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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Stein mit Hörnern gewaschen und auch getrunken hatte und ärgerlich die Bißwunde betrachtete, die wieder zu bluten anfing, sagte er dabei: »So ist es unmöglich. Ich muß ihn stärker in der Gewalt haben, und ich muß auch seine Freundschaft gewinnen.«
    »Du hast viel vor. Jetzt komm erst einmal ins Zelt!«
    Der Zaubermann wurde gerufen, um die Hüfte wieder richtig einzurenken. Die Verletzungen waren nicht gefährlich, die Heilung der Zerrungen und Dehnungen aber war langwierig, und Stein mit Hörnern mußte sich damit abfinden, daß er vor dem Winter nichts Großes mehr unternehmen konnte.
    »Du hast unsere Herde gerettet«, sagte Donner vom Berge zu dem Gefährten, der sich wohl oder übel in Geduld faßte, »das hätten unsere Pfeile und Speere auch vermocht. Aber du hast überdies dem Falben das Leben gerettet. Wir hätten ihn getötet.«
    »Alle Männer und auch du, ihr meint, dieser Hengst wäre besser tot als lebendig!«
    »Es mag sein, daß wir alle so denken, Stein mit Hörnern, aber du denkst anders, und du wirst versuchen, die Freundschaft eines Mustangs zu gewinnen, den die Geister verfolgen. Ein großes Vorhaben ist es. Möge es dir gelingen!«
    Stein mit Hörnern war elastisch und zähe wie eine Wildkatze. Als die Tage kalt wurden und Brennendes Wasser den Befehl zum Abbruch der Zelte gab, um das gewohnte Winterlager in den Wäldern der Vorberge zu beziehen, ritt der junge Krieger ebenso frisch und unbehindert wie die anderen Männer mit dem Zuge. Er saß auf der Schimmelstute. Das falbe Fohlen lief nebenher und war immer noch voll toller Einfälle. Die schwarze Hündin schalt ihre Jungen. Auf der Jagd nach Präriehühnern, die sie doch niemals fangen konnten, hatten sie sich zu weit entfernt. Das eine der Hundejungen hielt sich gern zu der Schimmelstute und ihrem Reiter, wenn es nicht eben Grund hatte zu tollen oder zu jagen.
    Der Weg zum Winterlager war Stein mit Hörnern gut bekannt, denn in dieser Richtung war er mit seinem Blutsbruder bei der Elchjagd unterwegs gewesen und auch als Knabe beim ersten gemeinsamen Jagdausflug. Er spähte umher, kundschaftete da und dort und beobachtete ebenso wie Donner vom Berge und einige andere Krieger, daß das Geisterpferd den Wanderzug der Siksikau verfolgte. Es hatte sich auch in der Zeit, in der sein abgeschüttelter Reiter auf Büffelfellen im Zelte lag, nochmals sehen lassen, ohne allerdings anzugreifen. Aber die Wachen bei den Pferden waren jetzt stets verdoppelt, und Brennendes Wasser sah diesen Aufwand und die Gefahr nicht gern. Der Falbe war unnütz; man hätte ihn besser abgeschossen; das blieb die Meinung der Männer. Aber der Hengst kam nicht mehr auf Schußweite heran.
    Die Lichtung im Walde oben, die als Winterlagerplatz aufgesucht wurde, war allen Zwecken dienlich. Sie war nicht ganz ohne Bäume, aber ohne dichten Baumwuchs oder hinderliches Gesträuch. Die Zelte wurden an den gewohnten Stellen aufgeschlagen. Wasser fehlte nicht. Als die wilden Herbststürme über die Steppe rasten, die Wolken zogen und die Graupeln auf die Wiesen hagelten, fühlte sich das Dorf oben im Schutz der Bäume sicherer.
    Es begann früh zu schneien und schneite tagelang in dichtem Flockenwirbel. Als die Sonne wieder hervorbrach, lag die weiße Decke dick, kristallen schimmernd auf Erde, Felsen, Zweigen. Der Wind griff in den Neuschnee und wehte ihn ab und an. Die Bergbäche waren noch nicht gefroren. Sie hatten ein zu starkes Gefalle; nur an manchen Uferstellen bildeten sich Eiskrusten. Die Kinder suchten die Büffelrippen hervor und bespannten sie mit Leder, um damit Schlitten zu fahren. Die Frauen hatten die Schneereifen nachgesehen, und die Krieger tappten damit über den Schnee, ohne einzubrechen, und konnten auf diese Weise wieder auf Jagd gehen. Im Schnee waren alle Fährten leicht zu finden. Das Wild kam schwer vorwärts und konnte von den Männern ohne viel Mühe eingeholt werden. So brauchte man die Büffelfleischvorräte noch nicht anzubrechen. Schwer hatten es die Mustangs, Sie konnten nicht mehr viel Gras finden und knabberten wie die Elche an den Zweigen.
    Stein mit Hörnern war mit seinem Blutsbruder zusammen Tag für Tag auf Jagd unterwegs, und niemand verargte es ihm, daß er dabei auch nach dem falben Hengst Ausschau hielt. Im Gegenteil! Der junge Krieger hatte es verhindert, daß die Männer den Falben erschossen, also mochte dieser junge Krieger jetzt sehen, wie er mit dem Mustang fertig wurde. Der Hengst streifte immer noch durch die Gegend, in

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