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Heimlich Fee 4: Wie ein Zauber alles auf den Kopf stellte (German Edition)

Heimlich Fee 4: Wie ein Zauber alles auf den Kopf stellte (German Edition)

Titel: Heimlich Fee 4: Wie ein Zauber alles auf den Kopf stellte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo
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kreisenden Bewegungen.
    Buff! machte es. Und endlich hatte Nelly ihre Feengestalt zurück.
    Mia, Kimi und ich jubelten und umarmten sie stürmisch. Nelly hätte sich jetzt feiern lassen können. Auf den Händen hätten wir sie über die Wiese zur Schule getragen. Aber Nelly ist ja immer so schüchtern und bescheiden. Sie lächelte nur beschämt in die vielen Gesichter.
    Dann klatschte Rosamunde dreimal in die Hände und zeigte auf die Sonnenuhr über dem Eingang. „Damit auch unsere nächsten Begegnungen mit den Wesen des Waldes so gut ausgehen, beginnt nun der Unterricht, Herrschaften! Wer noch im Schlafanzug ist, beeilt sich bitte doppelt!“
    Murrend gehorchten alle und marschierten zum Internat. Kimi, Mia, Nelly und ich wollten natürlich auch gehen, aber unsere Lehrerin hielt uns auf.
    „Und ihr spritzt euch bitte eiskaltes Wasser ins Gesicht“, sagte sie ernst. „In einer Stunde müsst ihr topfit sein. Dann starten eure Prüfungen!“

Elf Stühle waren im Flur vor unserem Klassenraum nebeneinander aufgereiht. Elf Schülerinnen mit verkniffenen Gesichtern rutschten nervös darauf herum. Eine nach der anderen würde Rosamunde Silberträne in die Mangel nehmen.
    Sie ist eine liebe und gerechte Lehrerin, aber bei ihren Rezepten und Tinkturen versteht sie bekanntlich keinen Spaß. Ein Gramm zu viel, eine verdrehte Zahl – und es hagelt Ärger.
    Kimi, Mia und ich waren angespannt bis in die Fußspitzen. Weniger wegen uns selbst, wir hatten ja viel geübt, sondern wegen Nelly.
    Als die Tür aufgerissen wurde, fuhren wir herum. Elf Köpfe drehten sich gleichzeitig in eine Richtung. Freia trat heraus, sie war der erste Prüfling gewesen.
    „Bestanden!“, jauchzte Freia. Beinahe hätte ich mich mit ihr gefreut, aber dann musste sie wieder fies sein. Mit ihrer Urkunde wedelte sie provozierend vor Nellys Gesicht herum.
    „Schau dir die Urkunde ruhig an, Spitzohr“, lästerte sie lautstark. „Du selbst wirst ja wohl keine bekommen!“
    Ja, ich weiß, ich hätte es machen sollen. Ich hätte Freia einfach umhauen sollen. Aber dafür bin ich nun mal ein zu gut erzogenes Menschenkind. Außerdem war ich als Zweite dran.
    Ohne Rücksicht auf meine Erlebnisse der langen Nacht prüfte mich Rosamunde auf Herz und Nieren: Zaubersalbe zum Abschrecken von Muffeltrollen. Zaubertropfen, um Hohlgnome zum Arbeiten zu bewegen. Medizin, um Juckreiz loszuwerden.
    Ich war so müde, dass ich gar nicht anders konnte, als alles herunterzuleiern. Zum Glück hatte ich Nelly die Rezepte so oft vorgebetet, dass ich sie im Schlaf beherrschte.
    Ich bekam ein Lob und meine Urkunde. Aber sie bedeutete mir in diesem Moment rein gar nichts. Ich wollte, dass Nelly ihr Grunzen loswurde und morgen auf der Bühne singen konnte. Das hatte sie einfach verdient. Aber dafür musste auch sie bestehen.
    Eine nach der anderen betrat nun mit hängendem Kopf das Klassenzimmer. Und kam breit lächelnd wieder heraus. Mia, Valentina, Kimi, Clara. Und dann war es so weit. Die zwölfte und letzte Schülerin war an der Reihe: Nelly.
    Stöhnend erhob sich meine Freundin, als hätte sie noch immer Kimi, Mia und mich auf dem Arm.
    Traurig sagte sie: „Ich weiß gar nicht, warum ich mir das antue, grunz!“
    Wir mussten Nelly regelrecht zum Eingang schubsen, sonst wäre sie wohl im letzten Moment doch noch getürmt.
    Die Tür ging zu. Und das Warten begann. Mia, Kimi und ich pressten ein Ohr an das Holz, aber mehr als dumpfes Gemurmel drang nicht zu uns durch.
    Da kam mir ein Gedanke. Ich hatte einmal mitbekommen, wie Fortunea Tautropf Türlauscher entlarvt hatte. Der Spruch ging ganz leicht.
    „Mogatta morgana!“ , zischte ich. Sofort wurde die Tür von unserer Seite her durchsichtig.
    Rosamunde saß seelenruhig auf ihrem Stuhl und bewegte den Mund. Nelly stand mit gesenktem Kopf vor ihr. Plötzlich aber geschah etwas Sonderbares. Nellys Gesicht hellte sich auf. Sie nahm ein Stück Kreide und begann zu schreiben. Ihre Hand flog nur so über die Tafel.
    Als Nelly fertig war, erhob sich Rosamunde von ihrem Stuhl. Was kam jetzt?, fragten wir drei uns. Das hatte die alte Fee bei keinem von uns gemacht.

    Na, was kam wohl? Rosamunde schlang ihre kurzen Arme um Nellys Hals und zog sie fest an sich. Zum Abschluss drückte sie Nelly die Urkunde in die Hand – und einen dicken Kuss auf die Stirn.
    „Das Grunzen ist weg!“, jubelte Nelly, als sie wieder vor uns stand. „Ich werde mit Elli Elfenbein singen!“
    Wir umarmten Nelly. Wohl zum hundertsten Mal heute.

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