu vermeiden. Joe konnte den Geiger nicht überreden, unter solchen Umständen weiterzuspielen. Harry mußte verständigt werden.
    Er griff ein und schickte den Zigeunerprimas, mit dem Bill seinen letzten Hahnenkampf ausgefochten hatte. Die beiden Hahnenkämpfer maßen sich feindselig, aber als die Geige zu singen begann, fand Bill sich doch bereit, mit der langgewachsenen Lilly zusammen weiterzutanzen und dadurch noch vier beherzte Paare bei Musik und Tanz festzuhalten.
    Totenbleich und schwitzend vor Angst, schenkte der Wirt einen Brandy nach dem anderen aus und kassierte mit den

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