Heimkehr zu den Dakota
loszustürmen. Stein mit Hörnern hatte das Lassoende über Schulter und Rücken genommen, um alle Kraft einsetzen zu können. Die Schlinge zog sich zu, dadurch verlängerte sich der Riemen im ersten Augenblick, und der Hengst konnte einen Sprung machen. Die sich zuziehende Schlinge faßte hinter die Ohren des Tieres, unsicher, unzulänglich, aber doch so, daß der Hengst die Berührung spürte. Er warf sich herum, so daß er nun am Riemen, den er fest zwischen den Zähnen hatte, zog nicht anders als ein Hund an der Leine, wenn er in sie hineinbeißt , aber mit gewaltiger Kraft. Auch Donner vom Berge stand mit dem Lasso bereit. Es hatte für ihn aber keinen Zweck zu werfen, denn solange der Mustang das erste Lasso festhielt, konnte das zweite nicht über den Hals des Pferdes gleiten, und so stand der Siksikau von dem Wurf ab. Das momentane Tauziehen zwischen dem wütenden Hengste und Stein mit Hörnern zwang beide zu einer äußersten Kraftanstrengung. Die Sehnen des Menschenkörpers und des Tierleibes spannten, die Muskeln ballten sich, und wenn Stein mit Hörnern noch zu widerstehen vermochte, dann nur darum, weil er den Riemen mit Händen, Arm- und Schultermuskeln hielt, die in unmittelbarer Verbindung mit seinem ganzen Muskelsystem standen, so daß jede Kraftanspannung ungehindert vom Nacken bis zum Fuße lief. Der Hengst aber konnte in Kopf und Gebiß nur einen Teil seiner Kraft legen, wenn seine Halsmuskeln auch von großer Stärke waren.
Donner vom Berge sprang auf und wollte sich dem Tier nähern, in der Absicht, seinen Lassoriemen um ein Hinterbein zu schlagen und den Mustang dadurch zum Sturz zu bringen. Aber der Falbe hatte den zweiten Feind schon erspäht, als dieser sich in den Büschen rührte. Das Tier ließ den Lassoriemen, den es zwischen den Zähnen hielt, fahren und ging mit allen vieren in die Luft. Ein Anfall seiner tollen Wut schien es zu packen. Es floh nicht, wie es der Natur des Pferdes entsprochen haben würde, sondern ging zum Angriff über. Mit drei, vier Sätzen war der Mustang bei Stein mit Hörnern, um ihn zu zerstampfen. Der junge Krieger sprang zu Seite, und die Lassoschlinge des Donner vom Berge senkte sich über den Kopf des Hengstes. Aber der Hengst sprang mit einem kühnen Satz, mit gestrecktem Leib, wie ein Raubtier, durch die Schlinge hindurch. Als Stein mit Hörnern sein Lasso werfen konnte, wälzte sich der Hengst und kam auch noch mit dem Bein aus der gefährlichen Schlinge heraus. Voll Wut begann das Tier zu toben, zu schlagen und um sich zu beißen, mit einer Plötzlichkeit der Einfälle und einer Schnelligkeit der Bewegung, die den Angriff durch Lassowurf sehr erschwerte, denn die Schlinge brauchte eine gewisse Zeit, um sich in der Luft zu entwickeln. Auf einmal brach der Hengst in Richtung des Moores aus, schneller als ein Lasso sich in der Luft entrollte.
Stein mit Hörnern sprang dem Tiere nach, die Lassoschlinge in der Hand. Es ging am Hange abwärts, das ermöglichte dem Indianer pantherartige Sprünge, mit denen er den Mustang einholen konnte. Er gelangte Seite an Seite mit dem Tier, das in der Verblendung seiner Wut und Angst auf das verschneite Moor hinausraste. Der Indianer warf dem Mustang die Schlinge über den Kopf. Er versuchte zugleich, den eigenen Körper mitten im Schwünge anzuhalten, sich zurückzuwerfen, einzustemmen, aber das war alles vergeblich. Als die Schlinge sich zuzog und der ungeheure Ruck erfolgte, mit dem das galoppierende Tier in die sich zuziehende Schlinge rannte, stürzte Stein mit Hörnern der Länge nach hin. Er ließ das Lasso nicht los und wurde ein Stück über das verschneite Moor geschleift. Der Mustang war auf den Beinen geblieben. Stein mit Hörnern gelang es, sich an einem zähen Krummholzbusch, der sich auf dem Moore angesiedelt hatte, zu fangen und das Lassoende darumzuschlingen. Mit äußerster Kraftanstrengung klammerte er sich an und stemmte sich ein. Der Hengst wurde vom Lasso angehalten. Mit neu aufbrodelndem Zorn kämpfte er gegen die würgende Schlinge. Aber mit den stampfenden Hinterhufen brach er in das erst schwach gefrorene Moor ein. Blasen werfend stieg das Wasser, und im Nu begann der Mustang mit der Hinterhand einzusinken. Seine verzweifelten Anstrengungen beschleunigten nur das Versinken im gurgelnden Moor.
»Baumstämme!« schrie Stein mit Hörnern, ohne sich dabei nach Donner vom Berge umzusehen; auch diese kurze Bewegung hätte ihn jetzt schon zuviel Zeit gekostet. Er riß die Schneereifen aus dem
Weitere Kostenlose Bücher