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Heimlich Fee 1: Wie eine Freundin in mein Leben purzelte (German Edition)

Heimlich Fee 1: Wie eine Freundin in mein Leben purzelte (German Edition)

Titel: Heimlich Fee 1: Wie eine Freundin in mein Leben purzelte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo
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Justin den Speisesaal.
    Justin rempelte Laura im Vorbeigehen an und wieherte leise. Was das heißen sollte, war klar: Wenn ihr weiter mit dem Mathemonster redet, bleibt der Stall für euch verschlossen. Also nahm ich mein letztes Abendessen als Achtjährige alleine ein.

Unser Direktor im Haus Lindenhof heißt Doktor Habicht. Anfangs hatte ich Angst vor ihm, weil ich immer dachte, der operiert mich gleich. Aber Emma, die damals ja noch da war, klärte mich schnell auf.
    „Quatschkopf! Nur weil wir Doktor Habicht sagen müssen, ist der doch noch lange kein Arzt. Doktor ist sein Vorname!“
    Heute weiß ich, dass er in Wirklichkeit Bernhard Habicht heißt und irgendwas erforscht hat. So einer darf sich dann auch Doktor nennen.
    Bei uns läuft das an Geburtstagen so ab: Doktor Habicht sammelt alle Pakete ein, die für dich ankommen. In der Nacht vor dem Geburtstag schleichen er und deine Klassenlehrerin in dein Zimmer. Dort bauen sie mit den Geschenken, Kerzen und einem Blumenstrauß einen Gabentisch auf.
    Am nächsten Morgen fragt er dann immer: „Na, was hat dir die Geburtstagsfee gebracht?“ Als wenn einer von uns noch an Feen glauben würde!
    In meiner letzten Nacht als Achtjährige bekam ich kaum ein Auge zu. Stundenlang wälzte ich mich hin und her. Dabei hätte ich vor lauter Schlafmangel wie ein Stein schlafen müssen. Schließlich muss ich doch eingenickt sein, denn plötzlich schreckte ich auf. Irgendjemand fummelte an meinem Schreibtisch herum.
    „Frau Monteli?“, wisperte ich.
    Aber es kam keine Antwort.
    Als um sieben Uhr der Wecker schrillte, fühlte ich mich, als wäre eine Herde Wildpferde über mich hinweggetrampelt. Erst nach einer Weile fiel mir wieder ein, was heute für ein besonderer Tag war.
    „Jetzt bist du neun, altes Mädchen!“, gratulierte ich mir selbst.
    Jill war schon längst im Waschraum. Doch sie hatte mir einen kleinen Gruß hinterlassen: Alle Tulpen in der Vase waren in der Mitte abgeknickt. Daneben leuchtete das weiße Tuch, unter dem die Geschenke lagen. Noch im Nachthemd tapste ich hin und zog es mit einem Ruck zur Seite. Ohne groß zu zählen, wusste ich, dass ein Paket fehlte.
    Mamas packte ich als Erstes aus. Es war ein schönes pinkfarbenes Kleid. Bestimmt hatte sie es im coolsten Laden der USA für mich ausgesucht, doch leider gab es das auch hier in jedem Kaufhaus. Aber egal, der Wille zählte.
    Von Papa bekam ich eine selbst gebastelte elektrische Zahnbürste und ein Buch. Ich schlug es auf, doch die Seiten waren leer. Nur das erste Blatt war beschrieben. Gemüsepfanne ohne Gummibärchengeschmack lautete die Überschrift. Darunter stand das Rezept. Mein eigenes Kochbuch! Ich war begeistert. Papa musste es noch gestern Abend bei Doktor Habicht abgegeben haben.

    Das dritte und letzte Päckchen war von Oma Konstanzia. Oma Konstanzia ist die Mutter meiner Mutter. Sie hockt nicht im Altersheim im Schaukelstuhl und jammert oder strickt kratzige Socken. Oma ist eine „vornehme Dame mittleren Alters“, wie sie immer betont. Als sie jung war, hat sie Ballett getanzt. In London, Paris und allen anderen berühmten Städten. Ihre Wohnung in Berlin hängt voller alter Fotos, auf denen sie mit Filmstars zu sehen ist, die heute kein Mensch mehr kennt. Jedenfalls kein Mensch unter zehn. Auf ihre Pakete freue ich mich immer besonders, denn es ist jedes Mal etwas Großartiges drin.
    Heute freute ich mich aber gar nicht, weil es nicht das Paket von Emma war. Konstanzia hatte mir einen riesigen Schminkkasten geschickt. Nicht so einen billigen für Kinder, wo man nach dem Schminken immer wie ein Clown aussieht, sondern einen richtigen, wie ihn die Schauspieler am Theater benutzen. Trotzdem war ich betrübt. Ob einem die Oma etwas schickt oder die beste und einzige Freundin, ist nämlich ein himmelweiter Unterschied. Erst recht, wenn man sich auf eine Jeans mit rosa Flicken freut.
    Als ich geknickt wie meine Blumen auf dem Bett kauerte, spazierte Jill ins Zimmer. Sie war aufgebrezelt, als wollte sie in die Disco gehen.
    „Ach, herzlichen Glückwunsch übrigens!“, brummte sie.
    Und genau das machte mich stutzig. Jill ist immer so freundlich zu mir wie ein König zu seinem Stallburschen. Wenn sie mir gratulierte, musste etwas faul sein.
    Ich behielt sie genau im Auge. Jill legte ihre Waschtasche aufs Kissen, nahm ihren Schulrucksack und verließ das Zimmer.
    Nach fünf Sekunden Grübeln kam ich drauf. Jill ließ sonst keine Gelegenheit aus, ihren Schrank vor meinen Augen zu öffnen und

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