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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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das, was er hörte. »Charlemagne sagte mir, daß die Weißen mich als den Sohn eines Mörders in ihre Erziehungsgefängnisse holen wollten.«
    »Der weiße Mann mit Namen Charlemagne ist ein Lügner. Wir haben ihm nachgeforscht, als Kluge Schlange uns berichtete, daß du allein fortgeritten bist. Es wäre besser gewesen, dein Vater und du hätten nicht so schnell und ohne unseren Rat gehandelt! Die Männer der Siksikau bedenken alles gründlich! Es ist uns gelungen, mit Hilfe eines sehr klugen Scouts der weißen Männer, der Chef de Loup genannt wird, Charlemagne der Lüge zu überführen.«
    Harka dachte einen Augenblick nach. »Den Namen Chef de Loup habe ich noch niemals gehört«, sagte er dann bestimmt. »Es mag sein, daß Chef de Loup in den südlichen Prärien anders genannt wird. Bei den weißen Männern trägt er den Namen Tobias.«
    »Tobias? Ja. Mein Vater hat mit ihm zusammen einige weiße Männer aus den vom Sandsturm verwüsteten Prärien bis zum Fluß und dem Blockhaus des zahnlosen Ben gebracht.«
    »Daran scheint sich Chef de Loup nicht erinnert zu haben, denn er glaubte euch nicht zu kennen.«
    »Mein Vater hatte ihm seinen wahren Namen nicht genannt.«
    »Dann ist das erklärt. Du bist einverstanden, daß wir so verfahren, wie ich es vorgeschlagen habe?«
    »Ja. Wenn der Geheimnismann mir erlauben wird, bei euch die Probe eines Kriegers zu bestehen, wenn ich sie bestanden habe und wenn du, Häuptling Brennendes Wasser, die Zustimmung der Oberhäuptlinge der Siksikau erhältst, daß mein Vater und ich in euren Stamm aufgenommen werden, so will ich zu meinem Vater zurückreiten und ihm dies alles mitteilen. Mein Vater ist jetzt Kundschafter im Dienste der weißen Männer in den Prärien am oberen Platte-Strom.«
    Häuptling Brennendes Wasser zog die Mundwinkel ein wenig herab, vielleicht ohne es zu wissen, aber er äußerte kein Wort des Erstaunens oder des Mißfallens. Er fragte auch nicht, ob es Mattotaupa gelungen sei, sich an Tashunka-witko zu rächen. Es mußte dem Siksikau-Häuptling bekannt sein, daß Tashunka noch lebte, und da Harka die Frage nicht anschnitt, war der Schwarzfuß zu taktvoll und zu höflich, um von sich aus zu fragen.
    Nachdem die Unterredung zwischen Häuptling Brennendes Wasser und seinem Gast auf diese Weise abgeschlossen war, kam Stark wie ein Hirsch zu Wort, um sein Anliegen vorzubringen. »Harka Wolfstöter«, rief er, »du bist genau zur rechten Stunde gekommen! Ich habe in den vergangenen Tagen eine Elchfährte aufgespürt. Es ist ein starker Bursche, dieser Elch, und ich will ihn jagen. Er treibt sich in den Wäldern umher, zu jenen Berghängen hin, an denen wir als Knaben die Luchse erlegt haben! Kommst du mit mir?«
    Harka sah den Häuptling fragend an.
    »Es steht dem nichts entgegen, daß du mit meinem Sohn auf Elchjagd gehst«, entschied Brennendes Wasser. »Der Geheimnismann wird mit den Geistern sprechen wollen und seine Entscheidung kaum vor dem dritten Tage mitteilen.«
    »Bis dahin haben wir den Elch!« meinte Stark wie ein Hirsch. »Kommst du mit, Harka Wolfstöter?«
    »Ja, ich komme mit.«
    »Willst du auch einen Speer haben?«
    »Zur Elchjagd, ja.«
    Harka suchte sich aus dem Besitze des Häuptlings einen starken Speer aus. Als Schußwaffe wollte er nur den Bogen mitnehmen. Die Büchse dachte er im Zelt zu lassen.
    Sitopanaki hatte mit der Mutter zusammen schon den Proviant für beide Jäger zurechtgemacht und gab ihn jetzt dem Bruder und seinem Freunde. Sie lächelte dabei ein wenig und ganz unbefangen. Schon war Sitopanaki nicht, aber schlank und harmonisch gebaut, von einer herben Zartheit und Sicherheit des Empfindens und auch der Bewegung, die wie Rhythmus und Melodie wirkten und um derentwillen sie ihren Namen trug, »deren Füße singen, wenn sie geht«.
    Als die beiden jungen Männer das Zelt verließen, hielt Stark wie ein Hirsch noch einmal an. »Da sieh!« sagte er zu Harka.
    Eine schwarze, langhaarige Hündin, dem Bau nach einem großen Präriewolf gleich, schleppte im Maul ein Junges herbei und legte es beim Eingang des Häuptlingszeltes nieder. Sie rannte fort und kam gleich darauf mit einem zweiten Jungen im Maule an. Mit ihrem Wurf zusammen legte sie sich selbst vor das Häuptlingszelt und blinzelte Stark wie ein Hirsch vertrauend zu. Der Häuptlingssohn schmunzelte. »Sie ist unser bester Hund«, erklärte er Harka, »mit jedem großen Wolf nimmt sie es auf. Die beiden Söhne, die sie uns hierhergebracht hat, werden der Mutter

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