Heimkehr zu den Dakota
Tashunka-witko doch erreicht.«
Als es endlich zu tagen begann, hätten die Menschen auf der Station am liebsten vor Freude geschrien wie eine Herde Affen bei Sonnenaufgang, denn jetzt erst fühlten sie sich vor feindlichen Pfeilen sicher.
Aber bei Tageslicht wurden auch die Schäden, die entstanden waren, erst in vollem Maße übersehbar. Die Toten wurden zusammengetragen. Die Verletzten stöhnten und bettelten um Wasser und Hilfe für ihre Wunden.
Bleich, übernächtig war Morris unterwegs, um an Menschenleben zu retten, was noch zu retten war. Die lange Lilly hatte das Schicksal ereilt. Halb verkohlt lag sie auf den Resten des Tanzbodens. Bill hockte bei der Toten, murmelte Flüche und wickelte sein Halstuch, das er um die blutende Hand gebunden hatte, eben wieder auf. Morris erbot sich, die Hand zu verbinden.
»Wenn ich den Harry zu fassen kriege, den Verräter«, murmelte Bill, während er Morris die Hand hinhielt, »dann hat das Schwein nichts mehr zu lachen.«
»Harry war es, der uns rechtzeitig gewarnt hat«, sagte der Maler.
»Der? Die Indsmen hat er gegen uns angeführt! Und wie!«
»Nein, nein, Bill, er hat sie mit Gefahr seines Lebens in die Falle gelockt!«
»Schöne Falle! Da!« Bill wies auf die Tote. »Da! In der Falle umgekommen! Aber ich weiß, was ich tun werde!«
»Um Gottes willen, Bill! Sprich erst mit Joe!«
»Ach, der! Kommt hergelaufen, und schon will er das Kommando führen! Nichts als Unglück bringt der uns! Damals das Gift, jetzt den Überfall.«
Morris hielt es für das beste, sich nicht weiter mit Bill auseinanderzusetzen. Nach einer solchen Kampfnacht mochten wohl vielen die Nerven reißen, und verrückte Parolen mochten umgehen, bis das vernünftige Urteilsvermögen wieder einkehrte. Der Maler band das Halstuch kunstgerecht um Bills verletzte Hand und ging.
Der Wind wehte und beugte das Gras in langen Wellen. Sand und Asche stäubten immer noch auf. Taylor II stand mit ein paar Bahnbediensteten beim Gleis und schaute die Schienen entlang nach Westen. Er wartete auf Nachricht von dem Zug. Joe war nicht im Lager. Er hatte sich dem Trupp angeschlossen, der dem Zuge nachgeritten war.
Morris und Langspeer suchten von ihren Habseligkeiten zusammen, was noch zu finden war. Die Pferde waren verloren, ausgebrochen oder von den Dakota erbeutet. Dagegen fanden sich die Maultiere wieder ein.
*
Während sich alle diese Vorgänge im Stationslager abspielten, durchlebten auch die Bediensteten und Fahrgäste des Zuges keine ruhigen Stunden.
Als Morris, Joe und Henry, am Abend ausgestiegen waren, um im Stationslager Quartier zu nehmen, hatte es sich Familie Finley möglichst bequem gemacht. Douglas stand wieder am Fenster, futterte nebenbei die Schokolade, die er jetzt nicht mehr verschmähte, und dachte sich, angeregt durch die letzten Gespräche mit Joe und Morris, aufregende Abenteuer aus, die er natürlich siegreich und möglichst als Retter seiner Familie und des ganzen Zuges bestand.
Als es früh Nacht wurde und die Sterne über der Prärie aufleuchteten, schnarchte Herr Finley in der Ecke.
Plötzlich ging ein scharfer Ruck durch den Zug. Die Räder standen still. »Was ist denn?« fragte Ann Finley den Jungen am Fenster. »Hier kann doch nicht schon wieder eine Station sein?«
»Ist auch keine.« Douglas freute sich über die Abwechslung, die durch das unvorhergesehene Ereignis eintrat. »Ma, vor der Lokomotive winkt einer mit Brandfackeln.«
»Allmächtiger!«
Herr Finley hörte auf zu schnarchen, öffnete blinzelnd die Augen, klappte den Unterkiefer, der ihm heruntergesunken war, wieder mit dem Oberkiefer zusammen und knurrte: »Könnt ihr denn keine Minute Ruhe geben!«
»Aber um Gottes willen, George! Brandfackeln!« Frau Finley packte hastig alles zusammen, was sie auf der langen Reise ausgepackt hatte. »Der Zug brennt? Aber Ann, du hast wohl schlecht geträumt.« Die Pfeife war in Gang, Herr Finley tat zwei Züge. »Wo sind wir denn eigentlich?«
»Im wilden Westen, Pa!«
»Dummer Junge! Ich sehe übrigens keine Brandfackeln.«
»Der Mann ist damit zur Lokomotive gegangen, und da hat er sie ausgelöscht.«
»Ach, der wollte unterwegs einsteigen! Auch ’ne Methode, das muß ich sagen! Wirklich fair west . Aber dann wird es ja bald weitergehen.«
Es ging jedoch nicht weiter.
»George, wir müssen uns doch erkundigen, was los ist!«
»Wieso denn? Das Bahnpersonal hat uns zu unterrichten.«
Viele Passagiere flüsterten unruhig.
Dann gingen zwei der
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