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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Zwitterstellung fiel in allem auf.
    Vom Walde her erklang die einfache Melodie einer Flöte. Die Zeltbewohner wußten, daß es der Sohn von Kluge Schlange war, der sein Liebeslied für Sitopanaki spielte, und die Mutter beobachtete das Mädchen heimlich. Aber Sitopanaki schürzte nur verächtlich die Lippen und sagte: »Junge Männer sollten lieber daran denken, Elche und Graubären zu jagen, als jeden Abend die Flöte zu spielen«, und sie legte sich auf ihr Nachtlager und träumte, was sie nur ihrem Bruder gestehen konnte. Die folgenden Tage verliefen für die Insassen des Zeltdorfes ruhig und fröhlich.
    Eines Morgens holte Sitopanaki bei Sonnenaufgang mit Spottdrossel zusammen wie jeden Tag Wasser aus der Quelle für die Zelte. Der Tau lag noch auf den Gräsern. Die Tropfen schimmerten in allen Regenbogenfarben, als die Sonnenstrahlen auf die Lichtung eindrangen. Von der Nacht her war es noch köstlich kühl. Sitopanaki und Spottdrossel füllten die ledernen Wassersäcke. Die beiden waren die ersten aus dem Dorf, die sich aufgemacht hatten. Neben Sitopanaki trappelte der kleine Bruder und versuchte Schmetterlinge zu fangen, die in der Sonne munter wurden.
    Unter den Bäumen stand ein junger Mann und sah den Freundinnen zu. Er war stattlich und kräftig. Sitopanaki und Spottdrossel hatten ihn sofort erkannt. »Nachtwandler« war das, der Sohn von Kluge Schlange. Er war etwa zweiundzwanzig Jahre alt, seit vier Jahren schon in die Reihen der Krieger aufgenommen. Spottdrossel wollte etwas von der alten Spottlust überkommen, denn dieser junge Krieger, der zwischen den hohen Bäumen stand, war wirklich über die Maßen verliebt und konnte keinen Tag vorübergehen lassen, ohne Sitopanaki in den Weg zu laufen. Die Häuptlingstochter beachtete ihn nicht; sie wich aber auch nicht aus. Mit Spottdrossel zusammen ging sie an dem jungen Mann vorüber, als ob er ein Baum wäre. Sie hörte, wie der Verschmähte hinter ihr herkam. Als die beiden Freundinnen wieder den Waldrand erreichten und über die Prärie schauen konnten, war die Weite erfüllt von Morgendunst und Sonnenlicht. Die Hundemeute war unruhig. Einige starke und mutige Tiere liefen in die Prärie hinaus. Den Grund für dieses Verhalten konnten die Mädchen rasch erkennen.
    Über die grasige Ebene kam ein einzelner Reiter auf das Zeltdorf zu. Sitopanakis regelmäßiger Herzschlag unterbrach sich. Es war, als ob sich ihr Herzmuskel zusammenziehe und das Herz springen lasse, so daß es einmal heftig gegen die Rippen schlug. Sie senkte den Kopf, und ohne sich von Spottdrossel so freundlich wie sonst zu verabschieden, lief sie schnell in das Häuptlingszelt. Spottdrossel aber war stehengeblieben und spähte nach dem Reiter auf der Prärie. Sie merkte, daß Nachtwandler neben ihr stand und gleich ihr Ausschau hielt.
    Der Reiter war schon deutlich zu erkennen. Er ritt ein Scheckenpferd, dem er eine Lederdecke umgeschnallt hatte.
    Nachtwandler wandte sich stillschweigend zum Gehen, als er den Reiter erkannte.
    Von den Zelten her preschte jetzt Stark wie ein Hirsch auf seinem Fuchs dem Ankommenden entgegen. Auch dieser setzte sein Tier in Galopp. Die beiden trafen sich, rissen die Pferde hoch und grüßten sich mit der offenen Hand und hellen Rufen.
    Dann sprengten sie zusammen zu den Zelten und hielten vor der Behausung des Häuptlings. Die Planen waren aufgeschlagen. Brennendes Wasser stand vor dem Zelteingang. Die jungen Männer sprangen ab, und der Häuptling begrüßte den wieder heimkehrenden Gast mit Ernst und Würde.
    Spottdrossel konnte von ihrem Platz aus in das Häuptlingszelt hineinschauen, und sie blieb, den Wassersack in der Hand, noch ein wenig stehen. Auch Nachtwandler hatte, ein Dutzend Schritte entfernt, wieder haltgemacht und schaute zu dem Zelte hin. Der Gast dort legte die Büchse ab, und es schien, daß er sogleich eingeladen wurde, in dem Zelt zu bleiben. Er brachte seinen Schecken zur Herde, und dabei ging er an Spottdrossel und dann an Nachtwandler vorüber. Die junge Frau prägte sich jede Einzelheit seiner Erscheinung ein. Er war größer und sehniger als Nachtwandler. Er trug eine Kette aus Bärenkrallen und an den Nähten der Gamaschenhosen die Skalplocken der von ihm besiegten Feinde. Er sah älter aus als der zweiundzwanzigjährige Nachtwandler, obwohl er weniger Sommer gesehen hatte.
    Es wurde für Spottdrossel Zeit, das Wasser ins Zelt zu bringen und ihren kleinen Buben zu versorgen. Einen letzten Blick warf sie hinüber ins Häuptlingszelt

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