Heimkehr zu den Dakota
der sich das Zeltdorf befand. Die Pferdeherde mit den besten Tieren, die er einst geführt hatte, schien ihn unwiderstehlich anzuziehen, nachdem er sie einmal gefunden hatte. Die beiden jungen Krieger sahen ihn öfters auftauchen, zuweilen im Fels, wo er zu klettern schien wie ein Bergschaf, oder an einem Bach, dessen Wasser er suchte. Aber die Jagd blieb immer wieder vergeblich. Der Hengst, vorsichtig wie ein alter erfahrener Krieger, ließ sich nicht fangen.
Eines Tages fanden die Blutsbrüder Hufspuren des Mustangs an dem Bach, der in vielen kleinen Wasserfällen über Felsstufen abwärts floß. Als sie abends ins Zelt zurückkehrten, bat Stein mit Hörnern Sitopanaki, ihm genügend Proviant zurechtzumachen. Er legte die Waffen, die er mitnehmen wollte, und die Schneereifen zurecht und erklärte, er werde sich nun aufmachen und nicht ablassen, ehe der Hengst tot oder gefangen sei. Häuptling Brennendes Wasser war es zufrieden, und Donner vom Berge entschloß sich, diese Jagd mitzumachen, mehr um des Freundes als um des Mustangs willen.
An dem Morgen, an dem die Blutsbrüder bei den ersten Anzeichen der Dämmerung das Zelt verließen, schneite es wieder. Sacht und dünn wirbelten die Flocken. Der Himmel war grau. Die Schneedecke im Wald war hartgefroren, so daß die beiden Jäger die Schneereifen zunächst nicht brauchten. Im Büffelrock, dessen Fellseite nach innen gekehrt war, und in Pelzmokassins waren sie unterwegs; barhäuptig auch in der schneidenden Kälte, Ihre Pferde nahmen sie nicht mit. Kein Pferd mit Reiter konnte den windschnellen Falben einholen. Sich diesem Mustang aber zu Pferd unbemerkt zu nähern, war auch unmöglich. Daher wollten die beiden Jagdgefährten den Hengst zu Fuß verfolgen; ein neuartiges und unerprobtes Verfahren, aber das einzige, das noch Aussicht auf Erfolg zu haben schien.
Die beiden sprangen und schlitterten durch den Wald abwärts bis zu dem Bach, an dem sie am Vortage die Spuren des Geisterpferdes gefunden hatten. Sie erreichten die Stelle wieder. Es war eben der Platz, an dem sie als Knaben gerastet und gebadet hatten und von einem Elch überrascht worden waren, der sogar Harkas Bogen entführte. Neue Hufspuren des Hengstes ließen sich im Schnee deutlich erkennen. Das Tier mußte an diesem Morgen, bei Sonnenaufgang etwa, wieder gesoffen haben und dann in seinem wilden Kampfspiel gerast sein. Der Schnee am Ufer war zerstampft, Zweige waren abgerissen. Die Fährte führte nach einem vielfältigen Kreuz und Quer schließlich am jenseitigen Bachufer bergan. Die Jagdgefährten folgten dieser Spur.
Es schneite nicht mehr. Die Wolkendecke am Himmel zerriß, hellblaue Himmelsferne zeigte sich zwischen den grauen Schwaden, und zwischen die Schatten, die über Wald und Schnee lagen, glitten Sonnenstreifen, in denen der Schnee aufschimmerte. Die beiden Jäger verhielten sich sehr vorsichtig und hielten dauernd gespannt Umschau, denn der Hengst war kaum eine halbe Stunde vor ihnen am Bache aufwärts gelaufen und konnte jeden Augenblick erscheinen. Während die beiden jungen Krieger lautlos schlichen, horchten sie auf jedes Geräusch. Sie vernahmen nichts als das Plätschern des Wassers und das Rascheln von Drosseln im Gesträuch. Zwei Vögel flatterten auf.
Der Bach, an dem die beiden aufwärtsliefen, wurde von dem Hochmoor gespeist, bei dem sie im Sommer den Elch erlegt hatten. Die im Moor versickernden Wasser sammelten sich unterirdisch und brachen ein gutes Stück seitwärts vom Moore in einer neuen Quelle wieder hervor. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die beiden diese Quelle erreichten. Jeder hatte das Lasso zur Hand. Gegenüber dem Hengst hatten sie noch keinen Boden gewonnen. Er war sehr schnell bergan gelaufen. Rechter Hand, schräg über den Bach hinüber und zwischen lichtem Hochwald konnten sie aber schon das Moor erkennen. In demselben Augenblick berührten die Jagdgefährten einander mit der Hand, jeweils den anderen zur äußersten Vorsicht mahnend.
Hoch oben, noch über dem Moor, war der Falbe zu erkennen. Zwischen den Bäumen hindurch konnten die Jäger ihn nicht in ganzer Gestalt sehen, aber sie erspähten seine Schulter und seine Mähne, ein Stück des falben Felles, obgleich es sich kaum von der Umgebung abhob. Das Tier stand jenseits des Moores zwischen Krummholz, von dem der ständig wehende Wind einen Teil des Schnees abgeschüttelt und fortgeblasen hatte. Die Jagdgefährten verständigten sich durch Zeichen. Stein mit Hörnern sollte das Moor von
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