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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Ledergurt, nahm sie an die Füße und tappte so ungefährdet über den sumpfigen Boden zu dem Tiere hin, das, vom Moore gefangen, nicht mehr von der Stelle kam. Die Augen des Hengstes verdrehten sich in Todesangst. Der Indianer brauchte das Tier jetzt nicht mehr zu fürchten, sondern nur noch das Moor. Als es ihm gelungen war, nahe genug zu kommen, lockerte er die Schlinge, die sich um den Pferdehals zugezogen hatte, und knüpfte sie so, daß sie das Tier nicht mehr würgen konnte. Der Mustang dachte in diesem Augenblick nicht mehr daran zu beißen.
    Vom Rande des Moores her hörte Stein mit Hörnern schon die ersten Beilhiebe des Gefährten. Baumstämme konnte Donner vom Berge allerdings nicht schnell genug erreichen und fällen, aber er hieb das lang am Boden sich schlangelnde, zähe Krummholz ab und kam auf seinen Schneereifen mit einem ganzen Bündel davon zu dem Freunde herbei. Die beiden schoben von zwei Seiten her die Hölzer unter die Vorderbeine des Mustangs, die das Tier noch bewegen konnte. Es hatte seinen Kampf gegen das Moor schon verzweifelt aufgeben wollen; aber als es die Erleichterung seiner Mühe spürte und auch merkte, daß es weiterhin frei atmen konnte, begann es wieder, sich gegen das Versinken zu wehren, und gewann mit den Vorderhufen etwas Halt. Die beiden Indianer konnten das Lasso von Donner vom Berge mit großer Anstrengung unter dem Vorderleib des Tieres durchziehen. Als sie dies erreicht hatten und nun das Pferd von beiden Seiten her zu halten und sein weiteres Einsinken zunächst aufzuhalten vermochten, rasteten sie für kurze Zeit. Mitten in der Kälte des Wintermorgens und dem steif wehenden Nordwind war ihnen der ganze Körper naß von Schweiß. Auch dem Mustang klebte das Fell an der Haut. Er fing aber schon wieder an zu arbeiten. Stein mit Hörnern winkte dem Gefährten. Dieser warf seinem Freunde auch das andere Lassoende zu, so daß Stein mit Hörnern den Hengst jetzt auf die Seite ziehen konnte. Der junge Krieger konnte sich nicht erinnern, daß er seine Muskeln schon einmal so angestrengt hatte, obgleich er sich in seinem Leben wahrhaftig nicht zum erstenmal in einer schwierigen Situation befand. Durch den Zug nach der Seite bekam das Tier mit der Hinterhand wieder etwas Bewegungsfreiheit und stieß mit den Hufen nun nicht mehr gerade nach unten, wodurch es immer tiefer gesunken war, sondern flacher. Das half weiter.
    Donner vom Berge konnte es wagen, seinen Blutsbruder für eine gewisse Zeit mit dem Mustang allein zu lassen. Er tappte rasch über das Moor hinab zum Wald und hieb junge, aber kräftige Stämme um. Damit kehrte er zurück. Riemen hatten die beiden Indianer genügend bei sich, da sie in der Absicht ausgezogen waren, den Hengst zu fangen und zu fesseln. Donner vom Berge brachte nicht nur die drei Baumstämme, sondern auch die beiden Fellröcke mit. Eine Decke hatten die Jäger nicht bei sich. Aber auch die Röcke taten den notwendigen Dienst. Donner vom Berge befestigte sie auf den Stämmen und gewann so eine Unterlage, die es nun unter den Mustang zu schieben oder auf die es den Mustang heraufzuziehen galt. Das versprach wieder eine schwere Arbeit zu werden. Donner vom Berge legte die neue Rutsche zurecht. Dann zogen und zerrten die beiden jungen Krieger den Mustang an dem Lasso, der hinter den Vorderbeinen, unter den Schultern durchlief, noch weiter zur Seite. Es kostete sie eine wütende Anstrengung, auch nur ein wenig mit ihrer Absicht voranzukommen. Aber endlich hatten sie erreicht, daß der Leib des Tieres die Stütze der Rutsche gewann. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Hengst auch die Hinterhufe frei bekam, doch in diesem Augenblick mußte er auch schon gefesselt sein, sonst versuchte er auszubrechen und brach dabei sofort von neuem ein. Während Donner vom Berge das Tier mit dem Lasso auf der Rutsche festband, lief Stein mit Hörnern darum herum und unternahm es, ein Vorderbein mit einem Hinterbein zusammenzufesseln. Er hatte sich schon eine Schlinge zurechtgemacht, mit der er zunächst das Vorderbein fing und festmachte. Ehe er auch ein Hinterbein gefangen hatte, bekam er noch einen Hufschlag ab, und es zeigte sich dabei einmal, daß er einige Jahre unter weißen Männern gelebt hatte, denn er sagte: »Damned!« Die Kräfte des Tieres waren durch den Kampf mit dem Moor schon erschöpft; es schien zu erschlaffen. Um den Hengst zuverlässig zu fesseln, bedurfte es doch noch der vereinten Anstrengung der Jagdgefährten, und dabei bekam auch Donner

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