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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Wünschen und Plänen nachgehen. Es erschien ihm selbstverständlich, daß er zu der Versorgung des Zeltes, in dem er wie ein Sohn behandelt wurde, nach Kräften beitrug. Für die Wintervorräte waren die Herbstjagden entscheidend. Kälte und Schnee dauerten in den hohen nördlichen Regionen bis April oder sogar bis Mai, und wenn die Vorräte dann knapp wurden, war die Not groß.
    Die Blutsbrüder waren zusammen als Jagdspäher unterwegs, und Donner vom Berge schämte sich keineswegs, von seinem Freunde in dieser Beziehung noch zu lernen. Wenn sie an den milden Abenden zusammensaßen, sprach der Siksikau gern von den Abenteuern der ersten Büffeljagd, die die beiden als Knaben gemeinsam erlebt hatten, und er sprach auch von Mattotaupas Meisterstück, mit dem dieser die Assiniboine kühn und listig auf falsche Fährte gelockt hatte. Stein mit Hörnern hörte von seinem Blutsbruder und auch von den anderen Dorfbewohnern so viel Gutes über seinen Vater, daß ihm das Bild Mattotaupas aus früheren Jahren allmählich wieder lebendig wurde und die späteren Eindrücke zu verdrängen begann. Hier, bei den Siksikau, war er nicht der Söhn eines Verräters; er war der Sohn eines Mannes, der in die Sonne geschossen hatte. Alle Siksikau erinnerten sich daran, wie Mattotaupa als ihr Gast den sagenhaften Pfeilschuß über dreihundert Schritt in die Mitte des mit dem Sonnenzeichen bemalten Schildes zur Wirklichkeit hatte werden lassen.
    Die Büffeljagden, zu denen es kam, verliefen glücklich, und Harkas Beute war besonders groß. Er war jetzt nicht nur selbst gut versorgt, er konnte auch Geschenke machen. Die Frauen hatten Arbeit genug.
    Das Verhältnis zwischen Sitopanaki und dem Freunde ihres Bruders schien ein ganz natürliches, geschwisterliches geworden zu sein. Die beiden sprachen nie ein Wort mehr oder weniger miteinander, als auch Donner vom Berge und seine Schwester im gleichen Falle miteinander gesprochen hätten. Sitopanaki wurde nicht rot und benahm sich weder steif noch scheu. Stein mit Hörnern aber kam auch niemals auf den Gedanken, des Abends für sie die Flöte zu spielen. Dieses einfache und scheinbar unkomplizierte Verhältnis hatte jedoch bei den beiden jungen Menschen eine ganz verschiedene Grundlage. Während Stein mit Hörnern hier nicht anders empfand, als er sich gab, spielte Sitopanaki ihre Rolle der Unbefangenheit mit einer Kraft der Selbstbeherrschung, wie sie nur das wirklich große Gefühl verleiht.
    Nachtwandler, der Sohn von Kluge Schlange, hielt sich jetzt zurück. Doch wenn Spottdrossel zuweilen den Blick auffing, mit dem er aus der Ferne nach Sitopanaki schaute, so lächelte sie in sich hinein über soviel unheilbare und hoffnungslose Verliebtheit.
     
     

 
Der Hengst im Moor
     
    Nachdem die Büffeljagden abgeschlossen waren, schien dem nichts entgegenzustehen, daß Stein mit Hörnern seinen eigenen Passionen nachging. Die Zeit zwischen der letzten großen Jagd und dem Einbruch des Winters war stets diejenige, in der die jungen indianischen Krieger besonders unternehmungslustig wurden. Doch zögerte Stein mit Hörnern noch, das zu tun, was ihm im Sinn lag und worauf Donner vom Berge täglich wartete. Auch Brennendes Wasser wurde auf dieses Zögern aufmerksam, und eines Abends, als die beiden Krieger beim Zeltfeuer saßen, fragte der Häuptling: »Was erwägst du bis zum Winter zu tun?«
    »Ich erwarte die Entscheidung des Zaubermannes, ob einer von uns beiden und wer von uns beiden das Sonnenopfer bringen wird.«
    »Wenn aber der Geheimnismann in diesem Sommer darüber nicht mehr spricht?«
    »Ich habe noch meinen Vater Mattotaupa zu suchen und ihm zu sagen, daß ich ein Krieger geworden bin und auch, daß die weißen Männer nicht bei den Siksikau nach uns gesucht haben und daß Charlemagne gelogen hat.«
    »Hast du noch mehr vor?«
    »Wenn ich getan habe, was jedermann von mir erwarten muß, beginne ich den Falben zu jagen.«
    »Deine ersten beiden Anliegen sind sehr wichtig. Ich werde mit dem Geheimnismann darüber sprechen.«
    Am nächsten Abend wurde Stein mit Hörnern in das Zauberzelt gerufen. Er ging nicht ohne Beklemmung hin, da Entscheidungen des Geheimnismannes endgültig zu sein pflegten und er nicht wußte, ob nach seinem eigenen Dafürhalten oder ob gegen seinen Willen entschieden werden würde und was ihm auferlegt werden konnte.
    Das Zauberzelt war von dem flackernden Feuer in der Mitte erleuchtet, als der junge Krieger eintrat. Der Zaubermann ließ ihn Platz nehmen und

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