Heimlich Fee 4: Wie ein Zauber alles auf den Kopf stellte (German Edition)
springen und mitsingen!“ Nelly drehte sich im Kreis, als wenn sie uns ein neues Kleid zeigen wollte.
Kimi machte große Augen. „Du willst ernsthaft mit diesem Superdupermegastar singen?“, platzte es aus ihr heraus. „Mann, bist du mutig!“
Nelly nickte heftig. „Klar! Was meint ihr, warum ich seit zwei Tagen den Liedtext und jede kleinste Bewegung übe? Ich will mich da doch nicht blamieren!“
Dummerweise war ich es, die die gute Stimmung kaputt machte. Bei den Worten „seit zwei Tagen“ und „übe“ fiel mir nämlich etwas ganz anderes ein.
„Kann mich morgen Nachmittag eine von euch abhören?“, fragte ich in die Runde. „Ihr habt ja eure Eltern, aber ich musste am Wochenende ganz alleine lernen. Mit den Zaubertropfen, um Hohlgnome zum Arbeiten zu bringen, habe ich echt noch Probleme.“
Kimi verzog das Gesicht, als hätte sie auf einen Frosch gebissen. „Geht mir genauso. Dabei hab ich gebüffelt und gebüffelt. Aber bis Mittwoch krieg ich das schon in die Birne.“
Mia ist die Klassenbeste. Deshalb verwunderte es auch niemanden, dass sie sich zum Abhören anbot.
„Und du?“, erkundigte ich mich bei Nelly. Es gefiel mir nicht, dass sie während des Gesprächs in einer Musikzeitschrift blätterte. Mit anderen Worten: Ich machte mir Sorgen.
Nelly jedoch zuckte nur mit den Schultern. „Konnte nicht lernen. Hab meine Sachen hier vergessen.“
Richtig, das sah ich. Auf ihrem Tisch und Stuhl lagen Pflanzenteile herum. Genau da, wo Nelly sie am letzten Mittwoch nach dem Unterricht hingepfeffert hatte.
„So eine blöde Ausrede habe ich selten gehört!“, schimpfte ich. „Du hast gesungen und getanzt und kein bisschen an die Prüfung gedacht!“
Anstatt sich aufzuregen, ließ Nelly bloß das Heft sinken. „Da hast du völlig Recht. Doch selbst wenn ich Tag und Nacht lerne, bleibt nichts in meinem Kopf hängen! Schon wenn ich die Rezepte im Unterricht höre, dreht sich bei mir alles.“
Als ich wenig später im Bett lag, drehte sich auch bei mir alles. Bei uns auf dem Feeninternat darf man ruhig ab und zu mal durch eine Prüfung rasseln. Aber es ärgerte mich total, dass Nelly so gar keinen Ehrgeiz zeigte.
Eins müsst ihr noch wissen, bevor ich weitererzähle: Im Feeninternat haben wir nicht jede Woche den gleichen Stundenplan. Die Lehrer bringen uns immer das bei, was ihnen gerade besonders wichtig erscheint.
In dieser Woche hatte selbstverständlich Rosamunde Silberträne Vorrang. Unsere Zaubertrankprüfung war eine große Sache. Alle Feen der ersten Klasse hatten das begriffen, nur meine beste Freundin anscheinend noch nicht.
Beim Frühstück im Speisesaal spielte sie jedenfalls die Unbekümmerte. Und das, nachdem ich die halbe Nacht vor Sorge um sie wach gelegen hatte.
„Möchte noch jemand einen Schmetterlingswecken?“, flötete sie Mia, Kimi und mir zu.
Nein, eigentlich sprach Nelly wie immer. Aber ich hätte ihr trotzdem gegen das Schienbein treten können. Das meine ich bitterernst!
Zu viert bahnten wir uns anschließend einen Weg durch die umherwuselnden Feen im Flur.
Freia wartete vor unserer offenen Klassenzimmertür und kniff arrogant die Augen zusammen. Valentina stand neben ihr.
Freia ist eine fiese Kuh und Valentina so etwas wie ihr Dackel. Jedenfalls dackelt sie Freia überall hinterher und hat stets dieselbe Meinung. Und die ist immer blöd, wie ihr sofort merken werdet.
„Können Spitzohren überhaupt Zauberformeln lernen?“, lästerte Freia, als wir an ihr vorbei in die Klasse wollten.
Seht ihr, genau das meine ich! Weil Nelly ein halber Elf ist, hat sie spitze Ohren. Darauf hackt Freia nun schon seit Wochen herum. Niemand, wirklich niemand findet das auch nur im Entferntesten witzig oder cool.
Als Dank für die fiesen Worte latschte ich ihr auf die Zehen.
„Ups, ’tschuldigung“, sagte ich mit meinem süßesten Lächeln. „Ich bin und bleibe eben ein Plumpfuß!“
Auch wenn ich gerade sauer auf Nelly war, war sie natürlich immer noch meine beste Freundin. Und wenn es sein musste, würde ich sie bis zum letzten Blutstropfen verteidigen!
Ich glaube, Freia brütete schon darüber, wie sie es mir heimzahlen konnte. Da schwebte zu meinem Glück unsere Lehrerin den Gang herunter.
„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!“, knurrte Freia. Es war klar, was sie damit sagen wollte: Wenn du am wenigsten damit rechnest, kriegst du meine Rache zu spüren.
Rosamunde Silberträne ist eine alte Fee und sie sieht auch alt aus. Aber gleichzeitig unheimlich
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